Dann mal meine Strategie bei Amigo
Ungefähr zum Zeitpunkt seiner - sehr spät aufgetretenen - Pubertät hatte er eine Phase, wo er aus seinem Jagdverhalten gar nicht mehr rauskam.
Das äußerte sich so, dass er permanent auf der Suche nach jagdlichen Reizen war, die Nase war permanent am Boden oder im Wind, die (Schlapp-)Ohren auf Radar gestellt, die Körperspannung und Haltung zeigte permanent einen Hund "auf der Jagd".
Was mir zu Gute kam: Amigo kannte von Welpe an Freilauf, und Leine hatte für ihn die Bedeutung: Der Bewegungsspielraum ist zwar eingeschränkt, aber die Leine hinderte ihn nicht daran, seinen hündischen Bedürfnissen nachzukommen.
Dazu zählt aber nicht Jagd, weil (zumindest für einen Retriever) Jagd eben nur ohne Leine möglich ist.
Da ich bei ihm schon vor der Pubertät mit Apportiertraining angefangen hatte, hatte ich hier schon Basics, bei denen Amigo von sich aus schon sehr viel Motivation mitbrachte.
So konnte ich die Leine einsetzen, um ihm anzuzeigen: Jagd ist beendet.
So habe ich ihm immer mal wieder WÄHREND der Spaziergänge kurze Apportiereinheiten angeboten, und das Ende dann durch Anleinen signalisiert. Angeleint blieb er, bis ich merkte dass er nicht mehr im Jagdmodus war - und das war daran zu erkennen, dass er wieder anfing die Umwelt eben nicht in seiner typischen Jagdhaltung zu scannen, sondern einfach anfing zu schnüffeln zum Markieren, z. B., oder eine modrige Stelle mal genauer zu inspizieren, also überhaupt Gerüche wahrzunehmen, die keinen Jagdspaß versprechen. Oder auch überhaupt Interesse an anderen Hunden zu haben.
In den ersten Tagen hat es 15 Minuten gedauert, bis der Kerl aufhörte, an meinem Knie klebend mit bettelnden Augen "Mehr, mehr, mehr" einzufordern. Das war echt zäh...
Aber diese Zeiten wurden immer kürzer, und nach ca. 3 Monaten konsequenter Anwendung dieser Vorgehensweise konnte Amigo tatsächlich sofort akzeptieren, wenn ich die Dummies wieder einpackte und "Ende" signalisierte - und dann sofort auf "Normal-Spaziergeh-Modus" umschalten.
Dazu kam natürlich Konditionierung auf seine Hauptbeute - die Dummies.
Will ich etwas sehr intensiv trainieren, nutze ich Superleckerchen als Superverstärker.
Hundewurst ist da richtig toll, aber der Jackpot sind hier Hähnchenherzen.
Die setze ich selten, aber ganz bewusst ein, wenn ich gezielt Lernlektionen vertiefen will.
Hm - ein sehr bewährtes Mittel, um ganz klar "Ende der Jagd" zu signalisieren, ist das Futter-Erarbeiten: Ich habe die morgendliche Löserunde eine Zeit lang so gestaltet, dass es zunächst einen kurzen Lösegang gab; Anschließend habe ich 2, maximal 3 Apportaufgaben gegeben, und direkt danach gab es vor Ort die mitgebrachte morgendliche Futterration. Danach ging es zum Auto/nach Hause, und da war dann Ruhe.