Ja, das mag schon sein, aber das drückt für mich den Zeitgeist aus, wie ein Hund zu sein hat.
Sie sollen in menschliche Charaktereigenschaften gepresst werden.
Natürlich können wir nun mit menschlichen Worten beschreiben was wir sehen.
Das Gefühlsleben von Säugetieren ist nahezu identisch, beim Menschen sehr komplex, und dann natürlich auch mit menschlichen moralischen und ethischen Maßstäben verquickt, aber dennoch sind die grundsätzlichen Gefühle identisch oder zumindest sehr ähnlich.
Auch Charaktereigenschaften - also Schwerpunkte von Verhaltensweisen - sind sehr ähnlich bis identisch.
Wir pressen Hunde nicht in menschliche Charaktereigenschaften.
Möglicherweise meinst du aber auch damit, Menschen hätten eine Vorstellung, wie Hunde sein sollten, die Hunde zu "besseren Menschen" macht.
Um es ganz platt auszudrücken: Menschen gelingt es nicht, ihre Raubtiereigenschaften zu unterdrücken, aber von Hunden wird dies verlangt.
Das ist zumindest die Vorstellung in den Köpfen einiger Menschen.
Ein Verhalten, das von Menschen dann als "lieb" bezeichnet wird, obwohl es für Hunde in der Regel eher untypisch ist.
Ah ja.
Nur mal zum Nachdenken: Hunde und Katzen sind ja eigentlich Feinde, und Katzen werden von Hunden als Beute betrachtet.
Trotzdem leben in vielen Haushalten Hunde und Katzen oft nicht nur nebenher, sondern sind Sozialpartner, die Verhaltensweisen wie gegenseitiges Grooming oder auch zusammen kuscheln zeigen.
Das sind dann alles untypische Hunde?
Ich glaube, du solltest mal deinen Fokus wechseln, und Verhalten differenzierter betrachten.
Weil die Bezeichnung "lieb" für mich erstmal nur eine menschliche Bewertung eines hündischen Verhaltens ist.
In meinem Beispiel habe ich einen Hund beschrieben, der über Beobachten das Verhalten des anderen Hundes als "liebes Verhalten" einordnet.
Mehr zur Bezeichnung "lieb" nach dem nächsten Zitat.
Ich würde hier nicht das Wort "lieb" verwenden, sondern eher von einer freundlichen, einladenden Kommunikation sprechen, die dann vom anderen Hund erkannt und mit wachsender Sicherheit dann erwidert wurde.
Ah ja - glaubst du, ein Hund würde das Verhalten eines anderen Hundes als "freundliche, einladende Kommunikation" bezeichnen?
Mich mutet das gerade an, als ob ich sagen würde: "Gibst du mir mal bitte dein Handy?", und du würdest dann sagen: "Korrekt bezeichnet ist das ein transportables Telekommunikationsgerät".
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Wenn jemand mich fragt: "Sind deine Hunde lieb?", dann weiß ich, dass derjenige wissen will, ob er an Leib und Seele (oder auch körperlich und psychisch) unbeschadet bleibt bei einem Kontakt (einer freien Interaktion).
Ich mache sie nicht zu Engeln, oder Übermenschen, und ich presse sie auch nicht in irgendein menschengemachtes Verhaltenskorsett, wenn ich darauf einfach mit "Ja" antworte.
Mittlerweile sage ich des Öfteren: "Ja - aber meiner Kleiner ist laut."
Der untermalt seine Spielaufforderungen nämlich gerne mit lautem Bellen - und das verunsichert manchen Hund.
Deshalb manage ich bei ihm mehr, damit andere Hunde Sicherheit gewinnen können. Nicht alle, aber bei manchen.