Beiträge von Hundundmehr

    Warum funktioniert die Ausbildung über negative und positive Verstärkung und positive Strafe in Kombination so gut?

    Möglicherweise, weil du dich mehr in einer Blase mit Hundetypen bewegst, die eine solche Methode besser verkraften.


    Mir ist noch immer nicht klar, warum du die Verhaltensweisen von Hunden innerhalb einer sozialen Gruppe auf das Verhalten von Hunden gegenüber gruppenfremden Hunden oder Menschen überträgst.

    Weil die phylogenetische Entwicklung von Haushunden durch die Domestikation und damit verbundene Adaption an die Menschenwelt eine große Veränderung im Sozialverhalten bewirkt hat.

    Hunde sind keine Rudeltiere mehr im Sinne des Begriffs "Rudel", welches auf der sozialen Basis von Wölfen bestimmt wird.

    Hunde leben in der Menschenwelt, es gibt keine klare (territoriale) Trennung von Artgenossen mehr, sie werden täglich mit vielen, unterschiedlichen Artgenossen konfrontiert, müssen und haben gelernt, mit diesen zu leben.

    Artgenossenaggressivität bedeutet immer eine äußerst starke Einschränkung in den Bewegungsmöglichkeiten außerhalb des eigenen Territoriums (des Zuhauses).

    Dass der heutige Haushund dem menschlichen Sozialverhalten näher steht, als dem Sozialverhalten seines Urahn, des Wolfes, wurde u. A. auch schon von Feddersen-Petersen in ihrem Buch "Hundepsychologie" beschrieben.

    Nein, das macht Hunde nicht zum Menschen, erst Recht nicht zu einer "besseren Version des Menschen" oder zum "besseren Menschen".

    Obwohl ich da manchmal meine Zweifel habe - Menschen sind Meister im Verstecken ihrer Motivationen, Hunde sind da ehrlicher und direkter :denker:

    Eigentlich müsste man Hüte-Hunde in Treib-hunde umbenennen, das wäre weniger missverständlich. Aber da ich es jetzt auch gecheckt habe, kann es erstmal so bleiben :)

    Ich verstehe dein Dilemma :bussi: , es ist auch etwas verzwickt, weil Hunde neben ihrer Spezialisierung eben auch noch andere "Talente" haben, nicht so ausgeprägt, aber eben doch zusätzlich zur Spezialisierung nutzbar.

    Grundsätzlich wird beim Hüten gehütet, also z. B. aufgepasst, dass sich nicht einzelne Hütetiere von der Gruppe entfernen.

    Beim Treiben wird die zu hütende Gruppe von einem Ort zu einem anderen bewegt - und natürlich wird dabei auch aufgepasst, dass nicht einzelne Mitglieder der Gruppe verloren gehen (also gehütet).

    Die FCI-Gruppe heißt aber auch "Hüte- und Treibhunde"; Es gibt also schon eine Unterscheidung bei diesen Fähigkeiten, weshalb ein Umbenennen von Hütehunden in Treibhunden nicht richtig ist :klugscheisser:

    Noch mehr Verwirrung: Auch Herdenschutzhunde bringen ein - mal mehr, mal weniger - ausgeprägtes Talent zum Hüten und Treiben mit, auch wenn ihre Hauptaufgabe natürlich der Schutz ihrer Herde ist.

    Dafür bringen dann einige zu den Hüte- und Treibhunden zählende Hunderassen auch ein gewisses Potential zum Schützen (Abwehren) mit.

    Als was, wenn nicht als "Jungmenschen", sehen diese Hunde denn dann Kinder an? Als Marsmännchen?

    Kleinere, unberechenbare Säugetiere - dh entweder eine potentielle Gefahr oder ein potentielles Beutetier.
    (Gilt für manche, idR schlecht / kaum sozialisierte, Hunde)

    Was sehen denn idR gut sozialisierte Hunde darin?

    Also, ein Hund, der einen anderen Hund beschädigt, ist normal, aber ein Hund, der das Kind einer anderen Spezies beschädigt, gehört euthanisiert, weil hier die Adaption höher ist?

    Ist das jetzt der "stille Post"-Effekt, oder warum machst du hier aus meinem "ungehemmt beschädigt" eine diffuses "beschädigt"?

    Oder siehst du da etwa gar keinen Unterschied?

    Dann empfehle ich dir mal Feddersen-Petersen, und ihre Ausführungen zu "Abstufungen im Aggressionsverhalten".

    Das könnte evtl. daran liegen, dass du die Frage nach dem fehlenden Erkennen von Schutzbedürftigkeit infolge eines Vorfalls, der vermutlich aufgrund fehlgeleiteten Beutefangverhaltens entstand, aufgeworfen hast und dabei nie klar abgegrenzt hast, dass du dich eben gerade nicht darauf beziehst.

    Das Zugrundeliegen fehlgeleiteten Beutefangverhaltens ist lediglich eine Vermutung.

    Es ist aber unerheblich, warum der Hund kein angemessenes Verhalten bei einem Kind gezeigt hat; Aufgrund der Adaption an die Menschen und der damit verbundenen Veranlagungen hätte er nicht diese ungehemmte Beschädigung zeigen sollen und dürfen.

    Damit ist er gefährlich, die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung bei entsprechender Gelegenheit ist deutlich höher, weshalb er niemals mehr die Möglichkeit zum Aufenthalt in (Lebens-)Räumen haben darf, die ihn mit Menschen in Berührung bringt.

    Statt lebenslanger Isolation halte ich eine Euthanasierung für die beste Lösung.

    Daraus lässt sich die Forderung ableiten, es muss in Zukunft eine staatlich anerkannte Ausbildung geben, in der nach einem Lehrplan gelehrt wird, der "tierschutzgerecht" ist. Dann verschwinden nach und nach alle "unfähigen" Trainer vom Markt, die auch so tierschutzwidrige Dinge, wie die Verhaltensmodifikation auch mittels positiver Strafe lehren.

    Natürlich müssen auch die Sachverständigen wissenschaftlich und "tierschutzgerecht" geschult und ausgebildet sein.

    Ob das die Hundewelt besser macht, kann bezweifelt werden.

    Dann gäbe es all diese selbsternannten Hundegurus, die mit "Ampelsystem, bei dem der Hund lernt rückwärts zu denken", mit "vererbten Rudelstellungen", mit Dominanz- und Alphatheorien, mit "Energiiiiiiiie ...mit Luft abdrücken mittels speziell dafür konstruiertem Halsband" etc., nicht mehr, die immer eine gehörige Anhängerschaft um sich versammeln - und das wäre eine eindeutige Verbesserung in der Hundewelt ... für Hunde.

    Menschen hätten da wohl eher ihre Probleme, denn immerhin kann derzeit immer irgendwo irgend jemand gefunden werden, dessen Erklärungen genau zur eigenen Meinung passen, und ihn von jeglicher Schuld/jeglichem Versagen in Punkto Hundeerziehung freisprechen.

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    Glaubt irgend jemand von euch, die Erde wäre eine Scheibe?

    Auch dafür findet man im Internet Belege, die "wissenschaftlich fundiert" Beweise dafür liefern, dass dieses ganze Gerede von "runder Erde" ein Trick ist, um die Menschheit blöd zu halten...

    "Wisst ihr noch - früher, als wir noch naive Kinder waren und glaubten, die Dummheit der Menschen läge am Mangel der Informationsmöglichkeiten? ... Ich sag mal so: DAS war es nicht ..." (Internetfund auf fb)

    Ich glaube nicht, dass mein Hund die Schutzbedürftigkeit von Beutetieren erkennt.

    Erstens hat davon niemand geredet, und zweitens ist Beutefangverhalten ein völlig anderer Verhaltenskreis als Sozialverhalten; Natürlich wäre es völlig "gaga", wenn ein Raubtier auf Beutefang in seinem Beutefangverhalten gehemmt würde, wenn er die auserkorene Beute als Jungtier und damit sozial schutzbedürftig erkennt.

    Ich weiß nicht, warum hier Beutefangverhalten und Sozialverhalten immer miteinander vermischt wird, das ist völlig unlogisch und bar jeglichen wissenschaftlichen Ansatzes.

    Nur zur Erinnerung: Es ging um das Erkennen-Können von juvenilen Menschen, also Kindern, und diese gehören eben genau der Spezies an, mit der "Hunde adaptiert sind" (Feddersen-Petersen).

    Eben genau deshalb haben Hunde, die in Menschen (wozu auch Kinder gehören) Beute sehen, ein fehlgeleitetes Beutefangverhalten.

    Auch hier wird immer wieder anekdotisch berichtet, dass Hunde im Umgang mit Kindern diese nicht als Erwachsene ansehen, und ihnen die Kompetenz Erwachsener nicht zugestehen.

    Als was, wenn nicht als "Jungmenschen", sehen diese Hunde denn dann Kinder an? Als Marsmännchen?

    Die These, dass mehr Hunde auffällig werden, welche vorher eine Hundeschule besucht haben als solche, die nie eine Hundeschule von innen gesehen haben, mag stimmen.

    Schau mal, das steht im Positionspapier:

    Zitat

    Dass auch heutzutage die Effektivität von Hundeschulen in Frage gestellt werden muss, zeigt eine aktuelle Studie: Hunde deren Halter/innen die Hilfe eines Hundetrainers/trainerin in Anspruch genommen haben, verursachten 2,4-mal so häufig Verletzungen, wie Hunde ohne Trainer/innen.

    Wie du selber anmerkst, sagt dies nichts über die Methodik des jeweiligen Trainings aus, sondern nur über die Effektivität, die eben genauer betrachtet werden muss; Ob das Training nicht zweckmäßig war, ob erst dadurch das Problem des Hundes entstanden ist, oder ob der Hund schon vorher problematisch war und durch das Training nicht verbessert wurde, oder vielleicht sogar verschlimmert, lässt sich dieser Aussage nicht entnehmen.

    Fakt ist nurmehr ein Mangel an Effektivität - denn eigentlich soll ein professionel angeleitetes Training ja dazu führen, weniger Verletzungen durch Hunde zu gewährleisten, und nicht etwa, wie durch diese Studien.

    Eine mögliche Ursache wurden mit "zu viel Druck und Härte" als Auslöser für "Minderwertigkeitsgefühle, emotionale Enttäuschung, Frustration und Protestverhalten" angegeben (Holst 2017).

    Eine mögliche Ursache - nicht die alleinige mögliche Ursache.

    Üblicherweise kommen eher die Leute mit Hund in eine Hundeschule, die ein Problem haben. Ist die Frage nach Huhn oder Ei ...

    Nein, das ist nicht so! Und dass man das nicht versteht als Hundetrainerin liegt an der mangelnden akademischen Bildung im Gegensatz zu Tierärzt:innen. Ja wurde genau SO gesagt (V.T. hust hust)

    Keine Ahnung wo das herkommt, aber im Positionspapier steht Folgendes:

    Zitat

    Die Tatsache, dass es aufgrund fehlender Bestimmungen und Kompetenzen bei der Beurteilung von Hunden durch Hundetrainer/innen oder amtlich bestellte Sachverständige immer wieder zu Beurteilungen kommt, die weder tiergerecht noch wissenschaftlich fundiert sind, zeigt uns: Vielen, die Hunde erziehen, trainieren oder deren Verhalten beurteilen sollen, sind die wissenschaftlich begründeten tiergerechten Ausbildungsmethoden für Hunde nicht bekannt.

    Da steht nicht von: "Alle müssen eine akademische Ausbildung (wie Tierärzte) haben" - und btw: Die Ausbildung von Tierärzten beinhaltet nur veterinärmedizinisch relevante Verhaltensaspekte; Nicht umsonst gibt es zusätzliche Qualifikationen für Tierärzte mit dem Schwerpunkt "Verhalten".