Das ( diese Sichtweise) ist so ein riesen Problem heutzutage..
"Da funktioniert was nicht richtig, reize werden nicht richtig verarbeitet, irgendwas ist da bestimmt"- nein.
Ganz klares nein , es gibt Hunde die tatsächlich so sind ohne Erkrankungen und Co .
Will nur keiner hören und passt nicht in die moderne Sicht auf Hunde als hohe Wesen statt Tier.
Also lieber wieder die "alte Sicht" von Hunden als Reiz-Reaktionsmaschinen einnehmen?
"Hunde die tatsächlich so sind", bei denen ohne jeglichen Auslöser "ein Schalter im Hirn umgelegt wird" gibt es durchaus, und ich denke, es gibt viele Ursachen für ein dermaßen untypisches Canidenverhalten.
Bestimmte Krankheitsbilder können Auslöser sein.
Aber auch genetische Faktoren, deren Manipulation (Selektion) beim Haushund in überwiegendem Maß vom Menschen vorgenommen wird (Stichwort: Spezialisierungen), können hier zugrunde liegen.
Bestes Beispiel - was für die meisten User hier wohl am Leichtesten nachzuvollziehen ist - sind hier doch die Manipulationen, die das Brachyzephaliesyndrom hervorgerufen haben; Hier wurde an einer einzigen Stellschraube gedreht, der Verkürzung des Fangs, mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen.
Von daher ist es durchaus, dass auch eine Selektion auf bestimmte Verhaltensmerkmale irgendwann eine Grenze überschreitet, die das grundsätzliche Normalverhalten "sprengt", und ein Ergebnis zeigt, das ohne einen erkennbaren Auslöser ein völlig untypisches Verhalten hervorbringt.
Das wirkt, als würde bei neuronalen Verknüpfungen auf einmal ein Kurzschluss entstehen, der völlig unvorhergesehene andere neuronale Reaktionen "anknipst".
Dabei muss man sich zunächst einmal vor Augen halten, dass der genetische Bauplan unserer Hunde allein aus dem genetischen Basismaterial des Wolfes stammt - alles was wir an unterschiedlichen Merkmalen bei unseren Hunden heute sehen, vom Zwerghund bis zum Riesenhund, vom reinen Begleithund bis hin zum Spezialisten, entstammt alleine diesem Genmaterial.
Aber auch dieser hoch diversive (vielfältige) genetische Bauplan hat seine Grenzen.
Auch hier ist es wieder am Leichtesten nachvollziehbar bei den körperlichen Grenzen: Bei Zwergwuchs haben auf einmal innere Organe, wie Herz, Lunge, aber auch das Gehirn nicht mehr genügend Platz im zu kleinen Körper, überproportionale Masseverlagerungen führen zu Deformationen in den Gliedmaßen und überschreiten die Belastbarkeit der Gelenke.
Aber auch das Gehirn hat einen "Bauplan", dessen normale Funktionalität Grenzen hat; Überhöhte Ausprägungen von Verhaltenskreisen wie z. B. Aggressivität und bestimmte Sequenzen des Beutefangverhaltens könnten auch hier zu "Fehlentwicklungen" bei den normalerweise entstehenden neuronalen Verbindungen im Gehirn führen, gerade dann, wenn sich überhöhte Ausprägungen aus verschiedenen Verhaltenskreisen überschneiden.
Es ist vorstellbar, dass dann eine spontane neuronale "Explosion" im Gehirn die eigentlich vorhandene "lange Zündschnur" von jetzt auf gleich völlig ausschaltet, und diese - bis dahin schlummernde - überhöhte Ausprägung ausbricht.
Mein Fazit hinsichtlich des XXL-Bully: Hier wurde durch die menschliche Selektion eine Grenze überschritten, die ein nicht mehr zu kalkulierendes Potential an gefährlichem Verhalten zeigt.
Mir tun diese Hunde leid, denn eigentlich sind sie - genauso wie andere Qualzuchten - Opfer von menschlichen Vorlieben, deren Ausmaß das was das genetische Material leisten kann, bei weitem überschreitet.
Trotzdem gehört diese Rasse verboten.
Auch, weil eine Ursachenforschung viele Jahre in Anspruch nehmen würde, Jahre, in denen es immer wieder zu Vorfällen kommen wird, die dann eben auch zu Lasten der gesamten Hundepopulation gehen würde.