Beiträge von Hundundmehr

    Ich behaupte und dazu stehe ich, wir sperren den Hund nicht weg. Wir geben ihm den Raum, spielen zu können und sich auszutoben

    Das hier ist ist für mich der Kernpunkt des Problems, welches ich bei dir sehe: Da haben sich etliche erfahrene User richtig Mühe gegeben, sich die Finger wundgetippt um zu erklären, warum die Art und Weise wie ihr den Hund "zur Ruhe bringt" ein kontraproduktives Wegsperren ist - und du beharrst dennoch darauf, das wäre kein Wegsperren, sondern "Raum geben" für den Welpen.

    Das ist aber dein Empfinden mit dem Raum geben, nicht das des Welpen.

    Es wurde eingehend erklärt, warum mindestens Sichtkontakt notwendig ist.

    Und ich werde das Wort in Zukunft meiden.😎

    Ich habe es daher noch nie genutzt. Genauso wenig wie Bindung. Auch so ein Unwort, mit dem um sich geworfen wird und keiner wirklich weiß, was damit gemeint ist.

    Na ja, zumindest bei "Bindung" gibt es in der Psychologie die Definition "emotionale Beziehung zwischen zwei Menschen (Lebewesen)".

    Aber auch sehr viele Theorien, und im Alltagsumgang eben auch viel mehr Halbwissen, was auch wieder zu selbstgeschusterten Anschauungen führt, weshalb ich sehr gut nachvollziehen kann, warum du das nicht nutzt.

    Finde ich gut :bindafür:


    Anmerkung: Ich nutze in diesem Zusammenhang allerdings gerne die Wirkung von Oxytocin, einem Bindungshormon welches vor Allem aus der Mutter-Kind-Bindung bekannt ist, aber eben auch in der Beziehung zwischen Hund und Mensch große Wirkung hat, weil es auf positive Weise die Bindung zwischen Hund und Mensch beeinflusst und stärken kann.

    Sicherlich machen wir viele Fehler als Anfänger und ja vermutlich ist er ne echte Herausforderung. Und wie im anderen Thread geschrieben, haben wir das Welpensein uns ruhiger und entspannter vorgestellt.

    Welpensein ist nie ruhig und entspannt, nur wenn der Welpe richtig schläft. Das macht er nicht 16-17 Stunden am Tag - oder, wie ihr vermutet hattet, sogar 20 Stunden - sondern viel davon sind Ruhezeiten, die mal kurz, mal länger sind.

    jetzt gerade liegt er seelenruhig in seinem Körbchen neben mir am Sofa. Unangeleint! Kam sofort zur Ruhe.

    Sagt dir das was?

    NEBEN dir.

    In deiner Nähe.

    Weil Nicht-Alleine-Sein einfach auch entspannt.

    Du hattest geschrieben, er könnte durch das Aussperren endlich entspannen.

    Nein, euer Welpe entspannt da nicht - er hat aufgegeben, weil er gelernt hat dass man ihn verlässt.

    Alleine, ausgesperrt, ohne Anschluss an soziale Kontakte.

    Deshalb fährt er hoch, sobald er auch nur hört dass sich jemand nähert - weil ihn das Alleine-Sein stresst, weil er nicht dafür gemacht ist.

    Durch das Aussperren habt ihr ihn noch mehr darauf konditioniert, dass Action ist, sobald ihr euch nähert.

    Was euer Noch-Welpe lernen muss, ist zu entspannen, wenn ihr da seid.

    Dass nicht immer Action ist wenn ihr da seid.

    Dafür müsst ihr euch Zeit nehmen.

    Mal an zwei Beispielen:

    Du hattest geschrieben von Unternehmungen, wie Bus/Bahnfahrten und Zoobesuche.

    Danach gibt es Zuhause Futter - und danach setzt sich zumindest einer von euch zusammen mit dem Welpen hin, damit er in eurer Nähe zur Ruhe kommt.

    Die meisten Welpen wollen noch etwas Spielen nach dem Fressen, als Mensch achte ich darauf, die Dynamik in diesem Spiel immer weiter runter zu fahren, Ruhe reinzubringen.

    Oft hat es dann gereicht, einen kleinen, harten Kausnack zu geben, um diese Spielphase als beendet zu deklarieren.

    Sitzenbleiben, evtl. ein Buch nehmen und lesen, hilft ungemein dem Welpen "Ruhe" zu signalisieren.

    Das klappt nicht auf Anhieb, und es braucht Geduld - zu Beginn sehr viel, aber es wird Stück für Stück weniger.

    Ich habe übrigens bei meinem Youngster (der auch sehr wild war und deutlich mehr Input zum Thema "Beißhemmung" benötigte - wozu ich immer mit ausgebeulter Hosentasche rumlief, weil ich darin immer einen Ersatz zum Zähnereinhacken statt meiner Hände rumtrug) das Signal: "Heia-machen" etabliert; Das funktioniert heute noch gut, weil ich ihm damit heute noch sehr gut damit sagen kann: "Nein - du hast gerade gefressen, und ich schmeiß dir das Spieli jetzt nicht, was du mir da anschleppst!"

    Aber auch das hat gedauert.

    Dass ihr im HO beim Arbeiten keinen Hund braucht, der euch ständig stört, kann ich verstehen.

    Dann nehmt euch die Zeit, außerhalb der Arbeitszeiten, mit einem Buch bewaffnet, den Hund mit hoch zu nehmen (natürlich nach einer Spielphase, evtl. vorher Fressen geben - und Lösen-Lassen nicht vergessen!), ihn in einen mit etwas Spielzeug ausgestatteten Welpenauslauf zu setzen, und ihr setzt euch hin und lest.

    Vielleicht zu Beginn nur mal 10 Minuten, und diese Zeit dann steigern, bis ihr auch merkt dass der Welpe dort einfach irgendwann schläft.

    Hilfreich kann hier auch eine große Rinderkopfhautplatte sein (gerade im Zahnwechsel), aber ihr könnt auch einen mit Quark gefüllten Kong etablieren als konditioniertes Ritual für "jetzt ist Ruhe angesagt".

    Was ihr braucht ist Zeit und Geduld.

    Viel Geduld - umso mehr, weil ihr einfach verpasst habt, euren Welpen von Beginn an zu lehren, in eurer Nähe Ruhe zu finden.

    Ruhe und Sicherheit.

    Die Sicherheit, niemals verlassen zu werden.

    Denn die Gewissheit, nie verlassen zu werden ist der einzige Garant, auch stressfrei alleine bleiben zu können.

    In der Gewissheit, dass die Menschen immer wieder kommen.

    Ihr konditioniert gerade das Gegenteil.

    CupersHerrchen

    Da liegt aber schon der Hase im Pfeffer bei der Aussage wir gehen schon zu ihm rein und machen dann dies und das mit ihm...

    Ihr geht zu ihm und dann heißt es Action...

    Wie soll er dann in eurer Gegenwart entspannt sein?

    Genau das meine ich, du vermutest, wir spielen mit ihmim Auslauf? Nein, wir holen ihn raus und machen dann etwas. Es fehlt Kontext. Bleibt sachlich und interpretiert nichts dazu.

    Du verstehst nicht richtig: Ihr geht zu ihm hin, und dann heißt es Action - ob ihr das im Auslauf macht, oder ob ihr ihn dazu rausholt, ist doch völlig irrelevant.

    Du verstehst weder die Bedürfnisse des Welpen, noch den Sinn der hinter den Aussagen steckt.

    Hier haben schon etliche den Tipp gegeben, den Welpenauslauf in eurer Nähe zu haben, denn der Welpe kann nur lernen in eurer Nähe zu entspannen, wenn er das Entspannen in eurer Nähe lernen kann.

    Ja, das ist Arbeit, und anstrengend, weil die Fortschritte nur in ganz kleinen Schritten stattfinden.

    Ich habe den Eindruck, der Welpe muss schon jetzt für euren gewohnten Alltag funktionieren - und das kann kein Welpe von Beginn an, dass muss er erst lernen.

    Dafür fehlt euch einfach die Geduld, erst Recht, wenn die Einschätzung des Trainers richtig ist und ihr einen Welpen hat, der da besonders resilient ist, weil das einfach noch mehr Geduld erfordert.

    Geduld, nicht Zwang.

    Gebt ihn ab.

    Der Welpe ist überwiegend allein, und ihr wundert euch dass er fiept und jault sobald er auch nur hört dass jemand da ist?

    Welpen sind nicht für das Alleinesein gemacht, und gerade ein Labrador ist für das Zusammenleben mit den Menschen gemacht und gedacht.

    Der Welpe tut mir einfach nur leid, bitte gebt ihn ab, am Besten zurück zum Züchter, der ihm ein liebevolleres Zuhause sucht mit Menschen, die Verständnis und Zeit und Geduld mit einem Welpen haben und den Aufwand machen wollen, den es einfach braucht um einen Welpen liebevoll anzuleiten, ein für alle angenehmes Zusammenleben mit dem Menschen zu lernen.

    Das ist ein Lebewesen mit Bedürfnissen - Bedürfnissen, für die euch jegliche Empathie fehlt.

    WorkingDogs Ich bin nicht die Einzige, die mit deinen Ausführungen nicht konform geht und dort Widersprüche sieht.

    Deine Vorstellungen von "wesensfest" zeigen einmal mehr deutlich auf, wie variabel die Interpretation dieser Eigenschaft ist.

    Um auf die Eingangsfrage der TE zurück zu gehen:

    Ich les immer mal wieder in Threads, wie wichtig ‚wesensfeste‘ Eltern sind.

    Laut den Züchter-Homepages legt jeder Wert auf ‚wesensfeste‘ Nachzuchten.

    Diese Aussage ist kein Qualitätsprädikat und völlig nichtssagend, solange man nicht in Erfahrung bringt, welche Qualitäten die Bezeichnung "wesensfest" eigentlich für denjenigen, der das anwendet, beinhaltet.

    Selbst innerhalb der Rasseverbände unter den Züchtern gibt es durchaus konträre Ansichten dazu, was "wesensfeste Hunde" eigentlich ausmacht.

    Angekratze Nerven machen sehr Reaktionsschnell, wirken sehr imposant und intensiv und diese Hunde gehen gut über eigene Grenzen, das reaktive was damit einhergeht lässt sich natürlich auch zum anstellen sehr gut nutzen.

    Im Alltag ist das nicht zwangsläufig störend wenn der Hund grundsätzlich wesensfest und gut ausbildbar ist. Wenig Übersprungsverhalten mitbringt und sehr konfliktfrei und Umweltsicher ist.

    "Angekratzte Nerven" ist aber nicht identisch mit "schlechte Nerven" - denn es geht ja bei der "Nervenstärke" eben genau darum, ob diese "angekratzen Nerven" zu Übersprungsverhalten, Konflikten und Umweltunsicherheiten führen, oder ob der Hund eben stark genug ist, um trotz "angekratzter Nerven" noch klar im Kopf zu sein und sein Handeln steuern zu können.

    Woran liegt das?

    Warum gelingt eine Vergesellschaftung gleichgeschlechtlicher sich fremder Hunde häufig relativ problemlos, während es bei gleichgeschlechtlichen Geschwistern häufig schief geht?

    Tut es dass denn? Das gemeinsame Erwachsen werden von zwei gleäichgeschlechtlichen Hinden habe ich immer als kritisch mit hohem Konfliktpotential erlebt.

    Finde ich logisch und nachvollziehbar.

    Wobei ich in meiner Frage eher an gleichgeschlechtliche Hunde unterschiedlichen Alters dachte.

    Das Problem ist also das gemeinsame Heranwachsen - was logisch ist, weil sich hier ja sehr viel "bewegt" in der Entwicklung, und bestimmte Reifeprozesse zwangsläufig zu Konflikten (mit hohem Eskalationspotential) führen, wenn kein anderer Konfliktpartner als ein gleichaltriger, gleichgeschlechtlicher Hund dafür zur Verfügung steht, bzw. sogar permanent im eigenen Haushalt zur Verfügung steht.

    Möglicherweise kommt ja auch noch eine gewisse "Betriebsblindheit" seitens des Menschen für Konfliktpotential mit dazu durch den Gedanken: "Das sind doch Geschwister - die müssen sich doch lieben!".

    Läuft das anders, wenn ein souveräner erwachsener Hund bei diesem Entwicklungsprozess mitmischt?

    Könnte ich mir durchaus vorstellen, weil die in der Adoleszenz notwendige "Reibung" dann eben nicht nur mit einem gleichalten, gleichgeschlechtlichen Konfliktpartner abläuft, und sich so deutlich andere Möglichkeiten zum Erlernen von Konfliktstrategien ergeben (können).