Beiträge von Hundundmehr

    wildsurf hatte schon darauf hingewiesen: Labbis sind extrem körperlich, und bei diesem Labbi hat sich diese Körperlichkeit im Verhalten schon sehr etabliert.

    Könnte also durchaus schief gehen, mal richtig zu platzen und dabei selber körperlich zu werden, weil hier nicht gesagt ist, dass der Labbi diese Körperlichkeit nicht doch als Raufaufforderung einordnet und deshalb auch ein authentisches Schimpfen einfach nicht wahrnimmt.

    Zunächst würde ich erst mal das "Sitz" in ruhigen Situationen "auffrischen", damit der Hund das wieder parat hat.

    Dann würde ich sofort nach dem Auffrischen des Kommandos "Sitz" jedes Anspringen mit einem deutlichen (und ärgerlichen) "Nein" belegen, und den Hund anschließend irgendwo festbinden, ein paar Schritte Abstand nehmen (mich also auf Distanz bringen), und dann erst mal selber Durchatmen.

    Dann bekommt der Hund ein "Sitz", und erst wenn er sitzt - und es auch bleibt! - gehe ich wieder zu ihm hin.

    Springt er mich dann wieder an - nicht losmachen, sondern "Nein", wieder auf Abstand, Durchatmen, "Sitz", wieder hin.

    Er muss lernen, dass der Mensch willens und in der Lage ist, ihn von sich fernzuhalten.

    Dazu gehört, selber zu überlegen wo ich mich mit dem Hund aufhalten kann, um immer eine Anbindemöglichkeit parat zu haben.

    Das ist zäh, und es gehört 100%ige Konsequenz dazu - das Anspringen darf nicht ein einziges Mal ignoriert werden, sondern muss immer die Konsequenz des Durchsetzens von Distanz nach sich ziehen.

    Auch in der Wohnung, also muss auch für dort überlegt werden, wo der Hund dann mal angebunden werden kann.

    Konsequenz - und immer einen Tacken hartnäckiger als der Hund.

    Zwingt mich irgend jemand, eine Entscheidung zu treffen was besser und was schlechter ist?

    Das ist doch die typische Meinungsbeeinflussung, wo Denken ausgeschaltet wird, und die scheinbare Wahl gelassen wird, was denn nun besser ist.

    Ich nehme lieber die 3. Option: Beides ist gleichermaßen scheixxx.

    P.S.: Genau das hier:

    Die andere (Vanessas) Seite ist richtig Arbeit, emotional eine Achterbahnfahrt, vermutlich wenig Geld und ein Leben irgendwie am Rand der Gesellschaft, für ihre Überzeugung.

    ist doch genau die Pseudoargumentation, mit der Animalhording und damit verbundene unterirdische Hundehaltung als erlaubt hingestellt wird, gerne verbunden mit dem Totschlagargument: Besser als zu Euthanasieren.

    wildsurf Jetzt wirfst du aber einiges durcheinander.

    Hierauf

    Und direkt anschliessend an die Arbeit Hunde an die

    Kurze Leine und gehen. 10-15min gehen baut wunderbar Spannung ab, wenn der Hund dabei nicht herum rennen kann sondern einfach nur neben einem her geht.

    und hierauf

    Indoor dasselbe.

    Hund nach Tricks etc sofort entweder auf seine Decke schicken, wo er in die Ruhe kommt. Oder anbinden wenn sie Unterstützung brauchen, oder eine Schleckmatte anbieten um Spannung abzubauen.

    kam mein Hinweis, dass es sinnvoll ist, zwischen extrinsischer (von außen bewirkter) und intrinsischer (von innen bewirkter) Motivation zu unterscheiden - denn extrinsische Motivation wirkt eben nur so lange, wie ein Einwirken von Außen möglich ist.

    Intrinsische Motivation ist aber eine Selbstmotivation, also etwas was aus eigenem Antrieb gemacht wird - oder eben auch geleistet werden kann, ohne dass eine Einwirkung (eine Maßnahme) von Außen erfolgen muss.

    Gerade bei der Steadyness ist die innere Motivation des Hundes entscheidend für die Verlässlichkeit.

    10-15min gehen baut wunderbar Spannung ab, wenn der Hund dabei nicht herum rennen kann sondern einfach nur neben einem her geht.

    Ja - dem habe ich auch nicht widersprochen.

    Geht aber nur, wenn der Hund dann auch an der Leine ist.

    Das langsame Gehen bewirkt eben keinen Spannungsabbau, sondern dass der Hund "aufgibt" - irgendwann sieht er ein, dass er von der kurzen Leine nicht wegkommt, und dieses langsame Tempo, welches ihm aufgezwungen wird, einhalten muss.

    Das bewirkt aber eben nicht, dass der Hund irgendwann mal von sich aus nach Stress 10-15 Minuten langsam geht, um Spannung abzubauen.

    Menschen haben das Einsichtsvermögen, solche Entspannungstechniken bewusst zum Stressabbau anzuwenden.

    Ich halte zwar sehr viel von Hunden und deren Denkfähigkeiten - aber dieses sehr abstrakte Einsichtsvermögen traue ich ihnen nun doch nicht zu.


    Mein "in bestimmten Situationen kann Rennen ein guter Stressabbau sein" bezog sich auf deine Aussage: "Angeleint gehen ohne Rennmöglichkeit baut Stress ab" und diese Aussage suggeriert, dass Rennen grundsätzlich kein Stressabbaufaktor wäre.

    Dem habe ich widersprochen.

    Natürlich nicht, wenn andere Reize, jagdliche z. B., die Gefahr bergen, dass der sowieso schon im Jagdmodus befindliche Hund dann weg ist.

    Sicheres Areal oder ein zuverlässige zu-mir-Kommen ist dafür schon notwendig.

    Grundsätzlich: Wenn ich will, dass mein Hund lernt sich hormonell gar nicht erst so hochzuspulen, dass er nur noch durch äußere Maßnahmen kontrolliert werden kann, dann muss ich ihm dabei helfen, eine entsprechende Resilienz gegenüber den Impulse auslösenden Reizen zu entwickeln.

    Dazu muss ich

    - den parasympathischen Teil des vegetativen Nervensystems stärken

    - Denken fördern

    - mein Training so gestalten, dass er sich gar nicht erst so hoch spult

    - für einen Ausgleich sorgen, wo der Hund Spannung abbauen kann

    Das muss Hand in Hand gehen, und Defokussierung ist eines der Instrumentarien, die sehr hilfreich sind um einen Tunnel zu verhindern.

    Und direkt anschliessend an die Arbeit Hunde an die

    Kurze Leine und gehen. 10-15min gehen baut wunderbar Spannung ab, wenn der Hund dabei nicht herum rennen kann sondern einfach nur neben einem her geht.


    Indoor dasselbe.

    Hund nach Tricks etc sofort entweder auf seine Decke schicken, wo er in die Ruhe kommt. Oder anbinden wenn sie Unterstützung brauchen, oder eine Schleckmatte anbieten um Spannung abzubauen.

    wobei hier tatsächlich unterschieden werden muss, ob die Ruhe extrinsisch, also von Außen aufgezwungen, oder intrinsisch, also aus dem eigenen, inneren Antrieb des Hundes erzeugt wird.

    Um dem Hund selber die Fähigkeit zu geben, von sich aus zur Ruhe zu kommen, sind nicht von Außen erzwungene Maßnahmen zu bevorzugen.

    Es gibt z. B. durchaus Situationen, wo wildes Rennen ein absoluter Stressabbauer ist.

    An kurzer Leine müsste der Mensch joggen, denn nur so erreicht er das normale Trabtempo eines Hundes, bei dem der Hund bewegungstechnisch auf seine Kosten kommt und Stress abbauen kann.

    Neben dem Stressabbau ist aber auch der Faktor des Defokussierens wichtig, also dass der Hund "etwas Anderes" in den Kopf bekommt.

    Bewährt hat sich hier ein längerer Kausnack, weil hier neben dem Effekt, dass Fressen den Gedanken an Jagd im Kopf wegbläst, auch noch der Effekt der Produktion von Serotonin eintritt - und dieses Hormon stärkt den Parasympathikus, welcher den Organismus zur Ruhe bringt ... also Stress abbaut.

    Deinen letzen Satz kann ich nicht so bestätigen.

    Bezieht sich auf diese Aussage von mir:

    Zitat

    Egal welche "Arbeit" der Hund macht - es ist für jeden Hund ein Lernprozess, von Arbeit wieder auf Normalmodus umschalten zu können.

    Es gibt "Naturtalente", bei denen dieser Lernprozess sehr kurz ist.

    Auch spielt eine Rolle, ob ein Hund - gerne auch in völlig anderem Zusammenhang - gelernt hat, schnell wieder runterzufahren, oder sich anderen Reizen/Beschäftigungen zuzuwenden.

    Hormone machen Verhalten - aber über entsprechendes Training/Lernerfahrungen kann zum Einen erreicht werden, dass an Verhalten beteiligte Hormone nicht mehr so in die Höhe schießen, der Hund in seinem Verhalten also kontrollierbarer wird und auch eine Selbstkontrolle für den Hund möglich wird (Stichwort: Verlässlichkeit); Zum Anderen ist auch ein Lernziel erreichbar, bestimmte potentielle Beute als "uninteressant" im Sinne von "nicht lohnenswert" bis hin zu "ist keine Beute" einzuordnen.

    Hormone und Verhalten ist eine sehr weite, vielschichtige und komplexe Thematik, ich empfehle hier mal ein kleines, aber feines Buch dazu:

    Die Neuropsychologie des Hundes von James O'Heare

    Beutefangverhalten hat nichts mit "Hibbeligkeit" zu tun.

    Meine Erfahrung bei Amigo: Er hatte eine Phase, da war er "Dauer-On".

    Mit ihm musste ich tatsächlich üben, nach jagdlicher Aktivität (durch mich gesteuert; Dummytraining) wieder in den Normal-Modus umzuschalten.

    Dazu habe ich ihn nach der jagdlichen Arbeit angeleint, und ihn so lange angeleint gelassen, bis er wieder sichtbar im Normalmodus war - er schnüffelte und markierte, machte Hundegeschäfte, scannte nicht mehr die Umwelt nach jagdlichen Reizen.

    Möglicherweise wird Pixie auch durch das gleichzeitige Arbeiten mit Skyla "aufgepusht" - dann kommt zum Stress des Jagdtrainings evtl. noch Konkurrenzverhalten dazu, auch das hochkonzentrierte Arbeiten baut eine Spannung auf, und all das trägt zu einem erhöhten Stresslevel bei, der sich bei eher chilligen Hunden eben nicht durch Hibbeligkeit äußert, sondern dann eher durch "das hat er/sie ja noch nie gemacht/lange nicht mehr gemacht :shocked: " Reaktionen.

    Egal welche "Arbeit" der Hund macht - es ist für jeden Hund ein Lernprozess, von Arbeit wieder auf Normalmodus umschalten zu können.

    Welchen Vorteil hat den ein Hund durch Brachyzephalie ?


    Keine, es gibt nur Nachteile.

    Genau das ist das Problem: Brachyzepahlie ist Kurzschnäuzigkeit, und grundsätzlich bringt diese zunächst einmal keine Nachteile.

    Dieser Grundsatz verschwimmt aber immer mehr, je kürzer die ohnehin brachyzephale Schnauze wird, weil irgendwann der genetische Bauplan nicht mehr fehlerfrei umgesetzt wird, und es dann eben zu inneren Deformationen kommt, die als Brachyzephaliesyndrom zu den bekannten krankhaften Einschränkungen führen.


    Die Grenze zwischen Kurzschnäuzigkeit ohne gesundheitliche Einschränkungen und Kurzschnäuzigkeit mit gesundheitlich beeinträchtigenden Deformationen/Fehlentwicklungen ist (leider) fließend; Es könnte nur statistisch erfasst werden, ab welcher Schnauzenkürze der prozentuale Anteil an damit einhergehenden krankhaften Symptomen steigt - wenn es dazu mal Zahlen geben würde!

    Gibt es aber nicht.

    Ich finde, die Niederlande habe es da richtig gemacht: Generelle Vorgabe der Schnauzenlänge zur Kopflänge, und zwar in einem Verhältnis, welches jedes Risiko zu einem steigenden Anteil an krankhaften Deformationen ausschließt.

    Der Mensch überreizt ist seinem Wahn nach persönlichen Vorlieben den genetischen Bauplan des Hundes bei Weitem.