Das ist es was mich gerade beschäftigt. Der aktuelle Fall wird in ein paar Wochen wieder abebben. Die Leute finden was Neues über das sie sich aufregen können. Aber die Betroffenen werden nicht so schnell vergessen. Und ihr zukünftiges Verhalten wird sicherlich dadurch dauerhaft beeinflusst sein.
Manche sprechen ja von der berühmten "Schere im Kopf" , dem vorauseilenden Gehorsam ![]()
Das hast du überall, wo Menschen zusammenkommen, denn keiner steht gern am Pranger, weder in echt noch virtuell.
Selbst in anonymen Foren schreiben manche nur noch weichgespülte Allgemeinplätze, denn sonst gibt's vielleicht Kloppe und es wird sich entrüstet und das ersparen sich manche eben, verständlich auch irgendwie.
Nach meinem Eindruck springen ganz viele Menschen allzu gern auf den Zug eines aufkommenden Shitstorms mit auf, um inneren Druck loszuwerden.
Das Thema ist dabei (fast) egal, Hauptsache, man kann lästern und sich aufregen und für die "gerechte Sache" in den Krieg ziehen. Fakten sind hierbei hinderlich und deshalb zweitrangig, denn es geht hier nicht um Fakten, sondern Emotionen.
Es entwickelt sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, man erhebt sich über den anderen, der vermeintlich einen Fehler gemacht hat und fühlt sich bestätigt durch die vielen, die einem beipflichten. Ein Gefühl der Machtfülle macht sich breit. Das ist was ganz Archaisches, irgendwie, glaube ich.
Es hat etwas Inquisitorisches, wie manche am liebsten bis zur Zerstörung des Gegenübers wüten möchten. Nicht wirklich neu, aber die Willkür, mit der manche Opfer von Cybermobbing ausgesucht werden, verunsichert natürlich auch, so dass man sich 2x überlegt, was man wie wann macht, und sich am Besten immer vorher Rückendeckung zur Absicherung holt.
Menschen mit Berufen, die vermehrt exponiert sind, zb Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute, Helfer aller Art, können wohl ein Lied davon singen, sie machen unter den Argusaugen mancher schnell etwas falsch und finden sich sofort am Pranger wieder. Dabei ist ihr Job so wertvoll und ein klarer Kopf so wichtig in diesen Berufen.