Beiträge von DerFrechdax

    Das mag schon sein, aber wie viele Nachbarn hat man denn so? Einen rechts, einen links? Die paar Gegenüber?

    Und dann vergleiche doch bitte das Shitstormszenario von Post #1 damit, wo es Meutebildung, Drohmails und Hasstiraden im Netz gegeben haben soll.

    Die digitale Welle scheint mir ein bisschen größer zu sein als ein, zwei verbitterte Nachbarn, denen das Leben übel mitgespielt hat :ka:

    Wenn aber der Nachbar links den Nachbarn rechts gegen dich aufhetzt und das dann die Runde durch das ganze Viertel macht, dann hast du den täglichen Spießrutenlauf inclusive. Das sind zwar weniger Menschen, aber denen kannst du deutlich schlechter aus dem Weg gehen. Die digitale Welt ist größer, aber in der realen Welt stehen reale Menschen vor dir, die dich schräg angucken oder beschimpfen.

    Das kann natürlich sein, auch wenn mir das persönlich noch nie passiert ist. Wir haben egal wo wir bisher gewohnt haben, immer ein sehr gutes Verhältnis zu den Nachbarn gehabt, so "wie man in den Wald reinschreit" und so ;)

    in der realen Welt sind die Hemmschwellen bei den meisten Menschen mMn schon höher. Online ist schnell der Kopf von jemandem gefordert, der nach der jeweils subjektiven Meinung DEN unverzeihlichen Fehler gemacht hat. In echt sind gerade die Lautsprecher, die online die größte Klappe haben, diejenigen, die einem im echten Leben nicht mal gerade in die Augen schauen können.

    Warum, ich fand sein Buch interessant :ka:

    Ich lese auch gerne was von den "wirklichen Fachleuten", die du ansprichst. Welche Texte wären denn das?

    Nun, die hässlichen Seiten des Menschen bringen Geltungssucht, Neid und aber auch Verbitterung durch Schicksalsschläge zum Vorschein. Dem war schon immer so und nicht seit Zeiten des Internets.

    Es kann der Frömmste nicht in Frieden wenn es seinem bösen Nachbarn nicht gefällt.

    Der Spruch ist dezent schon etwas viel älter und hat heute in seiner Bedeutung nichts verloren.

    Das mag schon sein, aber wie viele Nachbarn hat man denn so? Einen rechts, einen links? Die paar Gegenüber?

    Und dann vergleiche doch bitte das Shitstormszenario von Post #1 damit, wo es Meutebildung, Drohmails und Hasstiraden im Netz gegeben haben soll.

    Die digitale Welle scheint mir ein bisschen größer zu sein als ein, zwei verbitterte Nachbarn, denen das Leben übel mitgespielt hat :ka:

    Ich finde es erstaunlich, wie viel Angst doch beim Umgang mit dem Internet vorherrscht.

    Manch einer nutz es zwar, erwartet aber im Geist das bissige Ungeheuer aus dem Kabel.

    Ich finde es nicht negativ, sich der Risiken einer bestimmten Sache bewusst zu sein und sich entsprechend vorausschauend zu verhalten... und dass "das Internet" (wobei es "das Internet" als solches ja eh nicht gibt) auch die hässlichen Seiten des Menschen zum Vorschein bringt, ist ja gerade auch der Auslöser dieses Threads, guckst du Posting #1 :smile:

    Gefunden, zwar nicht das, was ich gesucht habe, aber einen ähnlichen Artikel:

    https://www.svz.de/deutschland-we…id24735652.html

    "Drastischer hört sich die Analyse von Maryanne Wolf an. Die Kognitions- und Literaturwissenschaftlerin aus Los Angeles hat sich voll aufs Thema Lesen spezialisiert. Genauer, auf Unterschiede zwischen Papier und Bildschirm. Sie greift Erfahrungen auf, die viele Menschen kennen: Wer regelmäßig über Stunden am Bildschirm liest, dem fällt es häufig schwerer als früher, lange Strecken auf Papier konzentriert zu meistern. Intensives Lesen wird plötzlich zum Stress.

    Buchautorin Wolf ("Schnelles Lesen, langsames Lesen") analysiert, dass man digital in der Regel über weite Teile hinweg huscht. Man klopft den Text auf Schlüsselwörter ab, überfliegt den Rest. Dieses oberflächliche Scannen sei auf Geschwindigkeit angelegt. Das tiefe Eintauchen ins Geschriebene dagegen werde eher vom Papier gefördert.

    Experten für Förderung des analogen Lesens

    Passend dazu können Forscher zeigen, dass lange Informationstexte aus Büchern und von Papier im Gehirn besser erinnert werden, als wenn sie aus dem Netz gefischt wurden. Wolf warnt, dass sich das Gehirn durch die neuen digitalen Lesegewohnheiten insgesamt daran gewöhnen könnte, flach und ungeduldig zu denken. Sie sieht die Gefahr, dass Menschen so einen Teil ihrer Fähigkeit zur Analyse komplexer Fragen verlieren. Ein Risiko auch fürs Mitdenken in der Politik, für Wahlen und Demokratie. Aber bewiesen, räumt Wolf ein, ist das noch nicht.

    – Quelle: https://www.svz.de/24735652 ©2019"

    Auf Dauer wird sehr, sehr viel wichtiges, vielleicht irgendwann mal überlebenswichtiges Wissen unwiederbringlich verloren gehen. Wer weiss heute noch, welche Pflanzen und Kräuter giftig sind, welche Pilze und Beeren essbar, wie man sich selbst versorgt? Wie man sich Kleidung näht? Brot backt auf Holz?

    Sorry es gibt so viel Wissen und [....] da gibt es auch viele Rezepte und Anleitungen im Internet wie im Buch.

    Wie viele Telefonnummern hatte ich als Kind im Kopf... und konnte sie jederzeit abrufen. Heute habe ich Mühe, mir meine eigene Handynummer zu merken :roll: .

    Geht mir genauso, aber mal ehrlich, brauchen tut man so was nicht. Ich lerne lieber andere Dinge, Sprachen zum Beispiel. Andere wiederherum lernen andere Dinge. Es gibt so viel was man lernen kann.

    du gehst ganz optimistisch davon aus, dass das Internet mit seinen vielen Möglichkeiten immer jederzeit verfügbar bleiben wird... ;)

    Fähigkeiten, die ich erst ergoogeln muss, wie mans macht, sind mMn nur eingeschränkt als echte Fähigkeiten anzusehen. Handgriffe, die ich in natura gesehen habe und dann selbst getan habe, werden im Gehirn anders gespeichert, als wenn ich online nur eine Anleitung dazu lese und so Wissen in mich aufnehme. Das wird immer oberflächlicher bleiben, denke ich.

    Das mit den Telefonnummern war ja nur ein Beispiel :smile:

    Und du hast recht es gibt so viel was man lernen kann, aber man muss es dann auch üben. Und das geht nur analog, nicht virtuell.

    Gerade das mit den Sprachen ist ein gutes Beispiel, ich spreche selbst mehrere fließend. Die habe ich größtenteils durch analoges Lesen in Büchern, Vokabelabschreiben, Post- its, und viel Kontakt mit Muttersprachlern gelernt. Ich nutze auch gern mal Wörterbücher im Internet und lese auch viel Downgeloadedes am Tablet und Handy, aber gelernt habe ich ganz oldfashioned :smile:

    Aber das handhabt natürlich jeder, wie er mag. Ich will meine Methode und Sichtweise jetzt nicht als das allein Seligmachende hinstellen. MMn werden virtuelle Inhalte eben wesentlich schneller vergessen, wir neigen dazu, nur zu überfliegen, lesen Texte nicht mehr zu Ende und unsere Konzentrationsspanne und die Bereitschaft, sich durch einen Text auch mal durchzubeißen, sinkt. Ich meine auch gelesen zu haben, dass Texte auf Papier anders memoriert werden als digitale Texte zb am Tablet, ich weiss aber nicht mehr, wo ich das her hab... ich geh es mal googeln :lol::lachtot:

    Ich verteufle das Internet nicht, keinesfalls, auch keine Social media... nur darf man die Tretminen halt nicht übersehen bzw. sollte sich derer bewusst sein. Meine Meinung, ganz grundsätzlich =)

    Ein Buchtipp wäre übrigens noch das Buch "Digitale Demenz" von Manfred Spitzer. Ich durfte ihm bei einem Themenabend an einer Waldorfschule zuhören, und was er zum Thema Neurologie und Verarbeitung von Inhalten im Gehirn sagt, finde ich sehr interessant.

    https://www.buecher.de/shop/erziehung…od_id/40812588/

    Im Link gibt's auch eine Leseprobe, falls es wen interessiert.

    Ich finde das ganze Thema unheimlich spannend, merkt man das? :ops:  :lol:

    Es zwingt mich keiner mein ganzes Leben öffentlich zu teilen. Das sind alles Entscheidungen die ein Nutzer (mehr oder weniger) bewusst trifft.

    Hm, da gehe ich nur teilweise mit, mit dem Thema bewusste Entscheidungen. Im Grunde hast du natürlich recht. Nur ich bestimme, was ich poste.

    Nur: Gerade FB, Instagram, Snapchat, TikTok haben sehr viele Belohnungssysteme integriert, die den Menschen manipulieren und dazu bringen sollen, immer mehr und mehr von sich zu posten.

    Denn je mehr ich poste, je mehr Bestätigung ich durch Likes erfahre, je mehr ich Aufmerksamkeit für mich bekomme, umso mehr Traffic entsteht und umso mehr Werbung findet ein Ziel und umso mehr Klicks entstehen. Meine eigene emotionale Belohnung im Sinne von Likes und Teilen etc. ist für die Firmen ja nur Peanuts und nebensächlich.

    Im Grunde wird an die narzisstische Seite unserer Persönlichkeit appelliert, und es gibt Menschen, die tatsächlich eine Sucht entwickeln, sich darzustellen. Das hängt mit der Struktur unseres Gehirns und dem hormonellen Belohnungssystem unseres Körpers zusammen.

    So ganz freiwillig ist also das Posten nicht für alle Menschen, meine ich, leider, muss man sagen. Es werden einfach auch die falschen Anreize gesetzt durch die Sozialen Plattformen selber und schwupps, hat man etwas öffentlich gesagt oder geteilt, was man hinterher u.U. bereut.

    Das ist es was mich gerade beschäftigt. Der aktuelle Fall wird in ein paar Wochen wieder abebben. Die Leute finden was Neues über das sie sich aufregen können. Aber die Betroffenen werden nicht so schnell vergessen. Und ihr zukünftiges Verhalten wird sicherlich dadurch dauerhaft beeinflusst sein.

    Manche sprechen ja von der berühmten "Schere im Kopf" , dem vorauseilenden Gehorsam ;)

    Das hast du überall, wo Menschen zusammenkommen, denn keiner steht gern am Pranger, weder in echt noch virtuell.

    Selbst in anonymen Foren schreiben manche nur noch weichgespülte Allgemeinplätze, denn sonst gibt's vielleicht Kloppe und es wird sich entrüstet und das ersparen sich manche eben, verständlich auch irgendwie.

    Nach meinem Eindruck springen ganz viele Menschen allzu gern auf den Zug eines aufkommenden Shitstorms mit auf, um inneren Druck loszuwerden.

    Das Thema ist dabei (fast) egal, Hauptsache, man kann lästern und sich aufregen und für die "gerechte Sache" in den Krieg ziehen. Fakten sind hierbei hinderlich und deshalb zweitrangig, denn es geht hier nicht um Fakten, sondern Emotionen.

    Es entwickelt sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, man erhebt sich über den anderen, der vermeintlich einen Fehler gemacht hat und fühlt sich bestätigt durch die vielen, die einem beipflichten. Ein Gefühl der Machtfülle macht sich breit. Das ist was ganz Archaisches, irgendwie, glaube ich.

    Es hat etwas Inquisitorisches, wie manche am liebsten bis zur Zerstörung des Gegenübers wüten möchten. Nicht wirklich neu, aber die Willkür, mit der manche Opfer von Cybermobbing ausgesucht werden, verunsichert natürlich auch, so dass man sich 2x überlegt, was man wie wann macht, und sich am Besten immer vorher Rückendeckung zur Absicherung holt.

    Menschen mit Berufen, die vermehrt exponiert sind, zb Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute, Helfer aller Art, können wohl ein Lied davon singen, sie machen unter den Argusaugen mancher schnell etwas falsch und finden sich sofort am Pranger wieder. Dabei ist ihr Job so wertvoll und ein klarer Kopf so wichtig in diesen Berufen.

    Ich denke, dass die Antwort auf die Frage, ob das Internet uns irgendwann handlungsunfähig macht, leider "Ja" lauten muss.

    Und zwar, weil wir uns nichts mehr merken. Es kann ja jederzeit gegoogelt werden.

    Wie viele Telefonnummern hatte ich als Kind im Kopf... und konnte sie jederzeit abrufen. Heute habe ich Mühe, mir meine eigene Handynummer zu merken :roll:.

    Auf Dauer wird sehr, sehr viel wichtiges, vielleicht irgendwann mal überlebenswichtiges Wissen unwiederbringlich verloren gehen. Wer weiss heute noch, welche Pflanzen und Kräuter giftig sind, welche Pilze und Beeren essbar, wie man sich selbst versorgt? Wie man sich Kleidung näht? Brot backt auf Holz?

    Für mich geht da ein ganz großes Stück Lebenstüchtigkeit verloren.

    Einen anderen Aspekt, den ich erwähnen möchte, speziell was Newsfeeds und soziale Plattformen angeht, habe ich aus diesem Buch hier gelernt: https://www.buecher.de/shop/medienthe…od_id/52447933/

    Und zwar, dass Plattformen immer in einer negativen Spirale funktionieren, weil sie auf Klicks angewiesen sind. Der reißerische Artikel über irgendeinen (auch nur gefühlten) Missstand wird eher angeklickt als ein Artikel, der irgendeinen positiven Aspekt des menschlichen Zusammenlebens anspricht. Wir neigen alle dazu, das Empörende, Haarsträubende, Kopfschütteln beim Lesen Auslösende anzuklicken. Und fördern dadurch diese Art von Artikel und Postings. Und sei es nur, weil wir mitreden wollen.

    Weil also Googel und Co in einer Negativspirale funktionieren, wird die Welt durch sie auch zu keinem schöneren Ort, sondern eher finsterer... diejenigen, die den Mechanismus irgendwann durchschauen, steigen früher oder später aus und löschen ihren Account. Zurück bleiben die, die ungehemmt ihre dunkle Seite ausleben wollen, wenn ich es mal pathetisch ausdrücken darf.

    Ich bin schon lange nicht mehr bei FB, außer Whatsapp (und das DF hier) nutze ich keine Social media, aus obigem Grund. Mich stößt die Selbstdarstellung der selbsternannten Influencer ab, mich nervt das gossenartige Niveau in den Postings auf FB, die kritiklos geteilt werden. Die vielen Fakenews, die kursieren, die ungenierte Meinungsmache, die Datensammelei, die betrieben wird.

    Mir fällt wirklich kein einziger Grund ein, warum ich mich bei FB anmelden sollte. An Googel kommt man ja als Smatphonenutzer ohne Apfel nicht vorbei, aber zum googeln verwende ich sehr gern Startpage (früher Ixquick) und hoffe, dass hier nicht schon vorher eine entmündigende Zensur betrieben wurde, a là "das könnte sie ja wohl nicht interessieren" , um es mal umgedreht zu zitieren :lol: