Beiträge von WeisseSchwalbe

    Frag am besten immer nach. Dafür sollte immer Zeit sein. :nicken:

    Klar, der Hund macht das alles im Endeffekt für seine Beute. Die Frage ist nur, wofür wird er wann belohnt? Momentan bekommt Dein Hund die Belohnung fürs Ankommen, das ist auch total normal so. Mit der Zeit wird er die Belohnung für ein paar Sekunden verharren bei der VP bekommen, das wird dann ausgeweitet. Spielt die VP mit dem Hund, kann ja so lange gespielt werden, bis der HF da ist (oder länger), so dass es sich für den Hund lohnt, bei der VP zu bleiben.

    Manche Staffeln arbeiten anscheinend mit Zwischenbelohnungen (also kleine Häppchen, bis der HF da ist). Manche füttern alles auf einmal, da muss halt der HF schnell sein. Das macht wieder jeder anders.

    Es kommt halt auch sehr auf den Hund an, wie der Aufbau läuft. Manchmal bestätigen z.B. auch die HF selbst, wenn der Hund einen starken Drang zur VP hin hat und ggf. sonst rempeln würde o.ä. Da hat man aber andererseits natürlich wieder das größere Risiko, dass der Hund sich zum HF hin orientiert. Es ist alles ein sorgfältiges Abwägen, was ein genaues Kennen(lernen) der Hunde voraussetzt. Vielleicht kannst Du auch deshalb keine konkrete Antwort auf Deine Frage bekommen.

    Ich würde da keinesfalls zu schnell zu viel erwarten. Damit kann man Hunde im Aufbau richtig versauen.

    Das, was Dein Hund jetzt macht, ist schon eine richtige Leistung. Er muss sicher werden, in dem, was er tut (zur VP laufen und dort bleiben). Kommt jetzt zu schnell das Bellen dazu, überfordert man ggf den Hund und schafft sich zu schnell andere Probleme. Gerade sehr arbeitsgeile und kooperative Hunde werden vermutlich schnell überfordert, ohne dass man es sofort merkt - die Konsequenz folgt dann Wochen, Monate später.

    Wie gesagt, die Bellanzahl steigern wir jetzt nach 1 1/2 Jahren. Damit will ich sicher nicht sagen, dass wir das Maß aller Dinge sind xD:lol:, nur so als ganz grobe Orientierung. Gebellt hat der Hund an der VP nach einigen Wochen (vielleicht nach 3 Monaten?), aber nicht viel, weil der Fokus woanders lag. Kann ein Hund 15x bellen, kann man das auch steigern. Er muss halt wirklich und ernsthaft verinnerlicht haben, was er tun soll. Die Rhs ist jedenfalls nichts für Ungeduldige xD

    So lange momentan noch darauf geachtet wird, dass die Person in der Witterung hockt, sehe ich da kein Problem. Du bist jetzt ein paar Wochen dabei?

    Ich kenne es zwar nur so, dass anfangs (für die Motivation und die „Lösbarkeit“ der Aufgabe) die Hunde sehen sollen, dass die VP wegläuft, aber das macht vermutlich jeder anders. :ka:

    Du fragst Dich vermutlich, wann das Bellen aufgebaut wird?

    Was meinst du denn mit „dann riechen“ und du siehst nicht, wo die VPs sind?

    Wir bauen das alles extrem langsam auf, damit es bombenfest sitzt.

    Nach 1 1/2 Jahren (!) arbeiten wir bei meinem Hund jetzt an der Bellanzahl. Vorher ging es darum, dass der Hund sicher weiß, was er grundsätzlich an der VP tun soll.

    Edit Suchen können im Grunde fast alle Hunde.

    Cherubina hat gerade eben im MT-Thread super erklärt, warum die Anzeige in der Fläche so wichtig ist.

    Also, zuerst nochmal kurz: ich wollte und möchte auch weiterhin niemanden angreifen, sondern frage aus Interesse.

    Natürlich soll der Hund einen Menschen suchen.

    Ich kenne es halt (aus der Fläche!) so, dass man die ersten Wochen quasi gar nicht von „Suche“ sprechen kann. Der Mensch geht/läuft, während der Hund zuschaut, ein paar Meter weg und hockt/legt sich in die Witterung an den Wegrand. Das steigern wir extrem langsam, manchmal kommt es einem zu langsam vor, aber es zeigt sich, dass es dann später bombenfest sitzt.

    Dass der Hund beim ersten Mal direkt richtig sucht, erscheint mir so schnell. Aber vielleicht macht man das ja beim MT so.

    Deshalb meine komische Frage.

    Karpatenköter

    Jetzt habe ich doch mal ein paar Fragen und hoffe, dass Du sie nicht persönlich nimmst; es ist wirklich Interesse. :ops:

    (Ich lese hier auch manchmal mit, weil ich MT auch super interessant finde.)

    1. was bedeutet denn, die sind unabhängig und „offener“ in ihren Anforderungen? Ist das Ziel denn dann auch, in Einsätze zu gehen? Werden Menschen und Hunde dort auch regelmäßig geprüft und falls ja, von wem?

    2. hat Dino direkt beim ersten Training tatsächlich eine Person gesucht? (Das würde für mich für ein viel zu schnelles Vorgehen sprechen.)

    3. und hat der Trainer noch irgendwas zu seiner Unsicherheit an der VP gesagt außer so nach dem Motto „passt schon, Hauptsache gefunden“?

    Ich möchte Dich auf gar keinen Fall persönlich angreifen und hoffe, das kommt auch nicht so rüber. :tropf: den Stolz und die Freude, die Du mit Dino empfindest, kann ich jedenfalls nachvollziehen.:D Ich wundere mich nur manchmal, milde gesagt, über die organisationsunabhängigen Staffeln, ihre Methoden usw. und frage mich teilweise, ob sie wirklich in reale Einsätze gehen sollten, bei denen Menschenleben davon abhängen, wie professionell ausgebildet das RH-Team ist und wie der Hund sich an der VP verhält.

    Bin jetzt durch mit Arundhati Roys "Das Ministerium des äußersten Glücks".

    Nachdem "Der Gott der kleinen Dinge" ja eins meiner absoluten Lieblingsbücher ist (hatte ich vielleicht schon das ein oder andere Mal hier erwähnt :ugly:), habe ich lange gezögert, das "Ministerium" zu lesen, das Roy 20 Jahre später geschrieben hat (dazwischen übrigens keine Romane, "nur" politische Essays usw., die ich aber nicht kenne). Mit einem politischen Roman hatte ich bei der Autorin aber auf jeden Fall gerechnet.

    "Der Gott..." behandelt und kritisiert indirekt hauptsächlich das Thema Kastenwesen in Indien anhand des Schicksals zweier Kinder, ihrer Mutter und deren Liebhaber. Ganz übersichtlich, wunderschöne Sprache.

    "Das Ministerium..." ist da schon ähnlich und doch ganz anders.

    Die Geschichte beginnt mit Anjum, die als Hermaphrodit geboren wird und als Junge aufwächst, von zu Hause wegläuft, sich mehr schlecht als recht umoperieren lässt, jahrelang in einem besetzten Haus mit Leidensgenossinnen wohnt und schließlich aufgrund eines Vorfalls auf den städtischen Friedhof 'umzieht'. Dort errichtet sie auf und um Gräber herum eine Zuflucht, eine Art Gästehaus für alle Ausgestoßenen der Gesellschaft. Sie und die anderen dort bestatten auch Menschen, die sonst niemand beisetzen würde.

    Der zweite Teil der Geschichte wird erzählt aus der Sicht von vier Leuten, die sich aus dem Studium kennen (ein Journalist, ein Kashmiri auf der Flucht, einer beim Nachrichtendienst, eine Architektin).

    Am Ende...

    werden mehr oder weniger alle Personen auf Anjums Friedhof-Zuflucht zusammengeführt.

    Die vielen Handlungsstränge und unzähligen indischen Personen- und Ortsnamen haben mich leicht den Überblick verlieren lassen. Viele Sprüche, Lieder, Gedichte usw. sind in Originalsprache abgedruckt, ob Hindi oder Urdu, und darunter übersetzt (oder auch nicht). Die vielen komplexen Themengebiete, z.B. der Kashmir-Konflikt, religiöse Konflikte wie die Verfolgung von Muslimen, Transgendertum, Kastentum, die Rolle der Geschlechter generell usw., erzeugen einen Eindruck von Chaos.

    Die unterschiedlichen Blickwinkel der Protagonisten werden durch unterschiedliche Sprech- und Denkweise und Motive überzeugend dargestellt.

    Bekannt aus "Der Gott..." war mir die poetische, sehr metaphernreiche Sprache der Autorin. Schlimme Grausamkeiten, Darstellungen von Folter und Tod, werden nebenbei erwähnt oder poetisch umschrieben (oder teilweise auch einfach explizit erwähnt). Sie sind einfach immer da; die Protagonisten leben damit. Man hat das Gefühl, Roy möchte auch den/die Leser/in dazu zwingen. Es ist eine unbequeme Situation; Roy möchte einen anscheinend überfordern und in das Chaos, das sie errichtet, hineinwerfen. Ich bin mir sicher, dass es so gewollt ist, dass man sich als Leser/in oft überfordert fühlt.

    Insgesamt ist das Buch nichts für Zartbesaitete. Wer damit leben kann und zum Nachdenken gezwungen werden möchte, dem kann ich es empfehlen. Man bekommt auf jeden Fall einen guten Einblick, ein Gefühl für Indien und seine vielen Seiten. Ich könnte aber auch verstehen, wenn man es genervt nach der Hälfte weglegt und bin mir selbst noch nicht sicher, ob ich es nochmal lesen würde. :lol: Es ist sehr viel 'schwieriger' als "Der Gott..." (welches ich bedingungslos allen empfehlen würde).

    Eine kleine Passage, um einen zumindest winzigen Einblick in den Roman zu erlangen:

    Ein paar Kilometer entfernt von der Stelle, an der sie wach lag, waren am Abend zuvor drei Männer von einem Lastwagen überfahren worden, der von der Straße abgekommen war. Vielleicht war der Fahrer eingeschlafen. Im Fernsehen hieß es, dass in diesem Sommer Obdachlose am Rand stark befahrener Straßen schliefen. Sie hatten herausgefunden, dass die Dieselabgase der vorbeifahrenden Lkws und Busse ein wirksames Insektenschutzmittel waren und sie vor einem Ausbruch von Denguefieber schützten, dem bereits mehrere Hundert Menschen in der Stadt zum Opfer gefallen waren.

    Sie dachte an die Männer: Neuankömmlinge in der Stadt, Bauarbeiter, nach Hause gekommen zu ihrem im Voraus gebuchten, im Voraus bezahlten Platz, dessen Miete sich anhand der optimalen Dichte der Dieselabgase geteilt durch die hinnehmbare Dichte von Moskitos berechnete. Präzise Algebra; nicht leicht zu finden in Schulbüchern.

    Die Männer waren erschöpft von der Arbeit auf der Baustelle, ihre Wimpern und Lungen weiß vom Staub der Steine, die sie schnitten und verlegten in den vielstöckigen Einkaufsarkaden und Wohnhäusern, die um die Stadt herum in den Himmel schossen wie ein schnell wachsender Wald. Sie breiteten ihre weichen, fransigen gamchhas auf dem harten Gras des Abhangs aus, der gesprenkelt war mit Hundescheiße und Skulpturen aus rostfreiem Stahl - öffentlich zur Schau gestellte Kunstwerke, gefördert von der Pamnani-Gruppe, die topaktuelle, rostfreien Stahl verarbeitende Künstler unterstützte in der Hoffnung, dass die topaktuellen Künstler die Stahlindustrie unterstützen würden. Die Skulpturen sahen aus wie die Klumpen von Stahlspermien, vielleicht sollten es auch Ballons sein. Es war nicht klar. Jedenfalls sagen sie lustig aus. Die Männer zündeten sich letzte Beedis an. Rauchringe schwebten in die Nacht. Im Neonlicht der Straßenlampen sahen das Gras metallisch und die Männer grau aus. Es gab ein bisschen Gespött und Gelächter, weil zwei der Männer Rauchringe formen konnten und der dritte nicht. Er war der Langsamste, lernte immer alles als Letzter.

    Der Schlaf kam rasch und leicht über sie wie Geld über Millionäre.

    Wenn sie nicht durch den Lkw gestorben wären, wären sie gestorben an:

    a. Denguefieber

    b. Hitze

    c. Beedi-Rauch

    oder

    d. Steinstaub

    Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht wären sie aufgestiegen zu

    a. Millionären

    b. Supermodels

    oder

    c. Dienststellenleitern


    Roy, Arundhati (2017). Das Ministerium des äußersten Glücks, Fischer, Frankfurt am Main, S. 323f.

    Der Rewe hier hatte neulich so vegane Nuggets auf Erbsen-Basis (auch TK). Vielleicht mal nachfragen - evtl. können die das ja bei euch bestellen? Die waren auch echt günstig.