Nochmal ein kurzes Update: unsere Situation haben wir jetzt so hingekriegt, dass es für uns in Ordnung ist.
Das bellen an der Tür ist kürzer, er reagiert besser. Ist ihm unbekannter Besuch da, ist er weiterhin aufgeregt, aber auf einem niedrigeren Lebel als vorher. Und vorallem orientiert er sich an uns und hört auf uns.
Zwischenzeitlich war sein Wachverhalten extrem, jede Autotür wurde gemeldet, teils ohne aufzuhören. Menschen die er vom Fenster aussieht wurden verbellt, usw.
Derzeit wird direkt angrenzend an unseren Garten ein Haus gebaut.
Und es kommt von ihm kaum eine Reaktion. Jeden Morgen wird kurz gepufft und dann ist es gut.
Außer die Bauarbeiter machen sehr merkwürdige Sachen (wie z.B. eine Etage höher stehen, weil das Erdgeschoss fertig gemauert ist?). Dann kommt noch ein Wuff und ich muss gucken.
Für andere mit denselben Problemen wollte ich kurz aufschreiben, was für uns hilfreich war. Wir hatten einige Trainer, und im Endeffekt aus allem unser eigenes Training zusammengemischt:
1. ich musst unseren Hund in seinem Wesen akzeptieren!
Der Punkt war für mich essentiell. Momo ist mein erster Hund. Und ich hatte früher vor bellenden Hunde einfach Angst. Da kam so ein Wachhund gerade recht... ?
Und ich wollte nicht die sein, mit den aggressiv wirkenden Hund. Ich wollte nicht die sein, deren Hund bei Besuch eng geführt werden muss. Ich wollte doch einfach einen unkomplizierten Hund...
Deswegen war Akzeptanz und Wertschätzung mein wichtigster Punkt, nur dann konnte und kann ich ihn annähernd so führen wie er es braucht.
2. Rangreduktion. Ganz klassisch. War bei uns zum Großteil einfach, da er das von seinem vorherigen Zuhause kannte, und er bei uns vieles auch erst nach Aufforderung durfte, z.B. auf die Couch.
Hier nochmal klare Regeln zu etablieren hat ihm und uns geholfen.
3. Ihm sein wachen erlauben. D.h. er meldet, und wir gehen einmal gucken. Und, ganz wichtig, wir kommentieren das nicht. In einem früheren Versuch haben wir nach unserem „Gucken“ nett mit ihm geredet. Das war der falsche Weg. Bei Mimo geht nur, wir übernehmen, gehen mit hoher Körperspannung gucken, entspannen uns und machen mit dem weiter was wir vorher gemacht haben. Ohne hinzu beachten.
Machte er dann Anfangs weiter, oder versuchte er nachzukontrollieren, gab es einen Anschiss und als nächste Stufe dann die Decke.
Jetzt meldet er kaum noch, und wenn doch verfahren wir wieder beschrieben.
4. Gegenkonditionierung. D.h. gerade anfangs nach dem melden und kontrollieren durch uns, haben wir oft kurz danach unter Anwesenheit des Reizes mit ihm trainiert, der Dummy flog auch in Richtung des Reizes. So konnte er lernen „wenn die trotz XY mit mir spielen, kann es nicht schlimm sein“.
5. Gehört eigentlich zur Rangreduktion, aber da dieser Punkt so eine immense Wirkung hatte, führe ich ihn extra auf: Jeder Gassigang beginnt an der Leine und es wird nicht markiert, bis wir es erlauben. D.h. kurze Leine, einfach zügig weitergehen, sollte er markieren wollen. Die erste Lösestelle haben wir ihm zugewiesen. Danach, im Freilauf, durfte er markieren was er wollte, das konnte ich eh nicht kontrollieren.
Und auf dem Rückweg natürlich auch wieder anleinen, sonst markiert er dann ja einfach das, was er vorher nicht durfte, Hund ist ja nicht doof, ne ?
Die Bellerei an der Tür haben wir noch nicht im Griff, das liegt aber an uns. Seit wir Mimo als Wachhund akzeptieren ist es nicht mehr so wichtig. Und im Alltag mit Kleinkind ist es einfach schwierig das zu trainieren.
D.h. klingelt es und ich bin alleine, geht er ins Schlafzimmer. Sind wir zu zweit, bleibt einer beim Hund. Kommt Besuch den er kennt, darf er mit zur Tür. Und ihr seht schon, bei dem Punkt ist einfach Zuviel Variation drin. Woher soll Mimo wissen was er tun soll.
Hier fangen wir grad nochmal an zu trainieren. Mimo soll jetzt einfach immer ins Schlafzimmer wenn es klingelt. Und ich bin überzeugt, wenn wir das konsequent durchziehen, versteht er das schnell.
So, das war jetzt viel ? Trotzdem noch ein paar nette Worte zu meinem Hund, wegen des Akzeptanz-Themas:
Er ist einfach ein super Wachhund! Ist er wirklich. Und er ist im Alltag so unkompliziert, hört zu 99%, kommt sehr gut mit unserem Kleinkind zurecht, wir haben eine sehr gute Bindung. Er ist trotz seines Alters und gesundheitlichen Probleme oft ein Quatschkopf und rennt und tobt im Garten rum. Er kann super alleine bleiben und macht sehr gerne Suchspiele, Unterordnung, usw. eigentlich egal was, Hauptsache mit uns.
Und ich fühle mich sicher mit ihm im Haus. Auch als hier im Viertel vermehrt eingebrochen wurde. Wer bricht schon in ein Haus mit so einem imposanten Wachhund ein?
Danke für eure Hilfe ?