Was anscheinend nicht verstanden wird oder nicht verstanden werden will, ist, daß es sich bei positivem Training um einen Prozeß handelt. Obwohl das aus dem Text deutlich hervorgeht. "Der Erfolg dieses Trainings stellt sich dadurch ein, dass im grünen und/oder gelben Bereich viel Kommunikation zwischen Hund und Mensch stattfindet, verbunden mit einer soliden Verstärkung aller akzeptablen Verhaltensweisen. Dadurch wird es für den Hund zunehmend weniger interessant, in den roten Verhaltensbereich zu gehen. Um sicher zu stellen, dass der Hund nicht durch schlechtes Timing oder eine Fehleinschätzung unsererseits doch in den roten Bereich gelangt, kann im Training eine Kombination mit Maßnahmen aus dem Managementbereich durchaus sinnvoll sein."
Sprich, durch Bestätigung wird attraktiver, was der Mensch gut findet. Dabei werden, anders als von einigen behauptet, dem Hund auch Regeln vermittelt, bloß statt "den Weg verlassen ist schlecht" ein "auf dem Weg bleiben ist gut". Ich bevorzuge da ganz klar Letzteres. Kann der Hund zur Absicherung nicht an der Leine bleiben, weil er zieht, muß eben an der Leinenführigkeit gearbeitet werden, ein seltsames Argument. Positives Training besteht auch bei Weitem nicht nur aus "Leckerlis in den Hund stopfen", wie von einigen verzerrt und falsch behauptet. Belohnung kann alles sein, ein Zerrspiel, einen Trick machen dürfen, Lob, ein Lied vorsingen, was der eigene Hund als Belohnung ansieht, muß jeder für seinen Hund finden.
Von nicht aktiv Grenzen setzen oder gar "permanentes Hängenlassen" kann gar keine Rede sein, das Gegenteil ist der Fall. Anstatt den Hund erst Fehler machen zu lassen und dann reaktiv Grenzen zu setzen, steckt man proaktiv mittels Belohnung das Feld ab, innerhalb dessen der Hund agieren darf. Macht der Hund doch mal einen Fehler, reicht doch ein schlichtes "Schade".
Beispiel Jagdaffinität: Wir kamen heute auf einem Fußweg an einem Hühnergehege vorbei, hatte ich erst bemerkt als mein Hund davor stehen blieb. Wurde gelobt, wie toll er die entdeckt hat und weiter ging's. Ich belohne alles, was der Hund im Feld jagen gut macht, Fährten entdecken, ruhig schnüffeln und beobachten, ruhig zur Querungsstelle von Wild oder Katze gehen, alles. Mittlerweile ist das ziemlich entspannt.
Mir genügt übrigens die simple Tatsache, daß positive Strafen im Training - also dem bewußten Umgang mit dem Hund - in Allgemeinen unnötig sind als Grund, diese abzulehnen.