Ich weiß nicht, ob du den roten Faden schon selbst gefunden hast, aber aus deiner Erzählung sind die Bisse gar nicht so willkürlich, wie du vermutest
Es zeigte sich rasch, dass sie sehr reaktiv ist, bei allem nach vorne geht - seinen es Joggern Radfahrer, Autos. Leinenaggression brachte sie auch mit. Ohne Leine war sie aber immer (halbwegs) verträglich mit anderen Hunden. Unsere Trainerin meint, sie hat einfach eine sehr kurze Zündschnur und kann einen Hund erst okay finden, Sekunden später aber doch scheiße.
Zu alldem kommt, dass sie manche Menschen beißt. Das war von Anfang an so. Man geht gemütlich durch den Wald, es kommt einem eine Person entgegen und sie will direkt auf die los. Das war nun relativ einfach, weil man ja sieht - sie fixiert, wird vielleicht sogar etwas steif. Man kann intervenieren.
Die andere Situation war im Haus. Wir wohnen im 8 Stock, da gehen ständig Leute aus und ein und fahren mit dem Lift. Klar.
Sie, als geborene Hausmeisterin, will immer vorne weg und checken wer da geht, wer kommt... Darf sie nicht, klar. Sie bekommt ein Sitz und Bleib bevor in den Lift ein- oder ausgestiegen wird. Im Treppenhaus wird sie eng geführt.
Man ist nur ein Mensch und darum können Fehler passieren. So hab ich mich einmal vertan - der Lift hielt nicht im EG wie ich angenommen hatte, sondern im 3. Stock wo eine Frau einsteigen wollte. Taya ist raus geschossen und hat drei Mal in den Mantel der Frau gebissen. Ich war viel zu überrascht um zu reagieren.
Ähnlich beim Postkasten - ich wollte wegen der Post schauen, da kam ein Mann um die Ecke, hinter ihm seine Frau und Taya hat mir die Leine soweit aus der Hand gezogen, dass sie die Frau beißen konnte. Die Frau rief "Au!" also wurde sie wohl schon ordentlich gezwickt. Sie ging aber zügig weiter und hat das später auch als halb so wild abgetan.
Ich war ab da natürlich noch viel vorsichtiger.
Wo es nie Probleme gab , also wirklich nie, war in Situationen wo mehrere Menschen rum stehen/gehen. Vor Supermärkten, Auf Plätzen/Straßen wo viel los ist, in den Öffis. Da sitzt/liegt sie neben einem und wenn ständig Leute wenige cm vor ihrer Schnauze vorbei gehen, stört sie das gar nicht.
Bis neulich mein Mann mit dem Hund vorm Supermarkt wartet, kurz abgelenkt ist, und der Hund nach vorne schießt und einen älteren Herrn in die Wade beißt. Es hat sich sofort ein Bluterguss gebildet, der Mann war dann auch beim Arzt, aber es gab ja keine offene Wunde, so ist weiter nichts passiert.
Das passt mir nicht wie der Mensch da geht, dass der da geht - also beiß ich mal rein.?
Ist es die kurze Zündschnur? Der Halter eines Viszla (ihr Erzfeind) hat sie mal gestreichelt, sie hat sich richtig an ihn geschmiegt, schien es zu genießen und plötzlich fuhr sie um ihn herum und zwickte ihn in den Unterschenkel Da war kein Knurren, kein Fixieren, kein nichts! Das ging blitzschnell.
Und so ist es eigentlich bei allen Situationen.
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Zum Einen reagiert Taya laut deinen Erzählungen immer dann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert:
Plötzlich Menschen am Fahrstuhl, um die Ecke, dicht an ihr vorbei.
Passt übrigens auch dazu, dass in einer Menschengruppe nichts passiert - das Setting überrascht sie nicht. Viele Menschen sind halt viele Menschen, einer mehr oder weniger ändert das Bild nicht.
Mich würde ja interessieren, ob es weitere Zusammenhänge gibt: Tageszeit, Lichtverhältnisse, Wetter…
Du merkst vielleicht, dass ich ein wenig auf ihre Sehkraft denke. KANN ein Faktor sein, muss aber nicht.
Zum anderen hast du losgelöst davon die Situation mit dem Halter des anderen Hundes und grundsätzlich Hundethematik, also schneller Wechsel von „gut“ zu „schlecht“.
Eigentlich auch recht einfach erklärbar - du hast einen Hund, der nicht sonderlich viele positive Erfahrungen in der ersten Zeit seines Lebens gemacht hat. Und genau dann hat dieser Hund gelernt, dass Menschen für ihn unberechenbar sind. Mal sind die gut (streicheln, füttern) und mal böse (Türschwelle als nachhaltig verinnerlichte Grenze).
Taya ist im Zwiespalt und reagiert je nach Länge der Zündschnur. Sie will ja grundsätzlich den Kontakt, erträgt ihn aber eben nicht lange.
Lange Rede kurzer Sinn:
Du wirst um Management nicht herum kommen, wenn du mit ihr gemeinsam lebst.
Das vermeidet Stress für euch beide, für sie, weil sie sich darauf verlassen kann, dass du sie vor solchen unangenehmen Situationen schützt und für dich, weil dein Hund nicht mehr plötzlich, für dich unbegreiflich, zubeißt.
Ich würde ganz konsequent Maulkorb drauf machen außerhalb der Wohnungstür. Kann ja auch ein bunter, hübscher sein, die sehen mittlerweile echt schick aus. Vorausschauend laufen, willkürliche Kontakte würde ich meiden, euer Hund hat keinen Nutzen davon und sie ist nicht Eigentum der Gesellschaft.
Mag sich drakonisch anhören, aber da wäre mir die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Beteiligten wichtiger