Da ich die Diskussion sehr interessant und gut finde, geh ich mal auf den Anfang ein.
Ich persönlich kann von meinen Malis sagen:
Die gehen gern spazieren, die gehen auch gern lang spazieren und die würden auch nicht durchdrehen, wenn ich täglich 2x2 Stunden mit denen einfach nur spazieren gehen würde.
ABER - das liegt daran WIE sie spazieren gehen. Und daran wie sie allgemein geführt werden. Wenn sie spazieren gehen, dann rennen sie - wenn das für mich passt - zu Beginn ein bisschen mit Speed rum und kriegen sich aber nach 5 Minuten so ein, dass sie in einem Radius von ca 30-40 Metern maximal um mich herumgurken, meist deutlich näher. Die drehen nicht hohl, fahren sich nicht hoch, tun halt so Hundedinge wie schnüffeln, rumgondeln und so.
Aber wo einem diesen Zustand sehr viele deutlich gemäßigtere Rassen "schenken", oder es sich "auswächst" oder ein bisschen Rückruf reicht, dass es dem Hund zu doof wird, immer wieder hochzufahren und damit mehr Bewegungsdrang zu haben und dadurch weiter weg zu sein, ist das beim Mali eben nicht so.
Und: Wo es vielen reicht, einfach mal "schön müde" zu sein, weil die Muskeln lange in Aktion waren, schenkt einem diesen Zustand der Mali nicht von selbst. Auch das muss er im Normalfall von seinem Menschen lernen.
In dem Ursprungsthread ging es darum, dass eine unerfahrene Halterin versucht hat, mit viel Bewegung und Bespaßung den Hund müde zu machen, damit er endlich lieb ist. Und genau da kommt die Rasse ins Spiel. Trieblich so hoch gelagert und mit so einer niedrigen Reizschwelle, wie die meisten Malis nun mal rassebedingt sind, schlägt das ins Gegenteil um.
Sie sind dazu gezüchtet im Trieb weit über ihre Grenzen zu gehen, wenn es weh tut erst recht weiter zu machen. Und damit muss man sich nun mal als Halter auseinandersetzen.
Meine Hunde - um mal bei meinen Erfahrungen mit eigenen zu bleiben (auch wenn ich mit einigen Malis auch so gearbeitet hab, oder Aufzuchtwelpen da hatte) - kommen rein bewegungstechnisch mit ner guten Stunde am Stück gemütlichem Gassi am Tag völlig aus. Das, was dann wichtig ist, damit die Hunde emotional ausgeglichen sind, ist, dass sie etwas mit ihrem Menschen arbeiten können. Auch hier ist das Maß wichtig, siehe oben. Aber zB eine Fährte ist nun wirklich keine Auslastung über Bewegung. Nichtsdestotrotz ist der Hund danach müde und glücklich. Die wollen ihren Besitzer stolz machen, "Mamas Bester" sein und sie gehuldigt fühlen. So sind sie halt.
Finde ich also nicht das richtige Maß aus Regulation für den gesamten Alltag, brauch ich mit dem Rest nicht mal starten. Malis die extrem schlechte Nerven haben, oder die eben nicht so geführt werden, dass sie wirklich gelernt haben, nicht dauernd nur hochzufahren bzw viele Reize auch mal Reize sein zu lassen, sind daher aber mit langen Spaziergängen leicht überfordert. Und das äußert sich beim Mali dann halt in den meisten Fällen darin, dass sie immer aufgedrehter, ggf auch grantig werden.
Wenn man bei Rassen bestimmte Eigenschaften haben will, sind diese nun mal immer da - nicht nur in der gedachten Arbeit, sondern ebenso im Alltag. Ein Hund, der neuronal sehr schnell ist, wird das eben nicht nur sein, wenn es um die Obedience Weltmeisterschaft geht, sondern ebenso bei allen Dingen im Alltag.
Dass Individuen unterschiedlich sind, steht für mich außer Frage. Daher ist die "Rassebrille" für ich auch nur ein "grober Vorschlag" für Verhaltensweisen, bei dem es zu überprüfen gilt, ob das wirklich Rasse ist. Bzw erhöhen Rassen einfach die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Talente, Vorlieben und Verhaltensspecials.