@Rosilein:
Oder anders herum betrachtet:
Wenn ein Hund von einem großen, schwarzen Hund gebissen wird, reagiert er oft danach auf alle großen, schwarzen Hunde.
Er hat diese Erfahrung dann generalisiert - und deshalb wird der große, schwarze Hund, der überhaupt nichts mit dem Biss zu tun hatte, erst einmal trotzdem als potentiell gefährlich eingestuft.
Wie dann mit dieser Gefahr umgegangen wird, ist dann natürlich wieder von Rasse zu Rasse und von Hund zu Hund unterschiedlich - der eine Hund geht ins Meideverhalten, versteckt sich hinter seinem Halter, ein anderer greift seinerseits an, weil Angriff die beste Verteidung ist usw.
Vielleicht war aber auch die Wortwahl "generalisieren lernen" falsch getroffen.
Vielleicht wäre folgende Formulierung besser:
Ein gut sozialisierter* Welpe hat die Fähigkeit, zu generalisieren bzw. ein Hund, der als Welpe gut sozialisiert* wurde, ist in der Lage, zu generalisieren.
(*das "gut sozialisiert" habe ich jetzt nicht näher beschrieben, weil das an dieser Stelle den Satz nur unnötig aufblähen würde)
Viele Grüße
Sandy
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Ich verstehe durchaus, was ihr meint, finde das aber absolut nicht zutreffend.
Meine Hunde hatten alle keine gute Vorgeschichte und haben im Prinzip in der ersten Präge- und Sozialisierungsphase nichts kennengelernt. Entsprechende Defizite hatten sie anfangs.
Aber sie haben alle gelernt zu generalisieren und bewerten definitiv nicht jede Situation komplett neu. Generalisieren findet ja nicht nur im Bezug auf Menschen, Hunde, Situationen statt, sondern auch im Bezug auf abgefragt Verhaltensweisen. Also wenn mein Hund nicht nur Sitz macht, wenn er im leeren Wohnzimmer sitzt, sondern auch auf einem Holzblock, während es regnet und nebenbei ein Reh Tango tanzt, dann ist das Generalisierung. Und das kann jeder Hund lernen.
In wie vielen verschiedenen Situationen man üben muss, DAS wird imo maßgeblich davon beeinflusst, wie die frühen Lernerfahrungen ausgesehen haben und wie leicht es dem Hund fällt, aber zu behaupten, dass der Hund das gar nicht mehr lernen kann, ist einfach Unsinn.
Ich weiß, dass Martin Rütter das gerne behauptet, das macht es aber nicht wahrer. Sonst könnte ich mir Dinge wie Gegenkonditionierung und Desensibilisierung bei meinen Hunden einfach komplett sparen, weil sie das absolut nie auf ähnliche Situationen übertragen könnten. Und gerade bei Problem Hunden arbeitet man ja damit und das mit großem Erfolg. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man nicht mehr bei jedem neuen Auslöser bei 0 anfängt.
Das Beispiel mit dem angreifenden schwarzen Hund ist schön. Gerade unsichere Hunde mit mieser Vergangenheit neigen dazu, dann sofort alle schwarzen Hunde gefährlich zu finden. Aber bestimmt nicht, weil sie durch Sozialisierung so eine besondere gute Fähigkeit zum Generalisieren haben.
Es stimmt einfach nicht, dass Hunde bei schlechter Sozialisierung gar nicht Generalisieren können. So nach dem Motto "gibt das Gehirn nicht her, sorry". Es mag einzelne Exemplare geben, auf die das eingeschränkt zutreffen mag, aber das ist definitiv nicht die Norm. Aber ich behaupte jeder Hund kann zumindest lernen Dinge zu generalisieren, wenn man das Training entsprechend aufbaut.