Beiträge von Esiul

    Das Problem war halt, dass der Verein gesagt hat, dass im Tierheim, wo Jerry war bereits mit ihm Leinenführigkeit trainiert wurde und er das angeblich schon richtig gut konnte und wir nur noch konsequent sein müssten und es weiterführen.

    Aber Jerry hatte 0,0 Leinenführigkeit. Ich hatte das Gefühl, als wüsste er nicht einmal was eine Leine überhaupt ist. Also entweder der Verein hat uns total angelogen oder aber Jerry konnte das bei einem gewissen Menschen im Shelter tatsächlich, kann es aber bei neuen Menschen nicht umsetzen, worauf man uns aufmerksam machen hätte müssen.

    Was ich mir vorstellen könnte, ist auch, dass im Shelter unter weniger Ablenkung geübt wurde. Habt ihr mal ausprobiert, ob Jerry in der Wohnung wieder weiß, was mit einer Leine von ihm erwartet wird? Außerdem hat er aktuell vermutlich viel Stress, und unter Stress funktionieren oft die einfachsten, am besten geübten Dinge nicht mehr.

    Und ich will den Verein gar nicht in Schutz nehmen, denen schreibe ich auch einen gewissen Anteil am aktuellen Dilemma zu. Aber: Ihr habt euch eindeutig nicht ausreichend vor Anschaffung des Hundes darüber informiert, was mit einem Hund aus dem Auslandstierschutz auf euch zukommen kann. Dass sich Hunde in ihrem neuen zuhause nicht hundertprozentig so verhalten, wie sie es im Shelter tun, ist keine Überraschung, die noch niemand im Internet beschrieben hat.

    Bei vielen Leuten funktioniert es so, dass sich zum Einzug des Hundes zuerst der eine, dann der andere Partner Urlaub nimmt. Im Anschluss daran benötigt man halt einen Plan B - die meisten Welpen können nach 3-4 Wochen noch keine 5 Stunden alleine bleiben. Also Freude, Verwandte oder bekannte, die gerne auf einen Hund aufpassen würden, Hundesitter oder anderen Betreuungsmodelle. 5h halte ich übrigens für eine sehr machbare Zeit für einen Hund.

    Allerdings solltet ihr euch das mit dem Berner Sennenhund noch einmal überlegen - die Rasse ist leider gesundheitlich stark angeschlagen. Ich könnte nur schlecht damit leben, mir einen Hund zu kaufen, den ich mit einer nicht unerheblichen Wahrscheinlichkeit nach 6-8 Jahren wieder beerdigen muss.

    Ich glaube, du unterschätzt, wie wenig persönlich das Forum alle "bösen Worte" meint. Hier wird meistens von Posting zu Posting eine neue Chance vergeben. Reitest du den Hund immer tiefer in die Scheiße, werden die Forenuser immer wütender, gehst du in die richtige Richtung, hast du eine sehr liebenswerte Community, die dir wirklich sinnvoll zur Seite stehen kann.

    Ich finde es erschreckend, wie sich hier die Aggressivität gerade hoch dreht. In den letzten Beiträgen wird der Thread- Erstellerinnen und ihrem Hund offen mit Gewalt gedroht, wenn sie sich der Forenmeinung nicht anschließt.

    Vielleicht kann man das jetzt mal eine Weile ruhen lassen...

    Wenn man sinnerfassend lesen könnte, würde man verstehen, dass die TE vor Menschen gewarnt wurde, die Selbstverteidigung übertreiben. Und ja, die gibt es! Meinem Hund wurde auch schon mit Pfefferspray gedroht, obwohl er, an einer 3m Leine angeleint, sich null komma gar nicht für die Person interessiert hat und auch nicht ansatzweise in ihre Nähe kam.

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    Ich möchte kein Straßenhund sein (...)

    Ob du das sein möchtest oder nicht, ist komplett irrelevant. Ein empathischer Hundehalter sollte verstehen, dass jeder Hund anders ist. Entsprechend gibt es viele Hunde, die sich tatsächlich auf der Straße relativ gut zurecht finden und für die das enge Zusammenleben mit Menschen mehr Stress bedeutet. Ein Hund hat kein Konzept davon, was einmal passiert, wenn er alt oder krank ist, der lebt im hier und jetzt. Viele Straßenhunde haben ein gut funktionierendes Rudel, werden irgendwie gefüttert oder wissen, wie man Futter organisiert, sind in stabile Strukturen eingebunden und haben eigentlich relativ wenige Sorgen. Nimmt man die jetzt aus ihrem Umfeld, weil man ihnen etwas besseres bieten will, sind die erstmal nicht glücklich darüber. Das sollte man als empathischer Mensch verstehen, anstatt wie doof auf seinem Standpunkt stehenzubleiben "Aber mir würde das so gefallen!"
    Ich finde warme Häuser toll. Mein Pferd steht lieber im Schneetreiben, bis ihr Popo von Schnee bedeckt ist. Ich finde dichte Schuhe im Winter super, mein Hund fetzt lieber barfuß durch den Schnee.

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    Jerry geht es gut bei uns. Er hat ein Dach über den Kopf, genug Wasser und Futter, viel Zuwendung und eine Familie. Wir akzeptieren ihn trotz seiner Macken und möchten uns bemühen gemeinsam mit ihm an seinen Problemen zu arbeiten.

    Ob ihr ihn akzeptiert oder nicht, ist ihm ziemlich schnuppe. Euer Hund beurteilt an euren Handlungen, nicht an euren heeren Zielen oder Einstellungen. Davon kann er sich nichts kaufen. Ob ihr ihn liebt oder nicht, ist dem herzlich wurscht. Eure Handlungen: Besuch empfangen, den Hund in eine Box sperren, ihn bedrängen, seine Körpersprache missverstehen, ihn dazu bringen, dass er sich mehrfach mit seinen Zähnen zur Wehr setzen muss. Aus der Sicht von Jerry ist es komplett egal, warum ihr das macht. Für ein Tier macht es keinen Unterschied, ob ihr etwas macht, weil ihr denkt, dass ihr das Richtige tut, oder weil euch alles egal ist.

    Beispiel: Reiter 1 liebt sein Pferd sehr. Reiter 1 hat nur leider nicht so viel Ahnung von Pferden, ihren Bedürfnissen und reiten kann er auch nicht so gut. Deswegen reitet er sein Pferd leider so, dass er ihm dabei unabsichtlich Schmerzen zufügt, aber er sieht leider nicht, dass sein Pferd immer verspannter geht, weil er auch die Schmerzsignale nicht richtig deuten kann. Die Haltungsbedingungen sind auch nicht so optimal und das Futter stimmt nicht, weswegen das Pferd von Reiter 1 leider immer wieder krank wird.

    Reiter 2 bekommt ein Pferd zur Ausbildung für ein paar Monate, er weiß also schon, dass es sich nicht lohnt, eine tiefe emotionale Beziehung aufzubauen. Dass er dieses Pferd liebt, würde er nicht sagen, nur, dass es ein sympathisches Pferd ist. Reiter 2 hat viel Wissen über Pferde. Die Tiere in seinem Stall werden so gehalten und geritten, dass sie sich sehr wohl fühlen. Das Futter hat eine hervorragende Qualität und wird auf die Bedürfnisse der einzelnen Pferde abgestimmt.

    Welches Pferd wärst du lieber? Das "geliebte", oder das, was mit Sachverstand behandelt wird?

    Unter euren Fehlern leidet der Hund! Nicht so, dass er tot umfällt, aber so, dass ihr sicherlich für ihn zeitweise bedrohlich oder schlecht einschätzbar wirkt. Er muss mit Wesen zusammenleben, die ihn nicht verstehen und die zeitweise aus seiner Sicht echt dumme Dinge tun. Das ist nicht angenehm für ein Tier!

    Und in erster Linie solltet ihr an eurem absoluten Unverständis der Spezies Hund gegenüber arbeiten. Das Tier hat Probleme, ja, aber das größte Problem ist, dass ihr null komma nicht versteht, was ihr da im Haus habt. An seinen Problemen könnt ihr nämlich nur mit einem entsprechenden Verständnis arbeiten.

    Du hast bis vor kurzem aber auch nicht gedacht, dass der Hund dich beißen würde. Was macht dich so sicher, dass du ihn draußen nicht ebenfalls falsch einschätzt? Und nur weil da noch mehr geht, heißt das nicht, dass der Zustand gut ist. Das, was Jerry zeigt, reicht für eine Einstufung als gefährlich vermutlich mehr als aus.

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    Wie soll ich jetzt wieder uneingeschränkt vertrauen

    SOLLST DU NICHT!!

    Du sollst endlich lernen, was es bedeutet, einen Hund zu besitzen. Du sollst lernen, seine Körpersprache zu lesen. Du sollst lernen, ihn einzuschätzen. Jerry soll dir vertrauen können, nicht umgekehrt. Du bist der Mensch, er der Hund.

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    Ich bin einfach super enttäuscht von Jerry.

    Der ist der letzte, von dem du enttäuscht sein solltest. Du solltest enttäuscht von dir selbst sein, weil du nichts über Hundeverhalten gelernt hast, obwohl es dir schon mehrfach angeraten wurde. Du solltest enttäuscht von dir selbst sein, weil du deine/eure Beziehung zu dem Hund komplett falsch einschätzt. Jerry hätte das Recht, von dir enttäuscht zu sein, weil du ihn nicht verstehst und Aktionen setzt, die nicht förderlich für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses sind.

    Umarmen ist in den seltensten Fällen etwas, das Hunde mögen. Und dein Hund löst Konflikte leider mit seinen Zähnen.

    Ich biete meinem Hund in stressigen Situationen an, dass er zu mir kommen kann, wenn er das denn möchte - wenn nicht, ist es auch gut. Manche Hunde suchen von sich aus körperliche Nähe, wenn sie Stress haben, andere nicht. Umarmen ist jedoch immer eine Scheißidee. Das kann man mal mit einem Hund machen, den man gut kennt und der auf kuscheln steht und der gerade entspannt ist, aber nicht mit einem Tierschutzhund, der in der kurzen Zeit, die ihr ihn habt, noch keine ausreichende Vertrauensbasis aufbauen konnte. Durch die Umarmung hat er sich vermutlich bedrängt gefühlt und wollte der Situation entkommen, als der Böller losging. Entweder er kennt keine andere Art, dir zu sagen, du mögest deinen Arsch woanders hinbewegen und/oder du hast seine körpersprachlichen Signale übersehen. Ich würde mich an deiner Stelle ausgiebig mit der Körpersprache von Hunden auseinandersetzen, und zwar nicht nur mit einem Wikihow-Artikel.