Beiträge von Esiul

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    Ich will keine lebenslange Baustelle. Ich will einen gemütlichen, freundlichen, ruhigen und gehorsamen Hund. Jetzt erzählt mir nicht das das so abwegig ist.

    Es ist nicht abwegig, aber es ist abwegig, das von einem Welpen zu verlangen. Der ist einfach nicht fertig. Weder Ruhe, Gemütlichkeit, Freundlichkeit, noch Gehorsam sind ab Werk vorinstalliert. Und rate mal, wessen Aufgabe es ist, aus dem Welpen den Hund zu formen, den du haben willst?

    Auch Liebe nicht. Wenn ich ein neues Tier bekomme, dann verbringe ich erstmal seeehr viel Zeit damit, mich mit diesem anzufreunden und bekannt zu machen. Auch das geht nicht von heute auf morgen.

    Versuch doch wirklich mal den Blinkwinkel zu ändern, nicht "der Hund soll dieses und jenes machen", sondern "ICH muss einen Weg finden, dem Hund dieses und jenes beizubringen".

    Training funktioniert nur, wenn du von dir selbst ausgehst. Weder meine Pferde- noch Hundetrainer haben übrigens jemals meine Tiere kritisiert. Du wirst bei keinem Trainer, der sein Geld wert ist, den Satz hören: "Dein Hund/Pferd macht das falsch". Du wirst immer nur Kritik am Menschen hören. Vom Hundeplatz kann ich dir dazu noch zwei Anekdoten erzählen: "Der Hund wäre ja echt super, aber die Hundeführerin müssen wir glaub ich austauschen" war der Satz meiner Trainerin im ersten Jahr. Sie hat mich übrigens dann doch so gut trainiert, dass wir unsere Prüfung mit 97 von 100 Punkten erreicht haben.

    Andere Trainerin, anderer Platz, nicht ich als Ziel der Ansprache: "Ich habe drei Stomhalsbänder zuhause. Die sind zwar verboten, aber wenn du meinst, kann ich dir gerne eins mitnehmen nächste Woche. Das lege ich dir dann um den Hals und jedes Mal, wenn du als Hundeführer einen Fehler machst - ZACK. Und wenn ich dann der Meinung bin, dass du deinen Hund perfekt führst, können wir uns ja überlegen, ob wirs dem Hund um den Hals montieren, aber ich glaube, wenn ich dich dann soweit habe, ist das gar nicht mehr nötig." (Der Angesprochene hat seltsamerweise abgelehnt.)

    Wenn der Mensch absolut richtig mit seinem Tier kommuniziert, dann macht das Tier auch keine Fehler. Wenn der Mensch ein guter Lehrer ist, ist das Tier im Rahmen seiner Möglichkeiten ein guter Schüler. Wenn der Mensch Mist baut - wirds das Tier nicht lernen. Es hängt alles an dir selbst.

    Die Sache ist: Ich erwarte auch von meinen Tieren, dass sie gehorchen. Sowohl der Hund, als auch das Pferd. Dennoch kann man das von einem Jungtier einfach nicht erwarten, dem muss man erst beibringen, was von ihm erwartet wird. So wie man Kindern beibringen muss, sich in eine Gesellschaft einzugliedern, muss das Tier auch lernen, was sein Mensch von ihm erwartet, das gilt auch für die "selbstverständlichen" Dinge des Lebens.

    Um mal von den Hunden und Kindern wegzugehen: Von einem Pferd erwarte ich, dass ich in den Stall oder auf die Koppel gehen kann, ein Halfter aufziehen und es mitnehmen kann, ohne dass es mich anrempelt, mich wegzieht, in meine Jackentasche beißt, etc. Das kann das Pferd alles nicht von Geburt an. Wenn ich ein Fohlen habe, muss ich dem erstmal beibringen, ein Halfter auf seinem Kopf zu tolerieren. Ich muss ihm beinringen, mit einem Menschen mitzugehen, etc. Und dann habe ich mein Pferd noch lange noch nicht so weit, dass ich aufsteigen und reiten kann. Das sind Stunden um Stunden der Ausbildung, des Trainings, kleinschrittig und geduldig. Wochen, Monate und Jahre gehen ins Land und irgendwann hat man es dorthin gebracht, wo man hinwollte.

    Beim Hund ist es dasselbe. Training und Erziehung in allen Situationen, kleinschrittig und stetig, mit viel Lob und Geduld.

    Stubenreinheit, Beißhemmung, Leinenführigkeit müssen erst gelernt werden, und das DAUERT!

    Dazu benötigt man auch Wissen und Können. Wenn ich mich mit der jeweiligen Spezies, ihrem Verhalten und Eigenheiten nicht auskenne, werde ich weder einem Pferd erklären können, dass ein Tritt oder Biss im Umgang mit Menschen absolut inakzeptabel ist, noch einem Welpen, dass ein Spiel mit Zähnen für Menschen nicht passend ist.

    Genau dieses Wissen fehlt euch, das ist aber nicht die Schuld eures Hundes. Vielleicht kann euch die Trainerin etwas an Wissen vermitteln, aber ich würde mir schonmal angewöhnen, die Haltung anzunehmen "Es ist MEINE Schuld, dass ich dem Hund nicht erklären kann, was ich von ihm möchte".

    Denn Tiere, insbesondere Hunde, sind lernfähig und gut trainierbar. Und wenn etwas nicht funktioniert und der Hund etwas nicht lernen kann (in deinem Fall: Beißen geht gar nicht!), gibt es genau einen Schuldigen, und das ist niemals der Hund.

    Bezüglich: "Was kann man tun?"

    In Österreich ist ja das öffentliche Anbieten von Hunden, wenn man die Zucht nicht beim Veterinäramt angemeldet hat, verboten. Die großen österreichischen Verkaufsplattformen haben da mitgezogen und man muss dort die Zuchtbescheinigung vorlegen, wenn man einen Hund inserieren will.

    Eine entfernte Bekannte hat ihre Ridgeback-Hündin decken lassen, von einem Ridgeback-Rüden. Papiere bracht man ja nicht, Zuchtanmeldung auch nicht. Die Welpen sind jetzt 10 Wochen alt, und ratet mal, wie viele davon bisher verkauft wurden? Die Verzweiflung steigt, 8 Ridgebacks im Haus statt einem sind nämlich eine Hausnummer.

    Wenn man jetzt noch den Verkauf von Kurzschnauzen derart einschränken würde, gäbs vermutlich deutlich weniger Bullies.

    Das mit dem daneben liegen, während gespielt wird, kann man aber wohl trainieren. Hier ein Foto von meinem Hund, während da gerade eine Pfadfindergruppe Merkball spielt (10 laufende, quietschende Kinder, ein oder zwei Bälle, die geworfen werden - mehr Reize gehen wirklich nicht). Hund war zum Zeitpunkt der Aufnahme 1 1/2 Jahre alt. (Zur Rasse sag ich nix, is nämlich ein Pudel :relieved_face: )

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    Ich hoffe wirklich sehr für euren Jund, dass die Probleme so klein wie möglich ausfallen.

    Im folgenden Link kannst du mal ein bisschen nach unten scrollen, dann siehst du ein Röntgenbild. Klick das an und siehs dir an. Es handelt sich um zwei übereinandergelegte Röntgenbilder, das eine von einer brachyzephalen Hunderasse (und der Mops ist eine der Hunderassen, die extrem brachyzephal ist), das andere von einer normal langen Schnauze. Daran kannst du sehen, wie viel Knochenstruktur da fehlt. Das Problem: Die weichen Strukturen in der Schnauze sind in "normalem" Umfang vorhanden, und das macht Probleme. Nein, das Schnarchen ist nicht süß und rassetypisch. Wenn dein Hund Atemgeräusche bekommt, weißt du, dass er leidet. Einen normalen Hund hört man nicht atmen. Normales Hecheln beinhaltet kein "Grunzen".

    https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.p…odul=3&ID=21395

    Euer Hund ist nicht aggressiv, das ist ein normaler Welpe. Ihr müsst nicht lernen, mit einem aggressiven Hund zu leben, sondern, wie man einen Welpen erzieht, ihm Beißhemmung beibringt und wie man den Blödsinn, den ihr bisher so verzapft habt, wieder ausgleicht.

    Außerdem müsst ihr lernen, die Schuld nicht beim Hund zu suchen, sondern bei euch selbst. Der Welpe kann gar nix dafür, dass ihr mit falschen Erwartungshaltungen und zu wenig Wissen an die Sache herangehangen seid.

    Bezüglich "Wer würde sie denn nehmen?": Die kommt mit dem Arsch noch nicht mal im Tierheim an, ist die schon vermittelt. Das, was ihr da für einen Problemwelpen haltet, ist für jeden hundeerfahrenen Halter vermutlich einfach ein recht normaler Junghund mit bisher suboptimaler Sozialisierung, also nix, woraus man nicht mit etwas Interesse, Wissen und Gefühl in relativ kurzer Zeit einen tollen Weggefährten zaubern kann.

    Als ob mir mein Welpe (jetzt der Top-Hund für Kinder) nicht auch in die Finger gehackt hätte...

    Ich hab einen Großpudel als Berghund. Das einzige, das nervt, sind die Schneeklumpen im Fell bei Pulverschnee, ansonsten ist er perfekt. Er kommt mit seinen langen Beinen perfekt bei den Abfahrten mit, ist super ausdauernd (gut, nach einer Woche mit 5000 Höhenmetern mussten wir mal Selen und Magnesium suplementieren), benimmt sich suf Berghütten tiptop und sein Durchhaltevermögen sucht seinesgleichen (3m Felswand? Pudel springt einfach hoch).