Beiträge von Caro1993

    Hallo an Alle


    Wie bereits in meinem Thread bzgl. Leinenaggression erwähnt, bin ich nach den beiden Vorfällen, die Tyson und mich nun wieder so zurückgeworfen haben, mit dem Gedanken am spielen, einen ruhigen, souveränen, verträglichen Zweithund bzw. Hündin anzuschaffen.
    Die Idee dahinter wäre, dass dieser Zweithund uns etwas (unter)stützen könnte, und sowohl Tyson als auch ich uns etwas von seinem Verhalten abschauen könnten , da wir beide gar nicht wissen wie es ist, ruhig und entspannt spazieren zu gehen und bei Hundebegegnungen cool zu bleiben. Ich würde auch hoffen, Tyson könnte sich etwas an dieser souveränen ruhigen Hündin orientieren, da ich glaube, dass ich ihm einfach nicht das geben kann, was er bräuchte, da auch ich eine unsichere, eher ängstliche und sehr sensible Person bin, und ich immer das Gefühl habe, ihm damit eine unnötige Last aufzubürden, was mir unendlich leid tut.


    Ich brauche nun etwas eure Hilfe.
    Im Moment basiert diese Idee wohl auch auf Verzweiflung und Frust und ist nicht so fundiert durchdacht, wie eine solch gravierende Entscheidung durchdacht sein sollte.

    Ich leider darunter, dass ich Tyson nicht die ruhige, stabile Führungsperson sein kann, die er bräuchte, und ich gebe zu, momentan bin ich wahnsinnig frustriert, dass nun all die Kurse, die wir ab November hätten besuchen wollen, wieder auf lange Sicht gestorben sind. (Mantrailing, Spass-Sporthund, Wochenendkurs Fährte).


    Ich brauche etwas Unterstützung von erfahrenen Hundeleuten, was ich von einem Zweithund und der dadurch entstehenden Dynamik erwarten könnte, welche neuen Aufgaben und Schwierigkeiten auf mich zukommen können etc. und ob ihr mir eher zu- oder abraten würdet und warum.


    Die Idee für einen Zweithund:
    Es müsste sicher eine Hündin sein. Hündinnen mag Tyson sehr gerne und ist im Umgang mit ihnen auch bei einem grossen Grössenunterschied sehr vorsichtig und höflich. (Rüde sicher nicht, Tyson ist intakt und Rüden mag er sehr selten...).
    Ich würde einen Hund suchen, der gerne spazieren geht und je nach Lust auch für Schnüffelspiele und Clickern etc. zu begeistern ist, aber nicht regelmässig auf den Hundeplatz müsste, um ausgelastet zu sein.
    Der Hund sollte Menschen- und vor allem Hundefreundlich sein, sich nicht schnell aus der Ruhe bringen lassen und allgemein "gechillt" im Wesen sein.

    Das Alter ist egal, gerne auch älter (Seniorin).

    Grösse eher klein bis mittelgross.


    Bin gespannt auf eure Antworten.

    Ein kleines "Positiv-Beispiel"


    Tyson ist mein 70cm grosser Schäfi-Mix.

    Er ist bei seinen Vorbesitzern auch mit einem kleinen Kind aufgewachsen (Kind war 6 Monate alt als Tyson mit 8 Wochen einzog).

    Tyson spielt allgemein eher grobmotorisch und ist teilweise eher so Modell Dampfwalze (und Riesenbaby, dem nicht bewusst ist, wie gross er ist :herzen1:).

    Trotzdem hat er bei meinen Besuchen in der 3-Zimmer-Wohnung der Vorbesitzer beim toben das Kind nie auch nur berührt, geschweige denn umgerannt.

    Liegt irgendwo Spielzeug am Boden und ich will es nehmen, wirft Tyson sich "ohne Rücksicht auf Verluste" drauf (natürlich beisst er mich dabei nicht, aber er lässt sich das Spielzeug nur sehr ungern wegschnappen).

    Als bei meinen Besuchen das Kind mit etwas gespielt hat, das eigentlich Tyson gehörte, hat dieser so lange geduldig vor dem mit dem Spielzeug fuchtelnden quiekenden Kind gewartet, bis dieses das Spielzeug fallen liess.

    Und auch jetzt beim Kontakt mit den Kindern von Freundinnen: Letztens mussten wir Tyson mit Laufgitter getrennt in die Küche verfrachten, während wir im Wohnzimmer mit den Kindern spielte, weil der 2-jährige so fasziniert von ihm war, dass er aufdringlich wurde (besonders Tysons grosse Schnauze hat es dem Mini angetan...)

    Tyson stand dann vor dem Laufgitter und hat uns zugesehen.

    Plötzlich steuert Mini schnurstracks auf Tyson zu, steckt ihm seine Finger ins Maul und quieckt vor Freude. Tyson stand da und hat sich keinen Milimeter bewegt und gewartet, bis wir den Zwerg entfernt hatten... (normalerweise lässt er sich nicht mal von mir ins Maul fassen...)

    Will sagen: Es scheint gut möglich zu sein, auch einen grösseren Hund so zu erziehen und zu sensibilisieren, dass er weiss: Toben und spielen ist ok, aber das Menschen-Welpi wird nur mit Samthandschuhen angefasst.


    Wie die Vorbesitzer ihm das beigebracht haben, dazu kann ich allerdings nichts sagen, das weiss ich leider nicht :ka:

    Habe auch gemerkt, dass es am Besten ist, wenn ich total authentisch bin; also nicht irgendwie versuche, den souveränen Herdenchef zu mimen, wie ich mir vorstelle, dass der sein sollte oder wie andere das wohl machen.

    Sondern einfach... echt bin. Mit dem Wissen im Kopf, was ich tun und wie ich mich verhalten sollte und dem Willen, das umzusetzen, aber trotzdem ohne vorzugeben, das zu sein, obwohl ich es nicht bin.

    Ich rede auch oft mit ihm wie mit einem Menschen a la "Nein Tyson, da draussen ist niemand, alles ok. Guck, niemand. Guuuuter Bub." Natürlich kurz gehalten und mit tiefer, "beruhigender" Stimme. Und er glaubts mir :smile:

    Vielen Dank für eure Antworten und Tipps!


    Eine souveräne Gassibegleitung ist eine tolle Idee! :smile:

    Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin... vor "lauter herrjeh" und nachdenken sieht man wohl manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr...



    wildsurf und Pueppi.Schlappohr

    Nein, war ich noch nicht.

    Ich war Anfang dieses Jahres so fertig nach all dem, was wir durchgemacht hatten und hatte jegliches Vertrauen in sämtliche Trainer/Tierärzte/ Verhaltensmediziner und -Trainer etc. verloren und wollte einfach mal weit weg von all dem ubd Tyson und mich mal wieder etwas zur Ruhe kommen lassen und Abstand gewinnen.

    Bin leider immer noch auf dem Stand, dass ich so dermassen kein Vertrauen mehr in oben genannte Instanzen habe, dass es mir sehr schwer fällt, mich überhaupt wieder für einen Trainer oder Verhaltensmediziner zu entscheiden.

    Die Angst, wieder total ins Klo zu greifen - auf Tysons Kosten- ist einfach viel zu gross...


    Good News:

    Ganz alles scheint nicht weg zu sein.

    Hundesichtungen auf grössere und mittlere Distanz gehen wieder fast wie vorher.

    Alles andere ist aber auf Reset und schlimmer...

    Aber wenigstens das =)

    Hallo an alle

    Erstmal vielen Dank für eure tollen Antworten und die vielen lieben Aufmunterungen!!


    Wir machen weiter, jeden Tag, und ich sage Tyson jeden Abend und nach jedem Spaziergang, dass wir das hinkriegen :streichel:


    Ich bin etwas verunsichert... was ist nun besser, direkt zur Tagesordnung überzugehen ("war bescheiden, ist aber vorbei" und weitermachen wie bisher) oder wieder bei 0 anfangen und kleinschrittig aufbauen?


    Bezüglich meiner Einstellung und meines Verhaltens:

    Ich versuche sehr, an meiner eigenen Einstellung zu arbeiten.

    Für mich ist glasklar, dass ich bzw. meine Reaktionen aktuell ein grosser Teil des Problems sind.

    Lässt sich nur leider nicht sofort abstellen.

    Ihr habt natürlich recht, danke nochmal fürs Wachrütteln und die vielen guten Tipps :smile:


    Hundundmehr

    Danke für den Tipp! Sowas suche ich im Moment, bin aber leider noch nicht fündig geworden.


    Bei der Suche nach einem guten Trainer und Verhaltenstherapeuten bin ich leider im Moment sehr gehemmt. Wir haben bis jetzt so viele miese Erfahrunge gemacht, dass ich eigentlich gar keine Lust/Hoffnung mehr habe, einen passenden Trainer zu finden...


    Ein Gedanke, der mir immer wieder im Kopf rumschwirrt:

    Würde eventuell eine ältere, seriöse Zweithündin helfen? (Natürlich sorgfältig ausgewählt) An der sich Tyson (und auch ich) orientieren kann?

    Geld, Zeit und Liebe für einen Zweithund wären vorhanden.

    Oder ist das eine blöde Idee?

    Hast du noch andere Haustiere (am Besten Hund oder Katze)?


    Wenn ja:

    Ein ziemlich fieser, aber sehr effizienter Trick und bisher das einzige, was bei unserer Feuer-speienden, alles-wieder-hochwürgenden Katze funktioniert hat:


    Tolle Leckerlies auf den Boden legen/werfen. Andere(s) Haustier(e) hinlassen und mampfen lassen. Immer wieder Leckerlies hinwerfen. Hund x, der die Tablette bekommen soll, NICHT ranlassen, bis er richtig "heiss" auf die Leckerlies wird. Dazwischen nach einiger Zeit (je nachdem, wie lange es das eigene Herz aushält) Hund x 1-2 Mal zu den Leckerlies hin und mampfen lassen. Dann unbedingt wieder zurückhalten und andere Tiere mampfen lassen.
    Wenn Hund x wieder so richtig "heiss" ist, blitzschnell Tablette statt Leckerli hinwerfen, Hund x ranlassen und theoretisch ist die Tablette aus Gier dann im Hund :pfeif: Wichtig: Die anderen Tiere sollten so zurückgehalten werden können, dass nach dem Tablettenwurf auch wirklich nur Hund x die Tablette erwischt, und kein anderer.
    Nach Belieben dann alle hinlassen und mit Leckerlies "nachspülen".


    Tut im Herzen weh, aber war bei uns bei einer Katze die einzige Möglichkeit.


    Und ansonsten: Für 20 Sekunden kurz Herz ausschalten. Was muss, das muss.
    Und je bestimmter und "zielsicherer" man an die Sache rangeht, umso kürzer der Leidensprozess. Lieber 20 Sekunden lang "böse" und Hand bis zum Anschlag im Hund, als 10 Minuten ein Theater, bis alle keine Nerven mehr haben.

    Sorry für den Roman und tausend Dank an alle, die noch weiterlesen!!!


    Die letzten Meter bis zur Haustüre zerrt er mich, und zu Hause angekommen, seufzt er tief und ist einfach nur heilfroh, dass wir den Spaziergang wider Erwarten überlebt haben.


    Ich bin mit meinem Latein und meinen Nerven am Ende, ich könnte nur noch heulen, Tyson tut mir so unendlich leid und er hat das absolut nicht verdient und vorher wäre alles so perfekt gewesen!!


    Wir versuchen nun jede nähere Hundebegegnung zu vermeiden, um ihn mal von seinem Stresspegel runterzubringen; Pipi nur noch hinter dem Haus im Garten, für Spaziergänge nehme ich das Auto und fahre in die Pampa raus.

    Ist aber alles sehr schwierig, da wir vor 4 Wochen umgezogen sind und in einem absoluten Hunde-Paradies wohnen; geschätzt auf jeden 3 Einwohner kommt ein Hund; ist man 5 Minuten draussen von A nach B unterwegs, trifft man mindestens auf 2 Hunde.

    Der Garten vor dem Haus (perfekte Sicht auf die Durchgangsstrasse vor dem Quartier, viele Spaziergänger und auch HH) wird zu wenig "bewanderten" Zeiten für wenige Minuten schöngefüttert und danach wieder verlassen.

    Das einzig Gute: Auf die ihm bekannte Hündin meiner Kollegin, bei der er auch seit Mitte August zwei Mal die Woche tagsüber zur Betreuung ist, reagiert er genau wie vorher, freundlich, positiv, unterwürfig und spielt gerne mit ihr.

    Wir versuchen kommendes Wochenende nun mal wieder gemeinsam mit der anderen Freundin und deren drei Hündinnen spazieren zu gehen (Tyson wird mit MK gesichert.)

    Der Plan ist auch, ihn nächste Woche mal mit der sehr netten verträglichen Hündin meiner Schwiegermutter zusammenzuführen, damit er wieder ein positives Erlebnis mit einem Hund hat (und das auch regelmässig festigen kann bei gemeinsamen Spaziergängen.)

    Ich bin überzeugt, dass es positiv verlaufen wird, da die Hündin wirklich sehr sozial und geduldig ist und Tyson ja eigentlich ette Hündinnen, die auch gerne spielen, total toll findet. Tyson wird natürlich auch da mit MK gesichert und wir warten zuerst seine Reaktion bei der "Wieder-Zusammenführung" mit den drei ihm schon bekannten Hündinnen ab.


    Zu Hause ist er aber nach wie vor entspannt und so wie früher.


    Ich versuche nun, alles wieder kleinschrittig aufzubauen. Zusätzlich suche ich gerade einen gescheiten Verhaltenstherapeuten und einen neuen Trainer (für mich).


    Tyson bekommt Spagyrik und hoch dosiertes CBD-Öl und trägt seit dem Vorfall ein Adaptil-Halsband. Wohl alles ein Tropfen auf den heissen Stein, aber besser als nichts.


    Was würdet ihr mir raten, wie soll ich mich am besten verhalten?


    Wieder bei 0 anfangen und kleinschrittig aufbauen? Oder was Anderes?


    Vielen Dank!

    Eine verzweifelte caro1993

    Hallo ihr Lieben


    Nach langer Zeit melde ich mich wieder zurück und berichte mal wieder.


    Tyson und ich haben die letzten Monate sehr sehr fleissig trainiert und eure fantastischen Tipps und Ratschläge (Bogen laufen, umdrehen, viiiele Leckerlies, Schönfüttern, keine "aufgezwungenen" Hundekontakte mehr, zeigen und benennen) so gut wie möglich umgesetzt.

    (DANKEDANKEDANKE AN ALLE UND DANKE DF!!)

    Und was soll ich sagen?

    Das Resultat war einfach fantastisch!

    Hundesichtungen waren kein Problem mehr, auch wenn der Hund näher als 30 Meter war bei Erstsichtung hat Tyson nicht mehr ausgelöst und liess sich jedes Mal abrufen/ablenken.

    Hunde kreuzen bis auf 5 Meter kaum mehr ein Problem, hat sich prima von mir führen/umlenken lassen, so konnte mittlerweile stressfrei "gekreuzt" werden.

    Spaziergänge auf vielbesuchten Flächen (d.h., auch wenn auf einem grossen Feld noch andere Hunde waren) waren stressfrei möglich.

    Tysons Reaktion: Gucken, "aha, ein Hund", zu mir schauen und sich an mir orientieren, dann entspannt weiterschnüffeln/spielen/arbeiten.

    Mittlerweile wurde er sogar mit der Hündin einer Freudin und den drei Hündinnen einer anderen Freundin zusammengeführt und er hat sich einfach fantastisch verhalten; nach einem kurzen, noch etwas aufgeregten gemeinsamen Spaziergang wurde er mit MK mit den anderen Hunden (gestaffelt) zusammengeführt, und es zeigte sich sehr schnell, dass er nach der ersten Aufregung sehr vorsichtig, unterwürfig und höflich war und sich auch von den ganz kleinen Hunden sofort korrigieren liess, wenn er beim Spielen mal aus Versehen etwas zu wild/unhöflich war. Die ältere Hündin, die höflich, aber klar zeigte, dass sie nicht mehr spielen wollte und auf seine Gesellschaft gut verzichten konnte, wurde sofort und dann jedes Mal in Ruhe gelassen, die anderen Ladies wurden vorsichtig zum Spiel aufgefordert.

    So wurden gemeinsame Spaziergänge (ohne MK) eine wundervolle und für alle Beteiligten sehr bereichernde Norm.

    Als absolute Krönung waren diesen Herbst auch zwei Ausflüge zu einem sehr (bei HH) beliebten und belebten Ausflugsziel möglich. Hunde, die sehr nah vorbeigehen mussten, wurden zwar noch verbellt, aber er war gut führbar. Und nach 5 Sekunden war er wieder ruhig und entspannt und genoss den Ausflug.

    Beim Badesee, an dem wir und gefühlt 500 andere Menschen und sicher 8 andere Hunde in der Nähe waren, hat er zwar zuerst etwas gross geguckt, konnte sich dann aber gut entspannen und sich auf die Grillwurst konzentrieren :)

    Ich hatte auch das Gefühl, dass er im Sommer nochmals einen "Pubertätsschub" hatte; aber nicht im Sinne, dass er aufmüpfig geworden wäre, sondern, dass er reifer geworden ist und ein gesundes Selbstvertrauen bekommen hat. Bei Rüdenbegegnungen wurde er eher prollig, a la "ey, ich voll krasse männliche Hund hier, du nix verloren auf meine Strasse, Mann! (Habt ihr das gesehen, Ladies?)" und dort musste ich beginnen ihn auch zu massregeln, was er aber super angenommen hat und dann auch entspannt weiterwatscheln konnte.

    Seine Einstellung zu fremden Hunden wurde durch die vielen positiven Erlebnisse schliesslich vorsichtig-neugierig/vorsichtig-positiv.

    Ich habe mich so unendlich gefreut und war so dermassen stolz auf meinen Bären/auf uns.

    Der Plan war, Ende Oktober mit Mantrailing und einem Sport-Spass-Kurs zu starten.


    Bis vor 5 Wochen.


    Wir kamen gerade vom Spaziergang heim und waren auf dem Weg zur Haustüre, da höre ich, wie der Nachbar (mal wieder, passiert nur etwa 2-3 Mal pro Woche, Hunde wurden auch schon überfahren) seinen Hund, der Mal wieder aus der Wohnung abgehauen war, ruft.

    Ich beschleunige, um schnell die Haustüre zu erreichen. Sie rufen und rufen.

    Ich erreiche die Haustüre, versuche verzweifelt, sie mit Hund und Einkaufstaschen in der Hand zu öffnen, schaffe es aber nicht, da das Schloss klemmt. Zwei Sekunden, bevor die Türe sich öffnen liess, passierte es:

    Nala, eine sehr nette Pittbull-Hündin, erscheint direkt hinter uns und will sich mit Tyson anfreunden.

    Der dreht sich noch nichts ahnend um, und in diesem Aufenblick wird sein allerschlimmster Albtraum wahr: Ein fremder Hund, der völlig aus dem Nichts kam, steht direkt hinter ihm, und das in seinem Zuhause. Und Frauchen hat es (in seiner Wahrnehmung) auch nicht bemerkt und so war es an ihm, und zu beschützen.

    Tyson dreht komplett durch, kläfft, knurrt und zerrt wie wild an der Leine. Die freundliche Hündin klemmt zum Glück den Schwanz ein und geht ganz bedröppel einige Meter rückwärts.

    Ich lasse alles ausser der Leine fallen und schaffe es endlich, die Türe zu öffnen und den tobenden Tyson reinzuzerren.

    (Ich stand bei der Türe, Tyson hinter mir und direkt hinter ihm der Hund ; ich war also nicht zwischen den beiden Hunden um Tyson "beschützen" zu können).

    (Spoiler: Die Nachbarn haben sich natürlich nie entschuldigt, und es gab seit dem 3 weitere Vorfälle dieser Art bei den Hunden einer Freundin, die direkt neben uns wohnte).

    Tyson konnte sich danach eine Viertelstunde kaum beruhigen, war auf 180, fiepte und zitterte und tigerte gestresst herum.

    Nach diesem Vorfall war das Training der letzten Monate gelöscht: Jeder andere Hund war wieder ein Todfeind, der mit aller Überzeugung angekläfft werden musste (Distanz und Geschlecht egal).

    Das Schwierigste für mich war: Wie soll ich mich nun richtig verhalten? Soll ich einfach weitermachen wie vorher und dem Vorfall keine Beachtung schenken? Soll ich wieder bei 0 anfangen und kleinschrittig aufbauen?

    Soll ich den Vorfall "honorieren", un Tyson zu zeigen, ja, das war schlimm, aber das war ein blödes Erlebnis und alles Aufgebaute ist nicht einfach weg und stimmt nach wie vor und wir machen hier weiter? Und wie mache ich das alles/wie soll ich mich jeweils verhalten?

    Ich wurde dann leider auch sehr unsicher und jede Hundebegegnung löste bei mir die Gefühle "oh nein, schon wieder ein Hund, ich weiss nach wie vor nicht/ wieder nicht wie ich mich richtig verhalten soll um Tyson zu unterstützen und den Vorfall nicht zu verfestigen, hätte ich mich doch nur schon hier informiert, hilfe, mist!" und eine unheimliche Wut/Trauer aus, weil ich so wütend war, dass das passieren musste und Tyson wieder so drauf ist und weil er mir so leid tut und es so dermassen schade für ihn ist, auch, weil wir nun endlich hätten Kurse besuchen können, was ihm riesig gefallen hätte...

    Keine gute Kombi, ich weiss...


    Nachdem ich ihn dann nach 3 Wochen wieder eeeinigermassen auf dem Boden hatte (wurde bei Hundebegegnungen auf grosse Distanz wieder gut ansprech- und ablenkbar, auch wenn er viel vorsichtiger und angespannter war), dann vor 10 Tagen der nächste Vorfall...


    Wir waren auf dem Nachhauseweg vom Spaziergang, da ist mir eingefallen, dass ich vorhin beim Schnüffelspiel auf der Wiese etwas liegengelassen habe, drehe um um es zu holen. Ich schaue mich kurz auf der Wiese um, Tyson neben mir am Schnüffeln (hat noch Leckerlies gefunden), dann sehe ich plötzlich aus den Augenwinkeln aus dem Halbdunkeln zwei grosse schwarze Hunde auf uns zuschiessen, nur noch wenige Meter entfernt. Besitzer nirgends.

    Ich brülle nur noch "Haut ab", vor allem, um Tyson indirekt zu warnen. Der dreht sich schockiert um und dreht völlig durch. Ich kann ich halten, schaffe es aber nicht, mich zwischen ihn und die anderen Hunde zu stellen.

    Ich brülle die Hunde an und fuchtle mit der freien Hand, um sie zu verjagen. Sie hüpfen kläffend um uns herum, halten aber wenigstens 2 Meter Distanz. Dann taucht seelenruhig der Besitzer am Horizont auf.

    Die Hunde drehen ab, kommen aber noch zwei Mal bellend zu uns zurück.

    Besitzer immer noch inaktiv.

    Ich brülle nur noch "sie können froh sein, dass meiner Ihre nicht erwischt hat! Das nächste Mal lasse ich ihn los!".

    Natürlich keine Reaktion.


    Seitem kenne ich Tyson kaum wieder.

    Draussen bewegt er sich wie in einem Kriegsgebiet; er ist gespannt bis in die Ohrenspitzen, sichert nach allen Seiten und ist kaum mehr ansprechbar. Wäre er noch einen Ticken gestresster, würde er wahrscheinlich in Ohnmacht fallen.

    Bei jeder Hundebegegnung/sichtung rastet er komplett aus und ist auf keinem Kanal mehr erreichbar.

    Seit dem letzten Vorfall werden auch alle Menschen verbellt, vor allem solche aus grösserer Distanz, aus lauter Angst, sie könnten ja eventuell Hunde dabei haben, die dann wieder wie aus dem Nichts auftauchen. (Bzw. Menschen, Menschen mit Koffern, Kleinkinder an der Hand etc.)

    Jeder Spaziergang ist einfach nur noch purer Stress und Horror für beide.

    @Das Rosilein
    Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gehüft? :???: Warum so kampflustig?


    Ich verstehe glaub ich durchaus, was Irish Terrier meint. Es geht nicht nur um die neutrale Berichterstattung, sondern darum, das durch die Formulierung ein falsches Bild entstehen könnte (eben; böser Hund beisst armes unschuldiges Kind).
    Vielleicht hat das Kind den Hund schon zwei Stunden geärgert, die Erwachsenen habens nicht bemerkt weil am plaudern, und dem sonst gutmütigen Hund hats dann gelangt.
    Da blinkt beim Lesen der Berichte im Kopf eines NichtHH wohl eher "typisch, wieder so ein böser Köter", als das nächste Mal bei Hundesichtung ein "hm, ein Hund, vielleicht sollte ich meinem 5jährigen Kind erklären, dass es den Hund nicht ohne Erlaubnis anzufassen hat etc."
    Stimmt das in etwa, @Irish Terrier?