Beiträge von Snooze_92

    Tröti


    Ich glaube so richtig bewusst, was ich mir eigentlich von Hundehaltung erhofft habe, wird mir jetzt erst, wo ich weiß, was ich definitiv NICHT will.

    Ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort!



    Aktuell würde ich sagen, ich würde einfach gerne einen Hund haben, der auf Fremdhunde quasi nicht reagiert (er muss sie ja nichtmal mögen), damit wir egal wo entspannt laufen können und der vorallem keinen Jagdtrieb hat oder dieser zumindest so ausgeprägt ist, dass er kontrollierbar ist und der Hund deswegen trotzdem freilaufen kann. Ich glaub ich könnte sogar damit leben, wenn der Hund andere Hunde blöd fände (und sich nur halbwegs unter Kontrolle halten kann), wenn er im Gegenzug MICH so toll fände, dass mit mir zusammen draußen unterwegs zu sein das Größte für ihn wäre und wir einfach Spaß zusammen hätten. Also der massive Jagdtrieb mit allen Folgesymptomen ist für mich schon am nervigsten, aber wahrscheinlich auch das, was ich niemals aus Aron rauskriegen werde, da kickt die Genetik halt so richtig.


    Ich werde auf jeden Fall versuchen, an meiner Einstellung zu arbeiten. Aber ich weiß nicht.. Dieses "Lass den Hund doch einfach machen und ziehen" klingt immer so einfach. ICH finde ich es auch anstrengend, wenn 20kg die ganze Zeit ziehen. Natürlich kann ich ihn halten, aber anstrengend ist es halt trotzdem. Passendes Equipment haben Hund und ich, daran mangelt es nicht. Aber selbst im Canicrossgürtel empfinde ich es doof, dauerhaft schneller als meine Spaziergehschnelligkeit gehenzu müssen. Und ich laufe meiner Meinung nach schon nicht besonders langsam. Je schneller ich laufe, umso mehr hängt Aron sich halt rein. Also, um deine Frage zu beantworten, er darf nicht ziehen, weil es mich nervt. Von einem 50kg Hund würde doch auch keiner erwarten, dass der einen ungebremst durch die Landschaft ziehen darf? Klar gehe ich für ihn raus, aber Hundehaltung ist doch so oder so egoistisch. Wenn er es sich aussuchen dürfte, würde ich im Wald die Leine abmachen und ihm viel Spaß beim Jagen wünschen. Geht hier aber nunmal nicht,


    Bzgl. Wohnsituation - Wir wohnen in einem EFH mit Garten. Im Garten markiert Aron aber maximal - richtig pinkeln tut er da nicht. Für's größere Geschäft müssen wir ein Stück gehen. Also klar, würde er da irgendwann notgedrungen hin machen, wenn ich nicht mehr mit ihm Gassi gehe, aber das finde ich irgendwie auch unfair. Ich mein, der Hund verbringt aktuell 21-22 Stunden am Tag drinnen. Jetzt auch noch das Gassi zu streichen würde ich als zutiefst unfair ihm gegenüber empfinden.


    Die Klingel ist fest verbaut, ist ne klassische Ding-Dong-Klingel am Stromanschluss. Und ich bin ehrlich, ich möchte in unserem noch nicht sehr alten Haus auch nicht alles auf den Hund ausrichten müssen. Ich mag unsere Klingel. Und mein Partner fände ne Funkklingel nur wegen dem Hund wahrscheinlich auch doof. Wahrscheinlich würde ich da anders drüber denken, wenn das unser einziges und dringenstes Problem wäre.

    Ein Klappgitter habe ich aber, das werde ich jetzt tagsüber auch hinstellen. Das steht sonst nur nachts da.

    Bei der ersten Trainerin sollte quasi alles über Leckerlis laufen, die jetzige arbeitet stattdessen eher über Körpersprache und klaren Regeln.

    Wenn ein Trainer alles mit Leckerli lösen will, ist er kein guter Trainer. Sagt jemand, der fast ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeitet. Wenn man so arbeiten möchte, braucht man einen ganzen Haufen an Dingen, die der Hund super findet, die man als Verstärker einsetzt. Für einen jagdpassionieren Hund können das zum Beispiel Umweltbelohnungen sein. Oder ein kleiner Sprint an der Leine. Oder Leckerli, die fliegen. Oder ein Spielzeug. Oder buddeln. Oder oder. Der Hund definiert, was eine Belohnung ist. Wenn der Hund nicht extrem futtermotiviert ist, kommt man über Leckerli reinstopfen in aller Regel nicht weiter.

    Deswegen trainiere ich mit ihr ja auch nicht mehr.

    Aron findet Futter schon toll, so ist es nicht. Aber Umweltreize und inbesondere Spuren nachgehen findet er halt noch viel viel toller.

    Ich danke dir sehr!


    Weiter oben hab ich mal direkt im Zitat geantwortert.

    Bzgl. dem Hobby - Ich war ja eine Zeitlang mit ihm auf dem Hundeplatz, aber er hat weder Spaß an Agility (wobei Sprünge aufgrund einer leichten Spondylose am Rutensansatz eh vermieden werden sollen), noch an Longieren. Glaube nicht, dass es bei Hoopers anders wäre, zumal dann immer die Problematik dazukommt, dass er im Garten eigentlich auch immer in Habachtstellung ist. Vielleicht schau ich mir Fährten mal genauer an.


    Ich hab halt wie gesagt immer das Gefühl, wenn ich Sachen schleifen lasse, dann fangen wir jedes Mal wieder bei 0 an, deswegen fällt es mir schwer zu sagen ,,wir machen jetzt nur noch das, was uns Spaß macht"..

    Ich arbeite 28 Stunden die Woche im Homeoffice. In meiner Mittagspause gehe ich mit Aron raus, nach meinem Feierabend hole ich meinen Sohn ab. Also Zeit nur für mich ist ziemlich rar.


    Bzgl. der Frage nach dem Trainingsansatzes - ich hab jetzt halt beide Enden kennengelernt. Bei der ersten Trainerin sollte quasi alles über Leckerlis laufen, die jetzige arbeitet stattdessen eher über Körpersprache und klaren Regeln. Aber so richtig anspringen tut Aron eben weder auf das Eine, noch auf das Andere.


    Ich würde Aron nur jemandem mit wirklich Erfahrung in die Hand drücken zum Gassi gehen. Meine Schwiegermutter wollte bei einem Besuch mal unbedingt mit ihm gehen, da hat Aron sich noch viel schlimmer benommen als sonst. Die aktuelle Trainerin würde das sogar machen, aber auch erst ab 2x pro Woche - da bin ich dann mit knapp 60€ pro Woche dabei. Läppert sich halt schon ganz schön. Eine Unterbringungsmöglichkeit habe ich nur in einer einzigen klassischen Pension, kostet 35€ pro Tag, ist zeitlich ziemlich eingeschränkt (da sie eigentlich auf Übernachtungsgäste eingerichtet sind) und ist nicht um die Ecke.


    Ich weiß nicht ob dich das motiviert oder runterzieht, aber es hat einfach mal gut drei Jahre gedauert bis wir sowas wie einen Alltag hatten. Aber der Zeitpunkt kam. Und heute denke ich nur noch manchmal dran dass es ohne ihn einfacher wäre und würd ihn nicht mehr hergeben. Ich bin eher stolz darauf was wir zusammen geschafft haben. Am Ende war er auch einfach ein sehr großer Lehrmeister für mich.


    Aber wenn du deinen Hubd lieber abgeben möchtest, dann versuch es. Nur zu sagen so einen Hund möchte keiner, davon gehts nicht vorwärts.

    Ich wünsche dir alles Gute. Und manchmal hilft es sich auch einfach hier auszukotzen und dann weiterzumachen.

    Danke dir! Wenn ich in die Glaskugel schauen könnte und mit Sicherheit wüsste, dass es in 1-2 Jahren DEUTLICH besser ist, dann würde mich das tatsächlich eher motivieren. Aber natürlich bleibt so die Angst, dass ich in 2 Jahren immer noch genauso kämpfe.

    Dankeschön - das versuche ich wirklich zu verinnerlichen.

    Ich finde es halt super schwierig mit einer Ersatzbeschäftigung - auch die muss ja erstmal aufgebaut werden. Aktuell gibt es nix, was wir beide richtig cool finden. Wie gesagt, Aron findet rennen im Zuggeschirr schon cool, aber da bin ich halt raus.

    Hatte jetzt nochmal zwei Trainertermine (das ist jetzt Vor-Ort-Trainerin Nr. 3). Ihren Ansatz finde ich grundsätzlich nachvollziehbar. Wenn wir drinnen schon miteinander diskutieren, warum sollte er mich dann draußen ernst nehmen? Wir sollen mit klarer Platzzuweisung arbeiten, Aron jederzeit aus unserem Dunstkreis oder auf die Decke schicken können. Er diskutiert echt jeden einzelnen Schritt aus. Ich schicke ihn 3 Schritte körpersprachlich zurück, er setzt die Pfoten wieder 2 Schritte vor, sobald ich weiche. Schicke ich ihn nachdrücklicher zurück, fällt er ins Beschwichtigen, macht sich klein und bewegt sich keinen Schritt. Ich schicke ihn auf die Decke, er schmeißt sich beschwichtigend vor mich auf den Boden. Er lässt sich dann an der Hausleine problemlos hinführen, so ist es nicht. Aber es immer und immer wieder das gleiche. Das meidige Verhalten ist mittlerweile für ihn zu einer richtigen Strategie geworden glaube ich.

    Er treibt mich damit in den Wahnsinn. Ich habe das Gefühl, wir haben einfach nix mehr schönes miteinander. Gestern wollte ich wenigstens mal wieder mit ihm drinnen tricksen, um mal wieder etwas positives miteinander zu machen. Da hat er nur die Ohren runtergeklappt und mich mit einem ,,Was will sie denn jetzt schon wieder von mir''-Blick angesehen. Ich glaube mittlerweile, dass ich es einfach richtig verkackt habe. Aber ich habe auch keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen sollen. Wenn man den Text so liest, könnte man meinen, ich würde Aron nicht mögen. Das stimmt nicht, ich mag ihn. Bei der Vorstellung ihn abzugeben könnte ich heulen und ich hätte mega Angst davor, es zu bereuen. Gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, dass wir nicht richtig zusammenpassen. Wir beide haben aktuell nichts, woran wir beide Freude haben. Mein Partner (der aber nur am Wochenende Zuhause ist) geht unregelmäßig mit Aron im Zuggeschirr laufen. Das findet Aron mega, da konzentriert er sich dann auch richtig. Ich habe dafür aber schlicht nicht die Kondition. Ihn vor ein Fahrrad zu spannend wäre aber lebensgefährlich, wenn dann eben doch ein Reh oder so aufspringt würde ich mich nie drauf verlassen, dass ihm das Rennen auch dann wichtiger ist. Wenn ich mit ihm im Zuggeschirr spazieren gehe, um einfach mal die Seele baumen lassen zu können, ist auch das oft einfach nur irre anstrengend, weil ich dann permanent die 20kg ausbremsen muss, weil er sich da so reinschmeißt. Klar, dafür ist es ja auch grundsätzlich gedacht..

    Im Garten tricksen oder mal ein bisschen Unterordnung üben funktioniert nur eingeschränkt, da er ständig guckt, ob nicht vielleicht die Nachbarshunde ne Runde zum Pöbeln an den Zaun kommen, da ist ihm die Zusammenarbeit mit mir nicht wichtig genug. Wir wohnen einfach strategisch so ungünstig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemals entspannt wird. Das klassische „wir üben gewünschtes Verhalten erstmal Zuhause ein und tasten uns dann Schritt für Schritt vor“ funktioniert hier nicht. In dem Moment, wo wir die Haus-oder Gartentür öffnen, sind wir von 0 auf 100 und Aron kann nicht ansatzweise das leisten, was ich von ihm erwarte. Wenn ich aber mal nur ein Mü inkonsequent bin hab ich das Gefühl, dass wir jedes Mal 3 Schritte zurück machen und Aron direkt wieder austestet, ob gewisse Regeln dann jetzt aufgehoben sind.


    Jetzt werdet ihr natürlich nachvollziehbar sagen – gib ihn ab. Aber mal ernsthaft, wer will den denn habe? Einen Hund, der

    -Jagt (mit allen Nachteilen, die das dann mit sich bringt) und niemals von der Leine kann, dabei aber auch noch nicht konsequent leinenführig ist oder sich nur entspannt im Schleppleinenradius bewegt

    -Ein Leinenpöbler ist

    -Territorial veranlagt ist

    -Gesundheitlich vorbelastet ist

    -Nur gekochtes Futter verträgt

    -Nicht guten Gewissens zu Kindern vermittelt werden kann – mit meinem Sohn klappt es soweit, aber bei Besuchskindern habe ich IMMER ein Auge drauf, weil er von Kindern nicht angefasst werden möchte

    -Bei dem Kleinigkeiten schon schwierig sind – zB. Pfoten abtrocknen, was ich mir mit viel Geduld erarbeiten musste und wo ein neuer Besitzer wahrscheinlich bei 0 anfangen müsste


    Wenn also Abgabe keine reelle Option ist – wie lebt man mit so einem Hund? Wie macht man für beide Seiten das Beste draus? An den Lebensbedingungen kann ich ja nichts ändern..

    Vorab, es wird sehr lang. Und was ich mit dem Thread erreichen will, weiß ich selbst nicht so genau. Vielleicht Erfahrungswerte, falls ihr mal in einer ähnlichen Situation wart.


    Aron lebt jetzt seit knapp 1,5 Jahren bei mir. Auf Sizilien geboren, dann über eine Pflegestelle in Deutschland bei mir gelandet. Von dem Tierschutzverein als 1 Jähriger vermittelt, von Tierärztin und Trainerin zum damaligen Zeitpunkt eher auf 3-4 geschätzt. Sagen wir also, er ist jetzt um die 5 Jahre alt. Mit einer Palette an Mittelmeerkrankheiten im Gepäck, die wir so gut es geht behandelt haben und die seit einigen Monaten auch keine Probleme mehr machen.


    Gestern habe ich mal wieder mit dem Gedanken gespielt, ob Aron woanders nicht besser aufgehoben wäre. Bei jemandem, der mehr Geduld mitbringt, vielleicht kompetenter in Sachen Erziehung ist, dem Arons Macken weniger ausmachen oder der so wohnt, dass die gar nicht so zum Tragen kommen.

    Ich weiß, dass Aron an alldem NIX kann. Der hat sich nicht ausgesucht, bei mir zu landen. Das ich furchtbar naiv war und bei seinem Aussehen alle Alarmglocken hätten schrillen müssen, welches den Jagdhund schon sehr deutlich hervorhebt.

    Wobei ich wahrscheinlich trotzdem davon ausgegangen wäre, dass man auch jagdlich sehr motivierte Hunde so trainieren könnte, dass ihnen die Zusammenarbeit mit ihrem Menschen wichtiger ist oder sie sich zumindest konsequent abrufen lassen. Geht vielleicht auch, wenn man damit etwas Erfahrung hat.


    Mich nervt gerade fast alles, was die Hundehaltung eigentlich ausmacht. Morgens Aufstehen, um im dunklen Wald mit einem Hund rumzuschlappen, der die ganze Zeit die Nase am Boden hat und von links nach rechts hechtet, um sich den nächsten Jagdkick zu holen. Der Stress, der ja schon grundsätzlich an der Haustür anfängt. Wenn ich Glück habe, scannt Aron beim Rausgehen 'nur' aufmerksam, ob der Bernersennenrüde (=Erzfeind) vom einen Ende der Straße in Sicht ist. Wenn ich Pech habe, ist der Berner kurz vor uns da lang gelaufen (oder auch einfach ein anderer Hund) und Aron ist direkt auf 180 und quasi nicht mehr ansprechbar. Und natürlich weiß ich, dass es überhaupt nix bringt, dass ich dann auch wütend werde. Aber ich komm da nicht raus. Ich habe schon so oft völlig die Beherrschung verloren und Aron in den Boden gebrüllt. Dieses permanente Scannen, ob jemand in 'seinem' Revier ist, nervt mich so unglaublich. Wenn ich halbwegs entspannt spazieren will (entspannt heißt in dem Fall aber auch nur den Stress am Anfang möglichst gering zu halten), klettere ich einen steilen Trampelpfad gegenüber unserem Haus direkt in den Wald hoch, damit ich weder am Bernersennen am einen Ende der Straße, noch an draußen lebenden Riesenschnauzern am anderen Ende der Straße vorbei muss. Die Schnauzer wohnen so, dass man ein ganzes Stück gerade auf deren Grundstück zulaufen muss und Aron sich richtig schön reinfixieren kann. Ich bekomme es aber auch absolut nicht hin, das zu unterbinden. Wenn die Schnauzer dann ihrerseits schon Rabatz machen, ist das einfach nur ätzend. Ja, ich kann ihn da vorbeimanagen, 20kg lassen sich ja problemlos halten, aber trotzdem fängt der Spaziergang, egal in welche Richtung, einfach schon mega anstrengend an und ich bin quasi vom Start weg genervt. Trainertipp war, den Spaziergang erst zu starten, wenn er sich vor der Tür wieder komplett entspannt, aber das Glotzen selbst scheint so befriedigend zu sein, dass wir auch 2 Stunden draußen stehen könnten. Ich sag aber auch ganz ehrlich, dass ich das einfach nicht jeden Tag und auch nicht bei jedem Spaziergang konsequent leisten kann, auch ich kann selbst im Homeoffice nicht ewig draußen rumstehen und nachmittags gehört meine Zeit überwiegend meinem Sohn, dem gegenüber es dann auch unfair ist, wenn unsere begrenzte Zeit dann ständig dem Hund gewidmet wird.

    Woanders hinfahren krieg ich unter der Woche nicht hin und zum anderen steigert er sich dann stattdessen dort eben einfach in die neuen Gerüche rein.

    Im Wald selbst will er einfach nur der nächsten Spur nach. Oder scannt eben in den Wald rein. Wenn er 2m Leine hat, läuft er irgendwann an einer gespannten 2m Leine (er lässt sich dann schon erinnern, dass er den Zug lassen soll, aber kurz darauf ist er wieder wie im Tunnel. So geht das die ganze Zeit), wenn er an der 15m Schlepp hängt, läuft er eben irgendwann an der gespannten Schlepp (mit Schleppleine hat das bei uns eh nix zu tun, ich könnte die niemals nicht aus der Hand geben und wirklich schleppen lassen). Wenn wir das Pech haben und tatsächlich Rehen, Katzen oder Waschbären über den Weg laufen, hängt er brüllend in der Leine.

    Wochenlang bin ich ausschließlich an kurzer Leine mit ihm durch den Wald, um erstmal die Aufmerksamkeit mir gegenüber zu stärken. Jeder noch so kleinen Blick positiv bestätigt. Aber Leckerlis nimmt Aron gerne nach SEINEN Regeln. Wenn er gerade Bock hat, klebt er quasi an mir, um das nächste Leckerli abzustauben, wenn er ne interessante Spur hat oder ihn sonst ein Reiz triggert, ist es ihm völlig egal, wer da hinten an der Leine hängt. Er reagiert zwar mittlerweile mehr auf Ansprache, aber von sich aus könnte er in der Regel eine Stunde vorneweg laufen, ohne mich mal eines Blickes zu würdigen. So hab ich mir Spaziergänge mit Hund einfach nicht vorgestellt.


    Die Spaziergänge sind damit in geschätzt 7 von 10 Fällen einfach nur ne Pflichtveranstaltung und nichts, was ich wirklich genieße. Denn aufmerksam muss ich ja trotzdem immer 100% sein, weil er bei Hundebegegnungen ja auch noch schwierig ist. Manchmal kann ich ihn mit Abstand super zu mir umorientieren und belohne ihn dafür auch ausgiebig, bei der nächsten flippt er (trotz Abstand) dann wieder völlig aus. Egal ob Hündin oder Rüde, groß oder klein. Der Chip, den er testhalber seit Ende November hat, hat daran absolut nichts geändert.

    Ich beneide so sehr jeden Hundehalter, der entspannt mit seinem Hund durch die Gegend laufen kann, der Hund mal hier, mal da schnüffelt und man die gemeinsame Zeit offensichtlich genießt, während wir keinen Spaziergang sondern einen Spazierkampf veranstalten. Gemeinsam mit jemandem Gassi gehen ist nur anstrengend, denn in dem Moment, wo meine Aufmerksamkeit nicht 100% beim Hund ist, lässt er mich das sofort spüren und hängt in der Leine.

    Zuhause ist er größtenteils entspannt und liegt unauffällig irgendwo rum und pennt und stellt quasi keinerlei Ansprüche an mich. Die Nachbarshunde werden natürlich auch nach wie vor von drinnen angekläfft, wobei er sich da wenigstens mittlerweile abbrechen lässt. Bis die Klingel geht, dann flippt er aus. Ich habe versucht das Klingeln klassisch zu konditionieren, also Klingel ->ruhig bleiben -> Leckerli. Der Hund ist aber nicht dumm. In dem Moment, wo er sieht, dass nicht ich draußen stehe, rastet er völlig aus. Spiele ich die aufgenommene Klingel über eine Bluetoothbox ab merkt er das sofort und reagiert nicht. Der Ton der Klingel lässt sich leider nicht verändern, um das umzutrainieren. Bei normalem Besuch meldet er 'nur', bei Paketboten wird es immer schlimmer. Mittlerweile springt er bei denen wie ein Irrer kläffend an der Haustür hoch. Er lässt sich zwar dann von mir auf die Decke schicken (wobei ich das schon nachdrücklich durchsetzen muss) und bleibt da auch (kläffend) sitzen, aber dass er überhaupt so einen Terz veranstaltet, richtig, n-e-r-v-t mich. Gestern ist mir deswegen mal wieder die Hutschnur geplatzt und ich habe ihn fast durch den Flur auf die Decke geschmissen und ihm verbal die Decke auf den Kopf fallen lassen. Er hat vor Schreck unter sich gepieselt, was mir dann mega Leid tat. Hat sich deshalb bei ihm eingeprägt, dass dieses Verhalten nicht gewünscht ist? Ich bezweifle es. Nicht falsch verstehen, es ist absolut nicht mein Wunsch, ihn unfair und mit Härte zu erziehen. Aber da ihm Leckerlis einfach auch egal sind (bzw. nicht nachhaltig das erwünschte Verhalten fördern), verzweifel ich einfach immer öfter und werde immer schneller laut.

    Er beschwichtigt dann schnell extrem, nervt mich damit total und wir befinden uns in so einer richtigen Abwärtsspirale.

    Eine Bekannte von mir ist Schulbegleiterin. Ihr Mann ebenso. Sie sind beide ausgebildete Heilerziehungspfleger und insbesondere was Autismus und ADHS angeht sehr gut geschult. Ich hatte bisher den Eindruck, dass das bei ihren Kolleg*innen auch so ist. Gibt's da vielleicht, je nach Bundesland oder auch Anbieter, Unterschiede? Lohnt sich vielleicht, gezielt danach zu suchen? Nur Vorschläge, ich kann mir vorstellen, dass du das schon alles versucht hast.

    Ich hatte mich dazu mit ihr ausgetauscht, weil ich gerade erst über eine Kitabegleitung für meine Tochter nachgedacht habe.

    Eine Freundin von mir ist Schulbegleiterin in Hessen. Gelernt hat sie Bürokauffrau. Ich weiß nicht mal mehr, ob sie ne Art Crashkurs zu Beginn des Jobs hatte, aber auf jeden Fall hat sie keinerlei beruflichen Hintergrund. Ich seh das auch sehr skeptisch, aber da man froh ist, überhaupt Schulbegleiter zu haben, nehmen sie halt quasi jeden, der sich das zutraut.

    Neben Rechnen, Lesen und Schreiben gibt es ja auch noch ganz viel soziale Komponenten, die Kinder mit der Einschulung erwarten. Sie können nicht mehr so selbstbestimmt handeln wie in der Kita, müssen noch kooperativer sein, sich auf eine neue Umgebung und neue Bezugspersonen sowie viel mehr fremde Kinder einstellen, fahren alleine mit dem Bus nach Hause... das ist auch Lernen.

    Jedes Kind hat andere Kompetenzen.

    Dem stimme ich dir absolut zu, deswegen sehe ich persönlich es auch kritisch ein Kind früher als notwendig einzuschulen, nur weil es vielleicht schon fachliche Kompetenzen mitbringt. Die Frage stellt sich für uns aber zum Glück auch gar nicht.

    Ich danke euch auf jeden Fall, hab mir da wahrscheinlich wirklich zu viele Gedanken gemacht und lasse ihn einfach mal machen. Mit Freunden ist es irgendwie schwierig darüber zu reden, weil man ja auch nicht das Gefühl vermitteln will, man würde nur darüber sprechen wollen um anzugeben oder so. Ich hab das Gefühl man muss Sachen, die das eigene Kind schon etwas früher kann sogar eher kleinreden, anstatt da auch einfach stolz drauf sein zu dürfen (natürlich ohne das aber eben unangenehm raushängen zu lassen oder andere Kinder gar schlechter zu machen).