Ihr Lieben,
am Montag ist hier der worst case (naja, schlimmer geht immer) eingetreten. Aber alles der Reihe nach: Ich gehe mit Nemo abends spazieren, mit Schleppleine, auf "unserer" Hundewiese. Diese liegt am Hang und ist momentan natürlich voller Laub. Hundekind schnüffelt viel, läuft aber immer wieder zu mir zurück und ist sehr an mir orientiert. Wird auch alles belohnt. Wir gehen weiter auf die nächste Wiese, dort sehe ich dann im Dunkeln von weitem ein grünes Halsband leuchten. GEistesgegenwärtig bringe ich den Hund ins Sitz, leine um auf die normale kurze Leine und versuche, mit Nemo einfach abzuwarten, ob der Hund vorbeigeht, der da näher kommt. Tut er (und sein Halter) leider nicht, sondern bleibt ebenfalls stehen. Der andere HH fragt mich noch, ob meiner ängstlcih sei. Nein, sage ich und spule mein Sätzchen vom Kettenkarusell ab. Will sagen, Hundekind hat das mit dem Vorbeigehen noch nicht raus, sondern will auch immer an der Leine spielen, was dann dazu führen würde, dass der Hund sich um mich im Kreis dreht. Ahja, ist die Antwort, ist ja noch jung, seiner sei alt (ein Labbi). Der bewegt sich immer noch nicht, meiner ebenso wenig - obwohl ich versuche, mit Nemo gewissermaßen zur Seite wegzugehen. Dann sagt der andere HH, wenn er jetzt vorbeigeht, würde sein Hund wahrscheinlich bellen. Leider dreht der andere HH trotzdem nicht bei in die andere Richtung, sondern bewegt seinen Hund dazu, endlich weiter zugehen. An uns vorbei. Mit dem angekündigten Effekt: Labbi motzt Nemo an und hängt sich in die Leine, Nemo will sich das nicht gefallen lassen und motzt zurück.
Das Problem: Der motzende Nemo möchte offenbar seine Kraft unter Beweis stellen und hängt sich ebenfalls in die Leine. Was dazu führt, dass ich hinfalle (wie gesagt, immer noch Hang und Laub), mir das Knie verdrehe und mir kurz schwarz vor Augen wird. Die Schmerzen sind der Wahnsinn. Trotzdem habe ich Nemo weiterhin fest im Griff, im wahrsten Sinne des Wortes (nämlich im Geschirr - muss im Übrigen ein Bild für die Götter gewesen sein...). Der andere HH ist natürlich erschrocken, will helfen und bleibt stehen (was dazu führt, dass die Hunde sich weiter anmotzen und ich meine letzte Kraft aufbringen muss). Ich rufe ihm nur zu,dass es schon irgendwie geht, jetzt aber ein sehr guter Zeitpunkt wäre, um mit seinem Hund weiterzugehen.
Der Mann will mich natürlich nicht so liegen lassen (aller Ehren wert, wahrscheinlich wäre ich sonst auch nicht heimgekommen...), bindet seinen Hund weiter oben an einer Straßenlaterne an und kommt zurück, um mir aufzuhelfen. Und will mir als erstes Nemo abnehmen. Ich versuche ihm noch klarzumachen, dass das nicht funktionieren wird, halte das Hundekind weiter fest. Der Mann aber insistiert, er will mir ja helfen und er habe doch jetzt die Leine fest, ich könne den Hund ruhig loslassen. Nur so nebenbei: Es handelte sich um einen kräftig wirkenden Endvierziger ...Ihr könnt euch denken, was passierte: In dem MOment, wo ich dem Mann die Leine überlasse, reißt sich Nemo los, das Geschirr reißt ab und der Hund rennt Riesenkreise - in einem Affenzahn. OHne Ende. Ab und zu läuft er beim angebundenen Hund vorbei, um zu schnüffeln, dann wieder: Kreise. Über die ganze Wiese. Er guckt mich ab und zu an, kommt aber nicht. Der andere HH versucht ihn zu locken, was einen gegenteiligen Effekt hat, deswegen rufe ich ihm zu, es zu lassen. Derweil versuche ich unter starken Schmerzen irgendwie nach oben zu kommen, positioniere mcih strategisch in der Nähe des anderen Hundes. Irgendwann bleibt Nemo dort kurz stehen, ich packe ihn am Halsband - und hab das Halsband in der Hand. Das hatte ich vor kurzem, weil es nass geworden war, getrocknet und offenbar etwas verstellt - nun war es viel zu groß (Nemo läuft immer am Geschirr, deswegen ist mir das nicht aufgefallen). Hund zieht also weiter seine Kreise. Trotzdem hatte ich irgendwie nie das Gefühl, dass er abhaut - er ist auch nicht auf die Straße gelaufen. Irgendwann kam er dann noch mal bei mir vorbei, ich hab ihn mir im Fell gegriffen und das enger gestellte Halsband wieder dran gemacht mit einer Hand, samt Leine. Irgendwie hab ich es auch geschafft, aufzustehen und Nemo ins Sitz zu bringen. Derweil sagt der andere HH zu mir: Sind Sie sich sicher, dass Sie in der Lage sind, einen Hund zu halten? Da war ich doch ziemlich perplex. Und es hat ein paar Sekunden gedauert, bis ich geantwortet habe, dass ich ihm für seine Hilfe wahnsinnig dankbar bin, aber Nemo nicht mir, sondern ihm weggelaufen ist. Und zwar mit Ansage. Seine Antwort: Ja, dass der Hund so viel Energie hat, hätte er nicht gedacht. Ich schon. Ich weiß, dass Fremde diesen süßen kleinen Goldie immer unterschätzen und seine Kraft.
Der Mann rief dann meinen Mann an, der mich dann zu Fuß abholte samt Hund. Irgendwie sind wir nach Hause gekommen und da mein Mann seit gestern auf Dienstreise ist und Nemo diese Woche ohnehin zwei Tage in die Betreuung sollte, haben wir unsere Betreuerin gefragt, ob er spontan schon einen Tag früher kommen könnte. Denn klar war: Irgendwas ist mit meinem Knie aber so gar nicht in Ordnung. Das ging, Nemo ist jetzt erstmal bis Ende der Woche da (und ich hab am Montagabend abwechselnd vor schmerzen und mangelndem Selbstbewusstsein in puncto Hundehaltung geheult).
Ich erspare euch meine medizinische Langfassung, hier nur die Stichworte: Krankentransport, Orthopäde, MRT. Die Diagnose, die ich gestern erhielt, ist megasch..: Bruch des hinteren Schienbeinkopfes, dazu Anriss des Kreuzbands und des Innenbands. Die gute Nachricht: Es muss wohl nicht operiert werden, eine Beinschiene reicht. Mit der kann ich nun aber so gar nichts machen. Und das vor Weihnachten. Es ist alles so sch...
Dazu kommt, dass Nemo ja "mein" Hund ist, ich habe mich von Anfang an um ihn gekümmert, geh mit ihm raus, sorge für Essen, Spaß, Spiel und Training - zumal ich ja diejenige bin, die von zuhause aus arbeitet. Die Tochter bringt sich an den Stellen ein, wo sie kann und Spaß hat, der Mann ist eher so Mitläufer und Hundekuschler vom Dienst. Meine Tochter kann aus offensichtlichen Gründen nicht allein mit Nemo raus - und mein Mann hat es noch nie gemacht(so war auch die Vereinbarung vor der Anschaffung, sprich das war so geplant). Immer war ich dabei. Die wenigen Male, wo er allein mit ihm vor der Tür war, hat der Hund immer auf mich warten wollen....Wie das jetzt alles so gehen soll, keine Ahnung. Mal abgesehen von den ganzen anderen Dingen, die ich jetzt bis Ende des Jahres ebenfalls nicht oder nicht so richtig machen kann (arbeiten, Mutter-Tochter-Wochenende, Weihnachtsvorbereitungen, Schulkram etc. pp.)
Es ist toll, wenn ihr das alles gelesen habt bis hierhin. Ich bin gerade in so einer Stimmung, wo ich manchmal nur noch heulen könnte und dann wieder denke, mensch, hätte auch schlimmer kommen können. Hach. Alles doof.