Wie meinst du das? Was muss ich mir darunter vorstellen? Feste Tagesabläufe?
Um Gottes willen, bloß nicht ;-) Damit baut man ja Erwartungshaltungen auf und das kann meiner Erfahrung nach fatal werden. Zum Beispiel gibt es bei uns Futter, wann es mir passt und nicht, weil es gerade 20 Uhr ist oder/und der Hund dran gewöhnt ist. Auch die Spaziergänge gestalte ich immer etwas anders und gehe nie zwei Tage hintereinander die gleichen Runden. Das ist also nicht gemeint.
Mit Struktur meine ich eher "Ordnungsrahmen". Sprich dem Goldschatz Grenzen setzen. Das vergisst man gerne am Anfang mal, weil es ja auch gerne heißt, dass der Goldie einen will to please hat, einfach so mitläuft und sich deswegen quasi selbst erzieht. Das ist ziemlicher bullshit. Wenn man hier nicht jedes Kommando, das man erteilt, durchzieht, hat man schnell einen Hund, der einem - im besten Fall charmant, im schlimmsten Fall völlig gaga oder sogar aggressiv - auf der Nase rumtanzt.
Nun denkst du dir, klar, Grenzen setzen, mache ich doch. Hund darf zum Beispiel nicht auf die Couch oder so. Das ist damit aber gar nicht mal so gemeint. Ich gebe dir ein Beispiel aus unserem Alltag:
- Nemo hat gelernt, dass er an der Straße auf dem Bürgersteig warten muss und erst weitergeht, wenn ich weitergehe oder/und dazu das Kommando gebe. Sprich er muss Blickkontakt zu mir halten und natürlich auch zuhören. Klappt. Nun gibt es aber Tage, wo er meint, er könne das selbst entscheiden, ob wir jetzt über die Straße gehen - und geht weiter. Oder noch besser: Er setzt sich vor (!) den Bürgersteig und schaut mich an - frei nach dem Motto: Was willst du eigentlich, ich warte doch (hatten wir gerade heute morgen, ein Nachbar hat sich scheckig gelacht, als er das gesehen hat). Er muss dann zu mir auf den Bürgersteig, wir warten dort ein wenig, gehen möglicherweise sogar ein STück zurück, bis das wieder klappt.
Das mag jetzt wie eine Kleinigkeit wirken, aber wenn du die vielen Kleinigkeiten im Alltag zusammenrechnest, können da schon Großigkeiten draus werden. Sprich ich gehe hier nach dem Motto vor: Wenn ich ein Kommando gebe bzw. etwas Erlerntes abfordere, dann möchte ich auch, dass das ausgeführt wird.
Umgekehrt gibt es natürlich aber auch ganz viele Freiheiten - aber da gebe ich dann halt auch kein Kommando.
Wenn man aber immer mal wieder sagt: Ach, komm, ist doch jetzt nicht so schlimm, dann lernt der Hund - ach, muss ich ja gar nicht machen. Besonders fatal wird sowas natürlich in kniffligen Situationen oder aber beim Rückruf.
Aufgebaut haben wir sowohl den Rückruf "Tony, HIER!" und die Hundepfeife. Wir haben das nach einer "Rückruf aufbauen" - Anleitung gemacht. Tony kommt im Moment zu 99,9% bei beidem. Ich benutze diese Rückrufe auch nur, wenn es wichtig ist, also wenn er plötzlich losrennt wegen irgendwas. Das hat schon geklappt bei anderen Hunden, bei den Plätzen im Wald, wo er Fressbares vermutet, am Bach, aus dem er wieder raus kommen sollte.
"Das hat schon geklappt" hört sich für mich an wie "es gab auch viele Fehlversuche"? Oder missverstehe ich das jetzt? Was ich am Anfang auch nicht verstanden habe beim Rückruftraining, ist, dass man den Hund zunächst nur rufen soll, wenn er eh schon kommt, auf dem Rückweg ist und keinen großen Stress hat. Sprich nicht mit dem Training bei vollem Reizlevel anfangen, sondern daheim, bei der Futterschüssel zum Beispiel etc. Aber wenn ihr das so gemacht habt, ist es wunderbar.
Noch nicht getroffen haben wir freilaufende Wildtiere. Aber wie ich ihn jetzt zur Zeit kenne, hätte er vor denen sowieso Schiss... Woher weiß ich denn, dass der Rückruf dauerhaft sitzt, wenn er (noch?) jedes Mal kommt, wenn man ruft?
Ich glaube ja, dass es den 100prozentigen Rückruf nicht gibt. Mag sein, dass mir andere HH widersprechen. Aber 90 Prozent Quote finde ich schon richtig gut. Nun ist deiner ja noch klein und hat naturgemäß vor größeren Tieren Schiss. Aber der wächst ja - und mein Goldie reagiert zum Beispiel fast ausschließlich auf Bewegungsreize. Diesen Jagdtrieb hat er aber auch erst vor ein paar Monaten ausgepackt, wir arbeiten gerade daran - noch nicht mal am Rückruf, sondern eher noch an der Ansprechbarkeit und Orientierung. Aber das nimmst du dann in Angriff, wenn es kommt.
Wichtig ist jetzt, die Orientierung zu euch immer positiv zu bestärken. Das mache ich übrigens an der Leine auch, womit wir beim nächsten Thema wären....
Das übe ich (nun ja, hin und wieder) bei kleinen Spaziergängen bei uns um die Häuser. Wir wohnen mitten in der Stadt. Da muss er an der Leine gehen. Aber da reicht eine halbe Stunde und auch da unterbreche ich das Üben zwischendurch und hänge die Leine um ans Geschirr. Er läuft auf "Komm mit" schon bis zu 10 m recht gut neben mir, die Leine ist immer locker. Dann bleibt er stehen und schnüffelt, dann gehen wir weiter. Das ist längst nicht perfekt, aber es wird. Im Wald übe ich "Komm mit" ohne Leine auch. Da läuft er auch einige Meter brav neben mir. Wann muss er denn das richtig dauerhaft können, also so, dass ich ihn mal auf ein paar zu erledigende Wege mitnehmen kann? Nach der 5-Minuten-Regel darf er ja auch mit einem halben Jahr nur 30 min an der Leine laufen....
Müssen muss gar nix
Nein, im Ernst: Ich persönlich finde es wichtig, dass der Hund sowohl am Geschirr als auch am Halsband gut an der Leine gehen kann. Und ich unterscheide zwischen Schnüffelspaziergängen und Jetzt-müssen-wir-aber-zackig-ans-Ziel-kommen-Läufen.
Das mit den zehn Metern verstehe ich noch nicht so ganz: Du meinst, er läuft eine Strecke von zehn Metern lang neben dir und zieht dann? Oder hast du ihn an einer Zehn-Meter-Leine?
Ja, wie schafft man DAS????????
Struktur - oder besser gesagt konsequente Kommandos. Das das erste Kommando, was Nemo draußen schon als Welpe befolgen musste: "pfui". Ich habe das anfangs mit einem Tauschgeschäft belegt: Ließ er es fallen, bekam er ein Leckerli. Wenn es gut klappt, kann man das Leckerli dann irgendwann ausschleichen. Für Ernstfälle muss man sich einen guten Griff einüben, um die Schnauze aufzumachen, auch wenn der Hund das Stibitzte nicht hergeben will. Aber da wir ebenfalls in der Innenstadt wohnen und Nemo - bis auf Scheiße - wirklich alles aufgenommen hat, habe ich das sehr konsequent durchgezogen. Heute sitzt dieses Kommando 1a (kleine Fußnote am Rande: als er heute früh zu mir zurück auf den Bürgersteig musste, lag da der Deckel von einem Coffee-to-go-Becher samt STrohhalm. Auf mein Pfui ließ er es sofort fallen - als wir über die Straße gingen, hatte er es sich offenbar wieder stibitzt, was ich erst auf der anderen STraßenseite gesehen hatte
Spuckte es dann aber auch sofort wieder aus auf pfui).
Und noch was ganz anderes: Magst du nicht noch ein, zwei Fotos einstellen von deinem Goldschatz?