Ich habe ganz sachlich auf die These geantwortet, dass man den Hunden keinen Gefallen tut, wenn man sie hierher karrt. Denn dieser These lag bisher jedesmal, wo sie mir begegnet ist, die Vorstellung zugrunde, dass es den Straßenhunde besser tun würde, sie ggf. nach Kastration „in Freiheit“ auf der Straße zu belassen. Selbst unter Tierschutzaktiven ist diese These sehr weit verbreitet. Nur ist die Grundvorstellung leider nicht realistisch.
Zumindest mir ist das durchaus bewusst, dass die Alternative zur Rettung nach Deutschland in der Regel nicht die Straße, sondern ein Shelter und teilweise auch die Tötung ist.
Für mich ist die Tötung eines Tieres allerdings eher ein moralisches Dilemma des Menschen. Da Tiere keine Vorstellung von Zukunft haben, leben sie im Augenblick und für mich ist Tierschutz also in erster Linie damit verbunden, einem Tier möglichst viele gute Augenblicke zu ermöglichen. Was nicht ausschließt, dass es auch schlechte Augenblicke geben darf, wenn zukünftig wieder vermehrt gute Augenblicke zu erwarten sind oder die Lebensfreude des Tieres größer ist als das Leiden. Die Länge eines Lebens ist aber der Wert, den ein Mensch einem Leben beimisst, er hat aber eher keine tatsächliche Bedeutung für das Tier.
Ich halte es moralisch für falsch, Tiere zu töten, weil man sich als menschliche Gesellschaft ihrer entledigen will, weil sie nutzlos, wertlos und kostenintensiv wurden. Ich halte es aber nicht für tierschutzrelevant (Ich weiß, dass die deutsche Rechtsprechung das anders sieht, weil der Tod als größter Schaden gewertet wird).
Wie gesagt, ich habe grundsätzlich kein Problem mit der Vermittlung von geretteten Auslandshunden in Deutschland. Da es hier aber um systemische Probleme im Tierschutz geht, stelle ich leider fest, dass viele Besitzer dieser Auslandshunde eben nicht glücklich sind oder glücklicher sein könnten. Das muss gar nicht die Mehrzahl sein, aber es ist eben auch keine Ausnahme, dass man hört, man würde sich nie wieder einen Auslandshund anschaffen, man war/ist überfordert mit dem Hund, der Hund hat sich bis zu seinem Lebensende nie wirklich in allen Belangen zurechtgefunden, die Besitzer mussten jahrelang Abstriche machen, der Hund passte einfach wesenstechnisch oder von seiner Veranlagung her nie wirklich zum Besitzer oder sein Wohnumfeld. Trotzdem schlagen sich viele Hundehalter dann wacker und eine Abgabe käme gar nicht infrage, man wollte ja diesen Hund und man übernimmt Verantwortung. Mir tut das dann häufig sehr leid, wenn die Menschen einfach nur einen unkomplizierten Alltagsbegleiter gesucht haben und dachten, sie täten mit der Rettung eines Hundes dann einfach gleichzeitig noch etwas Gutes. Dass diese Hunde aber häufig Wundertüten sind, die auch wenn sie noch jung sind, häufig schon größere Sozialisierungs-und Habituierungsdefizite haben, dass sie herkunfts- und rassebedingt häufig schon bestimmte Verhaltensweisen und Eigenschaften mitbringen, das ist vielen Menschen einfach nicht klar. Viele (Neu-) Hundehalter denken, ein Hund ist eben ein Hund und der Auslandshund ist mit 5-6 Monaten noch ebenso formbar wie der Inlandshund mit 8-10 Wochen.
Ich wünsche mir deswegen einfach viel viel mehr Aufklärung, keine Direktvermittlungen, Ehrlichkeit. Begleitung und Unterstützung und die Möglichkeit der Rücknahme, wenn es dann doch einfach nicht passt. Und das bitte ganz ohne dass man sich als Übernehmer eines solchen Hundes als Versager fühlen muss, weil man eben einfach doch merkt, nee, das ist zu viel, das habe ich mir einfach so nicht vorgestellt. Die Idee, dass Menschen ihr Leben komplett nach einem Hund ausrichten sollen, die ist sicher ehrenwert und für manche Menschen auch völlig ok, aber für die Mehrzahl doch eher eine Belastung. Im Endeffekt muss sich der Hund in das Leben seiner Menschen einfügen und dafür die Voraussetzungen mitbringen.
Bzgl. Preisen. Eine Bekannte hat 600EUR für ihren Spanienimport bezahlt. Direktimport.