Vielleicht interessieren dich ja Entwicklungsgeschichten.
Mal zu den Themen, die dich bewegen:
Meine Rumänin ist Bürohund. Das funktioniert aber nur, in einem "ruhigen" Büro. Sie hasst Eindringlinge, also ein Büro mit ständigem Kundenbesuch würde rausfallen. Aber sonst klappt es super (wir haben selten Kunden und mein Hund liegt extra in einer sichtgeschützten Ecke - natürlich gabs viel Training, dass sie den fremden Besuch aushält. Aber täglich wäre das zu viel Stress.).
Öffis fahren haben wir anfangs etwas geübt. 2 Endstationen vom Bus. Ich wohnte ebenfalls in Berlin - meine S-Bahn Station war Baumschulenweg (sagt dir bestimmt was?) ich wohnte Richtung Wald am Kanal (Köpenicker Landstraße). Hier endete der Bus und wir konnten die 2 Stationen in 5 Minuten zurücklaufen, entlang am Wald. Das habe ich 2x geübt. Danach noch S-Bahn. 2 Stationen, ausgestiegen und wieder 2 zurück. Bei jedem lauten Geräutsch gabs Leckerliregen. Bustür, S-Bahn-Tür, einsteigende Leute, S-Bahn Tüdeldü, einfahrender Zug, abfahrender Zug - LECKERLIS. Sie war da echt sehr schnell cool, wenn man sie entspannt unter die Beine geklemmt hat (auf dem Schoß sitzen ist nicht so ihrs). Ich bin später mit Zug in den Urlaub gefahren, da war alles pumpvoll und sie schlief im ICE Abteil mittig am Boden, umringt von 12 Füßen. Öffis war ihre Meisterdisziplin.
Wer hätte das gedacht?
Aber weißt du was nie ging. Also wirklich nie, nach 2 Jahren nicht. Die 2 Minuten Fußweg von der Wohnung zur S-Bahn. Autokreuzung, Menschen, fahrende Autos - diese große Mischung. Sie zog wie eine Irre nach vorn
, hechelte. Kaum auf dem Bahnhof angekommen, unter die Beine geklemmt ... alles easy. Aber dieser Laufweg. Also sie sitzt oder liegt und alles andere bewegt sich: Perfekt. ABER: Sie selbst muss laufen, während sich alles bewegt: Ohoh! Also ich bin ehrlich, die 2 Minuten musste sie durch, alle 2 Wochen gings zu meinen Eltern nach Brandenburg. Ich fing dann an, dass sie an der Hauswand klebend hinter mir laufen musste. Das nahm die Dynamik raus und es ging etwas besser. Aber bis heute kann dieser Hund nicht durch eine Stadt laufen, ganz egal ob Berlin oder eine Altstadt mit etwas weniger los. Keine Chance, die erhängt sich vor Stress. Das lies sich auch nicht wegtrainieren. Du siehst ja, 2 Jahre immer die selbe 2 Minutenstrecke ums Eck. Keine Verbesserung. Mittlerweile wohne ich übrigens in Österreich im Dorf. Aber nicht wegen dem Hund, das klappte auch in Berlin dank Wald vor der Tür.
Achja, sie ist übrigens der absolute Einzelhund.
Sie lebte auf Pflegestelle mit einem anderen Hund und ich hatte auch kurz einen Pflegehund. Das schmeckt ihr nicht wirklich. Es würde gehen, wenn ich jetzt unbedingt einen wollen würde. Aber sie genießt ihr Prinzessinnendasein schon sehr. Futterneid ist hier auch ein großes Thema. Andere Hunde, die in die Nähe von Essen kommen, will sie einfach nur vermöbeln. Das müsste man immer managen.
Ansonsten bekam ich sie stubenrein "geliefert" (war ja schon 2 Monate auf Pflegestelle) und sie ist in der Wohnung der Schattentyp.
Ruhig, aber gern mittendrin. 22 Uhr geht sie von allein schlafen, 10 Uhr früh steht sie am liebsten auf. Sie hat tatsächlich ihre eigenen festen Zeiten. Aber wenn wir mal eher aufstehen (was unter der Woche ja nunmal so ist), "quält" sie sich mit raus (also 5 Minuten bevor wir gehen, bequemt die Madam sich dann auch mal hoch).
Achja und das Alleinsein. Hier anfangs ein starkes Thema, ging nämlich nicht. Habe sehr viel probiert, gefilmt und Rituale aufgebaut (Musik, Kong, getragenes Kleidungsstück auf ihren Schlafplatz, "Bis später" sagen beim Gehen, Alleinbleiben in einem abgesperrten Raum - also nicht die ganze Wohnung verfügbar). Sie kann nun allein bleiben, aber die ersten 5-15 Minuten wird trotzdem gemotzt (sie heult wie ein Wolf in die Luft). Danach hält sie für Stunden die Klappe und schläft. Und mit Stunden meine ich Stunden. Ich kam mal durch ne Vollsperrung nicht heim. Sie war 10 Stunden allein. Durch die Kamera sehe ich ja alles. Sie schlief wie ein Stein.
Ihre größten Schwachstellen: Fremde Menschen, fremde (große) Hunde. Sie hasst Fremde. Kein Training der Welt konnte das komplett ändern. Bei Handwerkerbesuch gehe ich Gassi in der Zeit und mein Partner übernimmt den Handwerker. Als wir letztens umgezogen sind, bin ich zu jeder Wohnungsbesichtigung rausgegangen und er war bei der Führung durchs alte Haus dabei. Das geht mit ihr einfach nicht, ein NoGo, sie rastet komplett aus, wenn da wer reinkommt, den sie nicht kennt. Fremde Hunde genauso, da ist sie sehr übergriffig, wenn der andere Hund sich nicht benimmt. Und glaub mir, so ein Straßenhund ist knallhart aufgewachsen. Mein 30 cm Zwerg hat schon so manchen wohlbehüteten Körperklaus-Hund in den Boden gerammt, der meinte, er müsse ihr blöd kommen.
Da musste ich auch meine Sinne schärfen, um das immer zu merken. Schließlich wird sich nicht geprügelt, wir sind hier ja zivilisiert! Sie kann aber auch umgekehrt, wenn der große schwarze Hund mit Präsenz ihr zu nahe kommt, fängt sie auch mal an laut vor Angst zu schreien. Wer weiß was da mal los war in ihrer Kindheit. Aus diesem Grund weichen wir JEDEM Fremdhund aus, spontane Upsala Kontakte gibt es nicht, die will sie nicht. Da macht man sich eben auch manchmal unbeliebt oder wird isoliert.
Da hilft nur Kontakte gezielt knüpfen. Da entstehen total tolle Freundschaften kann ich dir sagen! Eine davon wird bald meine Trauzeugin. 
So Roman Ende. Fakt ist, mit Hund wurde die Welt neu sortiert.