Wenn die Rassen das zT mitbringen (beim Herder und Bouvier ist zB NUR Glaukom gefordert; die Untersuchung dauert maximal 10 Minuten und ist schmerzfrei und ohne Narkose möglich; sind die Hunde frei, vererben sie es auch nicht, erwischt man einen bisher symptomlosen Betroffenen verhindert man damit viel Leid) halte ich eine Untersuchung für gut und angebracht.
Wenn es denn so einfach wäre.... Grad bei dieser Vorschrift zu Glaukom/Goniodysgenesie wird von völlig veralteten Daten ausgegangen. Aber schon damals wusste man, dass Goniodysplasie und Glaukom nicht dasselbe sind. Das Glaukom hat unzweifelhaft genetische Komponenten, aber es wird nicht einfach dominant vererbt, wie man anfänglich glaubte. Und eine Goniodysplasie ist nichts, was sich mit fixen Kanten ausmessen lässt, das ist eine graduelle Ermessensfrage, und was als "normal" angesehen wird, hängt nicht unwesentlich vom Erfahrungshintergrund des untersuchenden Augenspezialisten ab.
Fakt ist:
- Für ein Glaukom braucht es zwingend eine schwere Goniodysplasie (Occlusio), aber nicht alle Hunde mit schwerer Gonio entwickeln ein Glaukom. Hunde mit Glaukom sind überall von der Zucht ausgeschlossen.
- Hunde mit leichter Gonio entwickeln kein primäres Glaukom
- als Gonio-frei getestete Hunde können Nachkommen mit Gonio haben, also nix mit "frei getestet - vererbt es nicht". Weil es eben für "frei" keine harten Kriterien gibt.
- die Gonidysplasie entwickelt, bzw. verschlimmert sich oft erst mit zunehmendem Alter, dies haben neuere Studien zweifelsfrei gezeigt. Eine einmalige Untersuchung mit 12 Monaten ist also sinnfrei. In meinem Club darf die Untersuchung nicht älter als 3 Jahre sein, sonst erlischt die ZZL.
- Goniodysplasie als solche ist weder mit Leiden noch mit Einschränkungen verbunden. Es ist einfach ein anatomisches Merkmal. Dazu braucht es den erhöhten Augeninnendruck, wenn das Kammerwasser gar nicht mehr abfliessen kann.
Um kranke Hunde von Ausstellungen und Sportveranstaltungen auszuschliessen, wäre also eine Messung des Augeninnendrucks sinnvoller - und das kann glaube ich sogar ein normaler TA machen. Für Zuchthunde sind in anerkannten Vereinen eh jährliche Augenuntersuchungen durch den Spezialisten vorgeschrieben, in vielen Vereinen Glaukom-gefährdeter Rassen mittlerweile die Gonioskopie alle 3 Jahre. Da sich das Verdikt "Gonio-frei" als variabel herausgestellt hat, erlauben viele die (eingeschränkte) Zucht mit leichter, teils auch mittlerer Gonio. Schwere Gonio ist immer zuchtausschliessend.