Beiträge von Marabea

    Nun zu "Birk", einer in der Tat bedrückenden und verstörenden Geschichte, bei der der Leser den Jungen Mikael zwischen 9 Jahren und ca. 16 Jahren begleitet...

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    Verstörend deshalb, weil der kleine Junge mit seinem Schuldgefühlen über den Tod des Vaters nicht nur allein gelassen wird, sondern durch die Vorwürfe der Mutter noch tiefer in die Verzweiflung und Einsamkeit hineingedrängt wird. Da die Leiche des Ertrunkenen nie gefunden wird, findet kein Abschiedsprozess statt und keine - gesunde - Trauerarbeit. Dass das Kind deshalb einen imaginären "Mini-Vater" kreiert, der wieder zurückkommt und mit ihm redet, zeigt tiefgreifende psychische Probleme, die durch die Vereinsamung auf jener Insel immer mehr verstärkt werden. Das jahrelange Warten auf die Rückkehr des Mannes führt auch bei der Mutter zu krankhaften Verhaltensweisen gegenüber dem Kind, später dann zu dem Wunsch, die Identität des Heranwachsenden (der Birk immer ähnlicher sieht) durch die des Mannes zu ersetzen. Da sich Mikael ihrem missbräuchlichen Verhalten widersetzt, versucht sie dessen "Verwandlung" zu Birk durch Verbrennen seiner Sachen und aller Erinnerungsstücke an den Vater zu erzwingen. Damit vernichtet sie gleichsam ihr Kind, um den Mann wieder zu bekommen - ein grausamer Akt, der wohl endgültig zur Zerrüttung der Psyche des Jungen führt.
    Bewegend sind die eingeschobenen Szenen mit der von Mikael so liebevoll gezähmten kleinen Möwe, die auf dem Höhepunkt des Konfliktes auch noch tot aufgefunden ist und somit kein "Gegengewicht" zu allem Bedrängenden mehr darstellen kann. Damit verliert der Junge den letzten Halt. Wie emotionaler und körperlicher Missbrauch über Jahre - unbemerkt und unbeeinflusst durch die Außenwelt - Menschen zerstört, wird also überzeugend dargestellt.

    Ich hatte mit einer gewalttätigen Aktion gerechnet, z.B. Tötung der Mutter oder Selbstmord Mikaels. Der offene Schluss, durch den an der Lebensfähigkeit des Jungen gezweifelt werden muss und mit einer Psychose zu rechnen ist, bleibt für mich daher unbefriedigend. Das Schicksal der Mutter ist ebenso ungewiss, da sie wohl auch nicht mehr in die Realität und zur Normalität zurückfinden wird.
    Der Text auf dem Umschlag spricht von Birk als einem "zarten, sensiblen und zugleich beklemmende Roman über Menschen, die Gefahr laufen, selbst zu Inseln zu werden." Dies darzustellen, ist dem Niederländer Jaap Robben meisterhaft gelungen. Dennoch ein derart düsteres und bedrückendes Buch, dass eine einmalige Lektüre mE genügt.

    Gestern stand jene Frau vor dem Eingang zur Osterausstellung, lächelte mich an, grüßte und ich versuchte mich zu erinnern, woher ich sie kenne und wie ihr Vorname sein könnte. Schließlich kam sie auf mich zu und meinte: "Heute mal ohne Chico!" Und da wusste ich es wieder: "Ingrid!" Die Frau, die mit ihrem Mops seit Monaten jeden Samstag mit uns und neben uns trainiert.
    Aber so ohne Hund... :headbash:

    Habe mir auch das BH-Video angesehen, zu dem ja hier schon einige kritische Anmerkungen kamen. Hat jemand einen Link zu einem wirklich empfehlenswerten Video einer BH-Prüfung, aus dem man für seine eigene Prüfung lernen kann?