Beiträge von Marabea

    So ein grippaler Infekt hat doch kleine Vorteile: Ich hatte mehr Zeit zum Lesen...

    3. Lies ein Buch aus deiner Kindheit: Onkel Toms Hütte (Harriet Beecher Stowe)

    28. Lies ein Buch, das aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird: Die Erfindung der Flügel (Sue Monk Kidd)
    Die Handlung des Romans wird einerseits aus der Perspektive der Plantagenbesitzerstocher Sarah Grimké, andererseits aus der der Sklavin Hetty/ Handful berichtet: Zu ihrem elften Geburtstag bekommt Sarah die zehnjährige Sklavin als Geschenk und von nun sind die Schicksale der beiden Mädchen untrennbar verbunden.
    Erst durch das Nachwort wurde mir klar, dass es sich bei Sarah und ihrer Schwester Angelina um reale Frauengestalten handelt, die in den USA der 1830er Jahre zu den bedeutendsten Anti-Sklaverei-Kämpferinnen gehörten und zugleich zu den 'berüchtigtsten' Frauenrechtlerinnen.

    Die Lebensgeschichten von Sarah und Hetty werden immer wieder geschickt verknüpft, sodass am Ende eine spannende und gelungene Mischung von Fiktion und Biografie entsteht.
    Die alternierende Erzählweise hat aber durchaus Schwächen, da der Plot immer wieder unterbrochen wird. Dennoch - auch durch die historischen Bezüge zum Abolitionismus - ein lesenswertes Buch.

    21. Lies ein Buch zu einem komplexen Thema: Ich heiße nicht Miriam (Majgull Alexsson):
    Wie ich im Leseratten-Thread schon berichtete, ein ungemein bewegendes und überzeugendes Buch über die Verfolgung bzw. Vernichtung der Sinti und Roma, das Grauen in den KZs Auschwitz und Ravensbrück, über Verdrängung von Erlebnissen im Holocaust, die Folgen und Kennzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung, Menschenexperimente des KZ-Arztes Mengele u.v.m.

    31. Lies ein Buch, in dem der Protagonist... wie dein realer Name: (= A) Hallo Mister Gott, hier spricht Anna (Fynn)
    Unter diesem Pseudonym schreibt ein irischer Mathematiker die (angeblich) wahre Geschichte der kleinen Anna, die er als 19-Jähriger in den Londoner Docks "findet" und in seine Familie integriert. Das kleine misshandelte Kind, von zu Hause weggelaufen, lebt fast drei Jahre mit ihm zusammen, bis es auf tragische Weise stirbt. Diese Zeit wird 'Fynn' stets als schönste Phase seines Lebens ansehen, da dieses besondere Kind ihn und seine Umgebung durch seine Weisheit und Fröhlichkeit faszinierte und zudem einen direkten Draht zu 'Mister Gott' hatte.

    Der Klappentext nennt es ein "zauberhaftes, tröstliches und sehr poetisches Lehrbuch für uns alle", aber trotz einiger berührender Passagen hat das Büchlein mich nicht erreicht. Vielleicht habe ich keinen Draht zu dieser kindlichen Poesie, was nichts heißen will: Die Rezensionen zeigen, dass viele Leser von der kleinen Anna in der Tat verzaubert waren.

    Ich habe schon viele Werke der sogenannten Holocaust-Literatur gelesen sowie Vorträge von Zeitzeugen gehört, aber Informationen über die Verfolgung bzw. Vernichtung der Sinti und Roma waren nur in geringem Umfang darunter.

    Die schwedische Autorin Majgull Alexsson hat mit ihrem Roman "Ich heiße nicht Miriam" geschafft, dass ich so tief berührt worden bin wie bisher nur bei Büchern von und über reale Shoa-Überlebende. Wie die Romni Malika zu der Jüdin Miriam Goldberg wurde, wie sie die Hölle von Auschwitz und Ravensbrück überlebte, wie sie in ihrer neuen schwedischen Heimat alles tat, um die Vergangenheit zu verdrängen und ihre falsche Identität aufrecht zu erhalten, ist fesselnd und bewegend. Welche Probleme sich einstellen, wenn KZ-Überlebende doch einmal anfangen, das eigentlich Unsagbare in Worte zu fassen (oft wohl wie hier erst gegenüber der Enkelgeneration), wird ebenso überzeugend dargelegt wie die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung.

    Die Zeitsprünge zwischen Gegenwart (Geburtstagsfeier der 85jährigen "Miriam") und Vergangenheit (Flashbacks zu Personen und Erlebnissen im KZ, in der Kindheit, nach dem Krieg in Schweden) sind zahlreich und nicht chronologisch angeordnet, dennoch geschickt eingefügt.

    Konkrete Ereignisse bei der Verfolgung der Sinti und Roma (Aufstand im Zigeunerlager von Auschwitz im Mai 1944, Auflösung des Romalagers in der "Zigeunernacht" im August 1944, Dr. Mengeles Noma-Experimente an Roma-Kindern, rassistische Ausschreitungen gegen das Zigeunerlager in Jönköping im Juli 1948) sowie Details über das Lagerleben in Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück werden überzeugend mit der Lebensgeschichte der Protagonistin verknüpft.

    Majgull Alexssons Schreibstil ist eher schlicht, anschaulich und klar. Erschreckend deutlich wird hier - trotz der fiktiven Protagonistin -, was ein Überlebender mal so bezeichnet hat: "Wer einmal in Auschwitz war, kommt nie wieder aus Auschwitz heraus!" - und er sagte dies über jene, die wie er das Grauen überlebt hatten.

    Wer sich also einmal mit dieser schwierigen Thematik befassen möchte, dem empfehle ich diesen Roman.

    Ich bin mir unschlüssig, wie ich Folgendes beurteilen soll: Gestern haben wir auf einer Hundewiese eine HH mit einem stämmigen Rotti-Rüden kennengelernt, den sie auf einen Laserpointer konditioniert hatte, d.h. sie rief ihn aus größerer Entfernung heran, markierte einen Punkt auf dem Boden mit dem Pointer und der Hund blieb dort wie festgefroren stehen, fixierte den Punkt und rührte sich nicht - egal, wie lange es dauerte -, bis er freigegeben wurde. Was mich besonders irritierte, war, dass der erstarrte Hund manches Mal anfing zu zittern und am ganzen Körper (vor Anspannung?) vibrierte.
    Wie schätzt ihr das Erlebte ein? :???: