Beiträge von Billi

    Heute hat mir jemand mehrfach ganz hektisch erklärt, wie sein großer schwarzer Hund heißt, der immer allein frei in der Gegend rumläuft, und auf welche SÄTZE (auch noch in Dialekt) er in welcher Betonung hört und dann nach Hause läuft und einen in Ruhe lässt. Das wirklich bemerkenswerte daran: Ich kenne den Hund schon seit zwei Jahren und hab mich schon längst ohne viel Gequatsche mit ihm arrangiert, lange bevor ich wusste, wem er gehört. Es wirkte so, als hätte der Typ Angst, dass ich seinem Hund etwas tue... Wohlgemerkt groß und schwarz (aber freundlich) und meist vollkommen allein unterwegs. Ich frag mich gerade, wie bedrohlich ich im Gegensatz dazu mit meinem weißen Wuschel überhaupt wirken kann...

    Ich habe den Hinweis bekommen, dass es durch des niedrigen IK ( u.nat Aufzuchtbed) mit dem Nervenkostüm schwierig werden kann.

    Den Zusammenhang hab ich noch gar nicht gesehen! Bei Charly waren sowohl die Aufzuchtsbedingungen als auch die Verpaarung (Vater x Tochter) eine Katastrophe. Sein Nervenkostüm ist ebenso unterirdisch. Bei seinen Vorbesitzern hat er Verhaltensstörungen entwickelt: in Dauerschleife über Stunden hinweg im Garten hin- und herrennen und jedes Auto, jeden Vogel und jedes sich bewegende Blatt ankläffen zum Beispiel. Bei Besuch ist er nicht nur komplett ausgeflippt, sondern hat auch mal getackert. Das ist glücklicherweise inzwischen Geschichte. Aber auch jetzt noch hat er mit so vielen Dingen Stress, dass er in manchen Situationen (z.B. Auto fährt vorbei) krankhaft Gras frisst. Aber keine Sorge, bei Charly ist sooooo viel schief gegangen, davon kann man wohl eher nicht auf andere Spitze schließen. Bei ihm ist eben einfach alles gleich sehr extrem.
    Ich würde mich aber trotzdem nicht so sehr auf die Rassebeschreibungen verlassen. Klar, ein Spitz ist für ein Leben auf dem Hof gemacht, aber er muss trotzdem von Anfang an lernen, was erwünscht ist und was nicht. Sonst läuft er aus dem Ruder und wird zum Kläffer und Wadenbeißer. Solche Spitze kenne ich leider auch zur Genüge. Meist werden die Hunde unterschätzt, gerade das Bewachen. Das hört sich ja auch erstmal gut an, aber man muss das schon wirklich mögen und in die richtigen Bahnen lenken, sonst verselbstständigt sich das.

    Bei uns ist grad die Zeit knapp und wir gehen täglich die gleiche (langweilige) Runde. Das Wetter ist nicht so doll, da trifft man auch kaum jemanden, also wenig Aufregung auf der ganzen Linie. Und Charly ist total ausgeglichen.
    Nur am Wochenende wollte ich den üblichen Rundweg verlängern. Tja, Charly hat gehibbelt, taube Ohren bekommen und sich trotz mehrmaligem ruhigen Hin- und Herlaufen nicht mehr eingekriegt und Gras gefressen wie ein Bekloppter. Das wollte ich uns dann doch nicht antun und bin wieder zurück auf den gleichen Weg wie immer und schwupps - Entspannung.
    Mein Mann kennt Charly ja nun auch schon recht lange und ich hab ihm oft erzählt, wie Charly tickt. Trotzdem hat er es nicht verstanden. "Aber wir sind den Weg doch schon öfter gelaufen!" Ja, aber das letzte Mal vor ca. sechs Monaten. Für Charly also schon wieder viel zu lang her, um dort keinen Stress zu haben. Bis unsere aktuelle Runde so entspannt war wie jetzt, hat es auch ein paar Monate gedauert. Da hab ich mich meterweise vorgearbeitet.
    Wenn man das jemanden erzählt, der solche Hunde nicht kennt, wird man bestimmt für verrückt erklärt!

    Beim Jagdtrieb muss man gut auf die Vorfahren schauen, aber ne Garantie für nen nicht jagenden Spitz gibt es nicht. Bei dem Thema wird halt nicht so streng selektiert, wäre aber auch fatal bei dem geringen Genpool. Und so arg ist es jetzt auch nicht, wie vielleicht bei anderen Rassen. Freilauf im Wald ist bei meinem aber definitiv nicht drin.
    Und hoftreu ist der leider auch nicht, deswegen hab ich ihn immer in den (sehr sehr großen) Hühnerauslauf verfrachtet. XD

    Charly hat auch mächtig Jagdtrieb für nen Spitz. Die eigenen Tiere (Katzen, Enten, Hühner) hat er nach ausreichender Vorstellungszeit aber ignoriert und konnte im Hühnergehege frei laufen und hat sogar mit den Hühnern aus einem Trog gefressen. Aber wehe, da kam ne fremde Katze oder ein Greifvogel daher! Man könnte meinen, Charly hätte die Hühner und Enten davor beschützt, aber hat er nicht. Der wollte nur das fremde Getier weghaben. Hat der Habicht mal ein Huhn geschlagen, hat sich Charly über die Reste hergemacht. Bei Küken musste ich auch aufpassen. Ich habe ihn auch nie wirklich allein mit den Tieren gelassen, höchstens wenige Minuten. Wenn ich ihn von klein auf gehabt hätte, wärs vermutlich was anderes, aber so trau ich ihm nicht.

    Sein Vater hat übrigens null Jagdtrieb und versteht sich mit allen Tieren gut, hat sogar mal Babykätzchen gefunden und sich rührend um die gekümmert. Der ist aber auch von Welpe an mit verschiedensten Tieren groß geworden.

    Wow, das ist ja mal ne Aussage! :shocked:

    Auch die Diskussion um sichere Zäune finde ich sehr ... interessant. Mit Wölfen hab ich ja glücklicherweise keine Berührungspunkte, aber mit dem Fuchs. Hab jahrelang immer wieder aufgerüstet, um meine Enten zu schützen. Genützt hat es zum Schluss nichts. Die Füchschen sind ja nicht doof, die beobachten genau und probieren auch mal aus. Und wenn sie einmal gelernt haben, wie man an das leckere Buffet auf der anderen Seite vom Zaun kommt, dann ist sowieso alles zu spät. Warum sollte es beim Wolf anders sein?
    Eigentlich müssten JETZT ALLE Weidetierhalter AUF EINMAL EXTREM aufrüsten (wie es aber eigentlich gar nicht möglich ist, man bräuchte ja ein Fort Knox, das stellt keiner mal so eben auf, selbst wenn man es dürfte nicht), damit alle Wölfe, die sich an Nutzvieh versuchen, nachhaltig verschreckt sind und die Sache nicht noch einmal probieren. Aber das ist utopisch.

    Beispiel Fuchs: Riesiges Grundstück mit viel Bewuchs und Bach. Enten liefen frei. Ab und zu hatte ich mal Risse, die waren aber auf einen Husky zurückzuführen. Dann kam irgendwann der Fuchs. War noch nicht so tragisch, war eben mal eine Ente im halben Jahr weg, die anderen konnten fliehen, waren ja nicht eingezäunt. Füchschen hat dann Junge bekommen und großen Bedarf an Nahrung gehabt - die Jungen gleich mal in unmittelbarer Nähe der Enten großgezogen, als Reserve sozusagen. Dann die Kleinen angelernt und schon war die Häufigkeit der Risse nicht mehr tragbar. Die Füchse hätten weitergemacht, bis keine Ente mehr da gewesen wäre. Was habe ich also gemacht? Enten eingezäunt, auch wenn ich mir durchaus bewusst war, dass ich den Füchsen nun ein Buffett errichte. Darum mit doppeltem Stromzaun gesichert, sodass Untergraben weh tut und der Fuchs beim Drüberspringen automatisch im nächsten Zaun landet. Das ging ein paar Jahre gut. Ich habe sogar ab und an Füchse beobachtet, die im Gebüsch neben dem Entengehege lauerten, sich aber nicht ran trauten. Scheinbar hatte der Strom gewirkt. Bis irgendein Fuchs gemerkt hat, Strom tut zwar weg, aber nur kurz und dann ist man direkt im Schlaraffenland. Der ist einfach in den Zaun gehüpft, hat die Stromschläge in Kauf genommen und sich satt gefressen. Und ne tolle Lernerfahrung gemacht. :dagegen: Ich habe übrigens keine Enten mehr, war ein Hobby und daher sowieso unwirtschaftlich. Aber irgendwann gehts auch emotional nicht mehr.

    Jetzt ersetze Fuchs durch Wolf und Enten durch Schafe... *schwarzmal*

    Also ich find ja, es gibt fürs Büro viele geeignetere Rassen als den Spitz, aber grundsätzlich kann das schon gehen, wenn man von Anfang an entsprechend erzieherisch auf den Hund einwirkt. Kann ja nur von meiner Knallschote ausgehen (der war schon erwachsen, als ich ihn bekommen hab). Selbst nehme ich ihn nicht mehr mit auf die Arbeit, weil da wirklich oft jemand ins Büro kam und Charly außerdem durch eine Glastür alles beobachten konnte, was sich im Flur so abspielte. Er hatte das gleich als Auftrag verstanden: Tür bewachen und niemanden reinlassen. Ich hab's natürlich unterbunden, war dann aber mehr mit Aufpassen beschäftigt als der Hund (er konnte auch von seinem Platz aus trotzdem noch durch die Glastür gucken) und die Arbeit war für mich eher unentspannt.

    Büro ohne regelmäßigen Kundenverkehr und mit blickdichter Tür geht hingegen super. Im Moment liegt er eine Etage tiefer im Büro meines Mannes und pennt. Kunden kommen zwar, aber nicht ins Büro. Wenn Kundschaft sich der Bürotür nähern sollte (was normalerweise nicht passiert, da der Verkaufsraum etwas weiter vorne liegt), würde er zwar melden, aber nur, wenn er allein im Büro ist. Wenn Handwerker oder so ins Büro kommen, muss ich das schneller merken als Charly und die Kontrolle übernehmen, dann ist auch alles gut. Nur sollte sich keine fremde Person ins Büro wagen, wenn nur der Hund drin ist, da würde er auf jeden Fall laut werden. Wenn er sich bedroht fühlen würde, vermutlich auch schnappen...

    Achso, wegen dem 2. Hund: Mit ruhigen Hunden geht das (hatte ich auch schon ein Mal), aber ein zweiter Hund, der zum Aufpassen und Melden neigt, wäre zumindest bei meinem Exemplar undenkbar. Die würden sich gegenseitig hochschaukeln und dann wärs aus mit der Ruhe im Büro.

    Stimmt schon. Ich fands nur irgendwie gruselig, weil ich in der Vergangenheit tatsächlich schon oft mit dem Gedanken gespielt habe, Charly abzugeben, ihr das aber in weiser Vorausdicht NIE gesagt hab. Wenn er doch mal gehen müsste, dann definitiv woanders hin. Aber momentan steht das eh nicht zur Debatte.

    Bemerkenswerter Satz meiner Schwiegermutter, bei dem es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen ist: "Wenn du Charly nicht mehr willst, dann gib ihn mir, ich hab ihn doch sooooooo lieb und er mich auch!" - während sie den beschwichtigenden Hund durchknuddelte und mich direkt im Anschluss fragte, warum er denn so hibbelig ist.
    Irgendwie auch rührend, aber ich hab mich erstmal gefragt, wie sie auf die Idee kommt, ich wolle ihn nicht mehr haben...

    Hab vorhin ne ganz doofe Idee gehabt: Zum Feierabend hin auf Empfehlung des Kollegen zwei Horrorfilm-Vorschauen geguckt und danach ab zum Gassi, allein mit Hund durch den dunklen Wald... Auf dem Rückweg war ich mit den Nerven schon ziemlich durch. Vor was ich mich da alles erschreckt habe, unglaublich. Besonders die "Schritte" hinter mir, die sich dann als Weidezaun herausgestellt haben, an dem ein Stock lehnte! Nun ja, kurz vor dem ersten Haus machte ich dann meine Stirnlampe aus, als mir plötzlich eine komisch schwankende Gestalt im Zwielicht einer Laterne entgegen kam. Übles Kopfkino, bis ich den Nachbarn erkannt habe. Der hatte einen schweren Unfall und läuft deshalb so zombiemäßig. Also echt, morgen gibt's definitiv keinen Horror-Trailer vor dem Gassi!!!!