Mein ehemaliger Schmied hatte sich mal einen 4 jährigen vom Schlachter gekauft. Der hatte überall Narben und Striemen und wurde zum Schlachter gegeben weil er nicht mehr händelbar war und bei Schlägen gezielt nach vorne ging um zu beißen und zu schlagen. Wenn er nicht wegkam schlug er auch gezielt mit den Vorderbeinen. Der war wirklich lebensgefährlich. Als sich der Schmied sich da das erste Mal draufsetzen wollte, hatte er zwei sehr beherzte Helfer dabei. Von oben war immer alles Okay, er war sogar sehr leichtrittig. Nur das Auf- und Absteigen war wirklich gefährlich. Irgendwann konnte der Besitzer ihn auch alleine händeln. Im Endeffekt bildete er ihn bis Kl M im Springen und in der Dressur aus und behielt ihn bis zu seinem Lebensende. Eine seiner Töchter machte mit 6 Jahren auf dem "Verbrecher" ihr Reitabzeichen. Das Pferd war 184 cm groß und das Mädel brauchte halt wen der ihr beim Aufsteigen half. Auch ich ritt ihn später öfter im Gelände, da war er ein echtes Verlasspferd.
Gefährlich für Fremde blieb das Pferd immer, war aber bei der Familie immer nett. Was praktisch war, wenn Leon im Sommer mit seinen Kumpels auf der Weide war, musste man sich keine Sorgen machen, dass irgendein Mensch auf die Weide ging. Der ließ wirklich nur seine Familie, und halt nach Jahren, auch mich in seine Nähe.
Mit Schlägen hatte man das Pferd zum Verbrecher gemacht. Der Weg zurück zu einem normalen Pferdeleben war sehr mühselig und lange. Schläge hätten da nicht geholfen und auch weder Wasser- noch Futterentzug.
24 durfte der Riese werden, eine Kolik wurde ihm zum Verhängnis.