Die Frage ist halt, ob man immer auf Teufel komm raus den Hund von der Stadtdiva zum Landei und zurück erziehen muss. Ob der Hund sich immer zu 100% an den Menschen anpassen muss.
Das ist doch ein netter lieber fröhlicher und aufgeweckter Hund. Kein "Problemhund". Trotzdem ist jetzt allein durch Außenreize ein riesiges Problem da. Manchmal dauert es Jahre, bis die Hunde damit klar kommen. Muss das denn sein?
Der Hund, den wir als Zweithund aufgenommen haben, war halt auch so ein Landei. Riesiger Zwinger, tolles hundefreundliches Zuhause mit Hundeklappen, einem größeren Rudel Hunde und Mitlaufen durch die absolute Pampa im Forstbetrieb. Und obwohl Besitzer und alle anderen Menschen fest überzeugt davon waren, dass dieser nette souveräne Hund mit uns total glücklich wird (und wir uns super mit ihm verstanden und er uns sehr ans Herz gewachsen ist), kam er hier in der Stadt nicht klar. In einer Etagenwohnung mit 4spuriger Straße vor der Tür, direkt neben einem Krankenhaus, auf Laminat. Er fiel die Treppen hinab, er rutschte auf dem Laminat hin und her, er stolperte gegen Tische und Bücherregale, brach sich die Rute auf, wollte vom Balkon springen und wurde wegen seiner Unsicherheit auch noch von meiner Kröte gemaßregelt.
Bestimmt ginge es iiiiirgendwann, dass er hier bei uns zurecht käme. Es würde ewig dauern und bis dahin würde der Hund leiden und überfordert sein.
Wir wollten das dem Hund damals nach mehreren Wochen ohne die kleinste Verbesserung nicht antun. Es fand sich die Lösung, dass er doch zurück zur Besitzerin konnte und da blieb. Dort ist er glücklich und dort gehört der Hund hin. Er liegt am liebsten als Rudelchef draußen, bewacht seine Weiden und rennt im Wald mit.
Das war für mich persönlich eine echt schlimme Erfahrung, mein Herz blutet diesem tollen Tier jeden Tag hinterher. Er war die Erfüllung meiner Zweithundträume. Aber letztlich kann ich ihm nicht bieten, was er braucht und wo er glücklich ist. Und dieser Hund war ebenfalls kein Problemhund. Wir sind nicht den Weg des Umgewöhnens gegangen und das war eine gute Entscheidung für den Hund.
Inwieweit man da eine Grenze zieht, ist immer eine persönliche Entscheidung. Wenn ein Hund über viele Wochen nicht mal Pipi macht, weil er so gestresst von der Umgebung ist, würde ich mir genau überlegen, ob es das Richtige für ihn ist, einem ganz normalen netten Hund bewusst dauernd so einem Stress auszusetzen. Lg