Fühle mich nicht auf den Schlips getreten - das sind halt meine Erfahrungen und es geht dabei fast ausschließlich um Hunde aus dem Tierschutz - ehemalige Straßenhunde sind auch dabei.
Klar, ein "Risiko" besteht immer - na und, wo hin soll der Hund denn auf dem freien Feld laufen? Warum sollte er überhaupt weglaufen, wenn da ein prima Kumpel ist und sein Mensch? Sein Mensch bei dem er es gut hat, sein Futter und Streicheleinheiten bekommt? Gerade die bisher vom Leben wenig verwöhnten Hunde sind doch die allertreusten Seelen, die wollen nicht mehr auf die Straße, die schätzen ihr Körbchen, die Zuwendung, das regelmäßige Futter.
Viele Menschen haben viel zu wenig Vertrauen in ihre Hunde ...
Heute morgen hatten wir zufällig eine Situation in unserer Freilaufgruppe (sind übrigens auch zwei typische Jagdhunde dabei), wo ich auch ganz kurz den Atem anhielt und richtig Gänsehaut bekam. Elf Hunde (davon zwei neue in unserer Gruppe) badeten und spielten an einem Waldweiher. Alles prima. Dann kommen auf einmal drei junge Mädels ohne Sattel auf ihren Pferden aus dem Wald und reiten schnurstraks ins Wasser. Nicht mal 10 Meter neben unseren Hunden ... Und was passiert? NIX! Die Reiterinnen haben die Pferdchen im Wasser hin und her geritten und unsere Hunde haben sich weiter für ihre Dummys und füreinander interessiert.
Planen würde man so ein Zusammentreffen niemals - viel zu gefährlich würde jeder meinen. Ist es wahrscheinlich auch - aber, nachdem die Tiere über eine halbe Stunde nebeneinander ihrer Badelust nachgingen, weder die Pferde gescheut haben, noch die Hunde auf die Pferde losgingen, haben wir uns nach und nach entspannt.
Hier bei uns laufen die meisten Hunde frei - wir wohnen ländlich. Für mich und für viele hier ist es selbstverständlich, dass Hunde frei laufen dürfen (natürlich nicht auf der Straße!) - oft in Gruppen und überhaupt ist alles ganz umkompliziert. Und was passiert? NIX! Und dabei sind auch relativ unerzogene Hunde - Abruf? Oha ... Fuß? Leinenführungkeit? Können die (noch) nicht - aber trotzdem laufen sie frei und es funktioniert. dann werden sie halt eingesammelt, wenns auf dem Heimweg geht. Und Probleme zwischen den Hunden gibt es so gut wie gar nicht - entweder sie mögen sich, dann wird gespielt oder nebeneinander her getappt oder jeder geht seiner Wege und man irgnoiert sich.
Ich weiß, jede Hundeschule würde davon abraten - "erst wenn der Rückruf zu 100% stimmt darf Hund ohne Leinen laufen" ... haha - da würde dir hier kein Hund ohne Leine begegnen ...
Aber jeder wie er meint. Ich finds halt schade für die Hunde, die so eingeschränkt werden, also nur an der Leine oder Schlepp draußen sein dürfen - Verhaltensstörungen die sich daraus ergeben, werden auch oft einfach außer acht gelassen. Ein Hund ist ein bewegungsfreudiges Tier - er will rennen und toben und schnüffeln und sich mit Artgenossen beschäftigen dürfen: frei!
Nach über 20 Freilauf-Treffen mit bis zu 15 teils sich noch fremden Hunden gleichzeitig, ist uns noch keiner abhanden gekommen. Und wir sind oft stundenlang unterwegs, an Flüssen, Seen, Feldern, Wäldern ... Auto auf, Hund erst gar nicht angeleint und los gehts. Hundehalter die sich da erstmals angeschlossen haben, waren manchmal recht zögerlich und dann doch positiv überrascht, wie gut das alles läuft und wie sehr diese Freiheit auch die Bindung zu ihrem Hund positiv beeinflusst.
Schön, dass sie sich getraut haben.