Wir haben bei der Erziehung unseren Schwerpunkt darauf gelegt, dass Charly keinen Scheiß baut, wenn er wie meistens nicht angeleint/gesichert ist, also wenn wir mal keinen Einfluss/kein Auge auf ihn haben - ob drinnen oder draußen - egal ob gegenüber Mensch oder Tier oder "Gegenständen".
Dazu gehört keine fremden Menschen oder fremde Hunde oder sonstige Tiere (wie Katzen oder Weidevieh), zu belästigen, nichts zu klauen oder kaputt zu machen (weder zu Hause noch woanders), nicht abzuhauen, kein Wild zu jagen, nichts zu verbellen, keine Aggression zu zeigen.
Darauf können wir uns mittlerweile zu 99,9% verlassen. Sehr entspannend für alle.
Er entscheidet also viel und oft selbst. Deshalb passt ihm natürlich nicht immer, wenn er mal angeleint bleiben bzw. geführt werden muss. An der Leine ist er demnach nicht wirklich der Musterhund, wenn da was für ihn total spannendes ist (wie befreundete Hunde/Menschen), dann stehen die Ohren auf Durchzug und da muss man schon mal mit den fast 40 Kilos kämpfen, die jetzt wo hin wollen. Aber damit können wir leben. Da wird er auch immer ruhiger, also ich denke, das wird auch mit der Zeit.
Die einzige wirkliche "Baustelle" ist seine unerklärliche Aggression gegenüber seinen mittlerweie drei erklärten Erzfeinden (wobei mit zweien davon niemals auch nur ein einziger näherer Kontakt stattfand, vom dritten wurde er als Junghund zweimal gestellt und äußert grob unterworfen, leicht gebissen) und selten auch fremden Hunden, die diesen Erzfeinden ähnlich sehen. An der Leine benimmt er sich dann wie blöd, weil wir natürlich vorrausschauend kurz anleinen, wenn Feld/Wald an manchen Stellen unübersichtlich sind. Was auch gut so ist - selbst in der vermeintlichen Einsamkeit, gibts dann doch unvermutete Begegnungen. Charly frei entscheiden zu lassen, wie er dann auf einen dieser Erzfeinde zugeht, hab ich einmal gewagt, dass heißt, es ist halt passiert, weil dieser Hund angeleint und unvermutet mit seinem Halter in 200 Meter Entfernung aus einem Gebüsch auftauchte und Charly offline direkt auf ihn zuschoss - er raste also los, der andere Halter ließ die Leine fallen (was ich dann gut fand). So fix bin ich seit 30 Jahren nicht gesprintet. Es gelang die zwei Streithähne auseinander zu kriegen und sie anzuleinen, was den beiden überhaupt nicht passte. Ihr geiferndes Zähnefletschen zeigte, was die beiden am liebsten miteinander gemacht hätten ...
Weiß auch nicht, warum unsere sonst so gelassene und friedfertige Schokokugel da so austickt oder wie wir das ändern könnten. Da gibts wohl nur eins: Aufmerksamkeit und Sicherung, also Leine.
Abgesehen von diesen wenigen Einzelfällen gabs mit anderen Hunden ob frei oder angeleint noch nie ein einziges Aggressions-Problem von Charlys Seite aus. Aggressiven, an ihm nicht interessierten oder ängstlichen Hunden geht Charly schon länger zuverlässig aus dem Weg. Als Junghund neigte er dazu Überzeugungsarbeit zu leisten, aber das haben wir dann jedes Mal unterbunden/gestört/vermieden. Da müssen wir uns inzwischen also auch keine Sorgen mehr machen und sind zufrieden. Gerade letztes Wochenende waren wir wiederholt mit unserer Freilaufgruppe auf einer Veranstaltung - Hunde im Freibad. Ca. 200 fremde Hunde anwesend - Charly lief überall rum, schaute sich alles an, machte einen Bogen um Streitigkeiten, schloss zwei drei nette Freundschaften mit fremden Hunden und netten Menschen ... alles easy.
Wir würden jeden weiteren Hund wieder so, also zur Selbstständigkeit "erziehen" - jedenfalls, wenn Freilauf in diesem Maße wie bei uns möglich ist.
Unsere Erziehungsmethoden/maßnahmen waren ruhig, gewaltfrei, aber möglichst konsequent. Hauptkommando: NEIN!