Wens interessiert, hier nochmal ein aktueller Stand der Dinge.
Charly hat sich prima gemacht. Trotz mehrerer läufigen Hündinnen in unserem Umkreis benimmt er sich mittlerweile ganz normal - kein Schnattern, kein aufgregtes Zickzacklaufen, kein Fasten, kein Penis-Tripsen, keine Rumgejammere zu Hause, kein Durchfall.
Auch mit ihnen zusammen spazieren, beeindruckt ihn nicht nicht negativ. Er startet manchmal kurz sein vor Charme strotzendes Hochzeitstänzlein (albernes vor ihr her Gehüpfe, Hochzeitsgeschenke wie Stöckchen bringen, vor ihr auf den Rücken legen usw.) und das wars auch schon. Wenn sie mit ihm spielt und flitzt, vergisst er glatt, dass sie ein heißes Mädchen ist ... Aufreiten versucht er selten mal, lässt aber gut von uns stören, wenn es die Hundedame nicht tut. An den Stehtagen bleiben die meisten Halter eh mit ihren Hündinnen oft zuhause oder gehen eben abgelegen. Und das ist gut so. Denn trifft Charly eine bereite und willige Dame, wüsste er in Sekunden was zu tun ist ... da wird nicht lang gefackelt - Vorspiel entfällt.
Aufreiten bei Rüden (ob intakt oder kastriert), wie es viele vor allem junge Rüden in der heißen Zeit zeigen, macht er überhaupt nicht mehr.
Was wir anders machen, als im letzten Frühjahr: Wir gehen seit Anfang Dezember nur noch morgens mit ihm raus und dann eine richtig große Runde, so 1,5 bis 2,5 Stunden sind wir unterwegs. Das in den Gassen an der Leine laufen in der dunklen Jahrezeit am Abend hat ihn unruhig gemacht - also zuhause fand er dann schon noch ne Zeitlang einfach keine richtige Ruhe. Die vielen Nachrichten anderer und wohl auch viel mehr Hunden, als auf unseren Freilaufstrecken, sorgten für viel Reiz in seinem Kopf, so war unser Eindruck. Auch, dass er dann ja nicht nach eigenem Ermessen die Gerüche ausgiebig prüfen kann, er ist ja an der Leine und wird entsprechend vorbei und immer wieder weg geführt. Sehr unbefriedigend für ihn, als wäre er beunruhigt, ob auch alles in seinem Umfeld in Ordnung geht.
Nachdem wir abends nur noch selten, und wenn dann nur ganz kurz gehen, ist er daheim super ausgeglichen, döst viel, holt sich zwischendurch auf unseren Sofas seine Kuscheleinheiten ab, beschäftigt sich gemächlich mit Kauartikeln.
Auch habe ich mir einen Rat eines recht interessanten Artikels zu Herzen genommen, überwiegend gleiche Strecken am Morgen die Woche über zu gehen, ihn in aller Ruhe seine "Zeitung" auslesen zu lassen, und erstmal nicht groß was von ihm zu verlangen, er läuft wie immer frei, bis auf die ersten 5 Minuten, bis ich ableinen kann. Er kennt das ja und die Leinenführigkeit bis dahin ist in Ordnung.
Also so die erste halbe Stunde läuft sehr gemächlich ab, selbst wenn wir anderen Hunden begegnen/welche dabei haben, lässt er sich nicht abhalten, die Umgebung intensiv zu beschnüffeln und seine Geschäfte zu erledigen. Sollte er sich festschnüffeln oder gar mal irgendwo lecken, reagiert er gut auf WEITER, muss ihn nur noch selten schnappen und wegziehen. Irgendwann hat er fertig mit der "Revierkontrolle" und ist bereit für Schwimmen, Rennen, Spielen mit mir/uns oder anderen Hunden, bissle Training ... auch die Leinenführung ist danach okay, wenn er also "seine" halbe Stunde für sich hatte.
Nur an den Wochenenden gibts SA und SO vormittags viel Abwechslung, Ausflüge mit unserer Freilaufgruppe, in Wälder, an Seen und Flüsse. Das ist mindestens zwei Stunden Hochleistungssport - dort powert er sich mit den anderen 5-10 Hunden richtig aus.
Sein Benehmen auch Fremdhunden gegenüber ist tadellos - sehr souverän. Gibts kurz Krach bei anderen, mischt er nicht mit, hält sich abseits.
An der Leine motzt er andere Hunde so gut wie gar nicht mehr an - wenn dann, aber richtig. Komische Sache, aber es ist wohl normal, dass ein Hund manche andere einfach nicht riechen kann.
Ansonsten kann ich auch sagen, dass sich seine Figur wieder sehr zum Positiven gewandelt hat, seit Nachlassen des Kastra-Chips. Muskulöser, nicht mehr so schwabbelig wie er recht schnell nach Setzen des Chips gewirkt hat. Er hat 3 Kilo abgenommen, ganz von alleine. Seine Bewegungsfreude ist wieder kraftvoll und ausdauernd. Ausgiebiger Gesundheits-Check Anfang Januar ergab: alles gut.
Charly wird nun bald drei Jahre alt und so wie es aussieht, kommen er und auch wir gut mit seiner "Intaktheit" zu recht. Eine erneute Chipsetzung scheint im Moment nicht notwendig.
Und die Entscheidung für einen zweiten Hund ist nun auch gefallen. Diesen Sommer wird ein Welpe bei uns einziehen - nochmal ein Labrador, nochmal in Schoko. Und nochmal ein Rüde. Ursprünglich haben wir ja mit einem Mädel geliebäugelt - aber dann wäre eine Kastration von einem der beiden irgendwann unumgänglich geworden, um keinen Nachwuchs zu riskieren. Und obwohl wir eine Kastration nicht grundsätzlich ablehnen, ist es uns einfach wohler dabei, der Natur diesbezüglich nicht allzusehr ins Handwerk zu pfuschen, wenn es gesundheitlich nicht absolut sein muss.
Einige Junghunde in unserer Freilaufgruppe/in unserer Umgebung sind nun auch gechipt worden (so um die 15 Monate jung), weil ihr Verhalten die Halter einfach überfordert hat. Bisher können sie auch nur positive Auswirkungen berichten, jetzt fruchtet auch das Training wieder im Hundekopf. Ja, die Jungen müssen eben noch viel lernen und wir Menschen in dieser Zeit auch ...
Wir Halter sind dafür zuständig unseren Junghund in die richtige Bahn zu lenken und wenn man das wirklich will und die Zeit investieren kann, sind die Aussichten gut.
Eine endgültige Kastration ist vielleicht einfacher, aber man nimmt dem Hund auch einen großen Teil seiner Persönlichkeit. Und eine besonders ausgeprägte, beobachten wir vor allem bei intakten Hunden - so spannende Charaktere, wenn sie erstmal erwachsen sind und auch in den jahren danach, bis ins hohe Alter.
Kastrierte Tiere sind eher neutral - und gemütlich und vor allem meist berechenbarer. Was manchen Haltern aber vielleicht das wichtigste ist, Hauptsache ihr Hund funktioniert schneller und macht keinen Ärger. Je nach Lebensumstand auch zu verstehen. Nicht jeder hat den ganzen Tag Zeit (wie ich) sich mit dem Hund in den ersten beiden Lebensjahren auch zeitweise sehr intensiv zu beschäftigen.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir nicht zu denen gehörten, die ihren Hund am Anfang der pubertären Probleme gleich endgültig kastrieren ließen. Wir spielten ja auch mit dem Gedanken. Der Kastrations-Chip war für uns eine prima Hilfe, die schwierigste Zeit zu überbrücken. Natürlich kostet es Mühe, Zeit und wohl auch ne Menge Beobachtungsgabe und Flexibilität - jeder Hund ist anders. Aber es lohnt sich, einem Hund auch die Zeit zu geben die er braucht erwachsen zu werden. Dann kann der sich auch unkastriert und ohne Chip ordentlich benehmen lernen ...