Bei unserem Charly, jetzt knapp über zwei Jahre, funktionierten die wichtigsten Kommandos im Lauf der Zeit immer zuverlässiger - unabhängig von der Qualität der Leckerlis (wir belohnen auch oft damit und auch verbal, aber nicht immer). Also denke ich, dass es auch ein Zeitprozess ist. Alles unter zwei Jahre ist doch irgendwie auch noch "Junghund" - ein richtig erwachsener Hund sieht die Umwelt viel gelassener und ist auch bereit, eher zu folgen, als ein junger, für den eben vieles noch viel spannender ist, als sein Mensch.
Ich habe auch mal gelesen, dass ein Hund sich nicht auf so viele Sachen gleichzeitig konzentrieren KANN - wenn er also etwas gerade besonders Spannendes in der Nase/im Auge hat, blendet er alles andere aus und konzentriert sich voll darauf. Klingt logisch und geht uns ja oft auch nicht anders.
Das sind dann solche bestimmten Situationen (anderer Hund in Sicht oder heiße-Mädels-Spur z.B.), wo ich kommentarlos, also ohne Kommando, Charly anleine - ich weiß aus Erfahrung, dass er dann meist eh nicht kommt oder nur sehr zögerlich/zeitversetzt, wenn ich rufe. Also gehe ich auf ihn zu und mach mein Ding, also anleinen oder ihn in den Platz bringen. Was super sitzt, ist "SITZ CHARLY" auch aus der Entfernung - dann hab ich Zeit hin zu gehen und ihn anzuleinen. Funktioniert besser, als ein HIER - denn dann muss er sich umdrehen und etwas aus dem Auge lassen, was für ihn grad furchtbar wichtig ist. Ich mixe also HIER und SITZ je nach Situation. Je weiter ich weg bin, desto eher funktoniert HIER - also gehe ich irgendwie davon aus, dass Hund schon abwägt, in welcher Form er jetzt hört, kommt er zurück oder bleibt er einfach sitzen bis ich da bin. Beides ist in meinem Sinne.
Ich habe manchmal auch den Eindruck, dass manche Hundehalter die Übungen mit ihren Junghunden echt übertreiben. Da wird in einem einstündigen Spaziergang der Hund zig mal ohne Grund beigerufen, abgelegt usw. Noch schlimmer sind diese laienhaften und oft unsinnigen Übungen an der Schlepp - das hat oft was von Stress - Hallo? Gassigehen ob mit oder ohne Leine soll doch auch Entspannung und Freude sein für den Hund. Das ein intelligener Hund bei wenig Fingerspitzengefühl dann irgendwann keinen großen Bock mehr hat, scheint auch logisch. Das gleiche gilt für besonders spannende Situationen - wie z.B. die Sichtung eines anderen Hundes. Gerade ein wachsamer Hund lässt doch den eventuellen "Gegner" nicht gerne aus den Augen ... da muss man situationsbedingt eben mal aufs HIER verzichten und zügig hingehen und anleinen. Das kann Hund aushalten - sich umdrehen und auf Frauchen zulaufen, dagegen fällt schwer.
Ich weiß, es gibt Hunde, die hören wirklich aufs Wort und in jeder Situation. Mir scheint aber, diese wurden auch konsequent und zeitaufwendig und vor allem mit Sachverstand von Klein auf ausgebildet - ob das nun eine Schutzhundausbildung oder ein Agility-Sport mit Turnierambitionen ist, egal - der Hund hat dann eben gelernt, sich voll auf seinen Halter zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Ihm macht die "Arbeit" ja auch Spaß und das Mitmachen und Folgen ist seine Belohnung für den Gehorsam. Bis alles sitzt, dauert es aber auch ein paar Jahre - so mit drei Jahren im Schnitt, ist solch ein Hund wirklich erst fertig ausgebildet. Kostet also neben Sachverstand auch viel Zeit.
Der Otto-Normal-Hund, der eben "mitläuft", wo die Halter eben nicht so streng und meist nicht wirklich konsequent handeln und die Anforderungen für den Hund ja auch relativ gering sind, hat eben auch noch andere Interessen, als sein Mensch oder das Leckerli in dessen Tasche ... das muss man dann eben auch akzeptieren und entsprechend umsichtig sein.
Aber ja, folgen Hunde vieeeeel freudiger, wenn ein besonderer Leckerbissen in Frauchens Tasche steckt - wenn ich gekochte Putenwürfel dabei habe, folgt mir so mancher Hund bereitwillig, den ich nicht mal kenne ... ;-) der macht sogar Sitz und guckt erwartungsvoll ... lach. Na so was?!