Neben mir ist schon manchmal ganz praktisch (ist ja auch quasi bei Fuß, oder zumindest fast).
Oh ja! Das brauchen & haben wir hier natürlich auch, ist bei uns "komm mal ran" und heißt für Elvis, er soll jetzt mal dicht neben mir gehen, bis ich es auflöse, z. B. wenn uns kleine Kinder (mit oder ohne Fahrrad) passieren etc. Ohne so ein Signal geht das hier nicht, zumindest nicht mit einer Leine die länger als 1 Meter ist.
Wenn Elvis über längere Strecken näher bei mir laufen soll, fasse ich seine normale Leine kürzer, das geht dann auch, aber da ist mein Anspruch nicht, dass er nicht zieht. Zumindest noch nicht, mu-haha.
Was halt gar nicht geht, ist dieses ungestüme nach vorne ziehen. Meine Hunde sind zwar weniger jagdlich ambitioniert, aber Such- und Spürhunde und das Ziehen liegt schon auch etwas in ihrer Natur.
Uff, ich glaube, ich weiß was du meinst. Elvis hatte am Geschirr ein sich-in-die-Leine-rammen erfunden, mit dem er noch einmal wichtige Zentimeter nach vorne gewinnt. Autsch und autsch vom Zusehen!
Das macht er am Halsband nicht und aktuell läuft er auch am Geschirr besser als vorher (ich will es nur nicht beschreien!).
Zumindest Elvis' Ziehen ist m. E. eine ziemlich simple Kosten-Nutzen-Rechnung für ihn: er möchte um fast jeden Preis zu einer bestimmten Stelle. Wenn er sich dafür strangulieren oder die Wirbelsäule verbiegen muss, egal, er will da hin, das ist ihm wichtig. Am Halsband weiß er jetzt, dass er da schon hinkommt, zwar einen Ticken langsamer, aber dafür auch atmend :)
Ich bin halt durch diesen wirklich frappierenden "Erfolg" meines Bekannten ein bisschen ins grübeln gekommen. Wie kann das so schnell gehen...?
Disclaimer: ich bin die totale Wattebauschwerferin, soger eher Wattebauschhinlegerin, dementsprechend sehe ich die Welt natürlich. In bestimmten Situationen blocke ich Elvis auch mal oder dränge ihn zurück, weil es dann gerade am einfachsten und schnellsten geht, aber das käme für mich persönlich nicht als Trainingsstrategie in Frage - weil ich halt ein Wattebauschiweichei bin! :) /Ende des Disclaimers.
Naja, platt gesagt würde ich denken, der Hund ist eingeschüchtert und bleibt darum halt hinten. Du hattest in deinem anderen Post geschrieben "Es wird geblockt, begrenzt, korrigiert." Das Blocken und Begrenzen (also nach vorne begrenzen?) ist schon recht, sagen wir, eindrucksvoll.
Meiner Ansicht nach unterscheiden sich die Körpersprache und das Empfinden derselben von Hund und Menschen da nicht so stark, darum kann man das m. E. ganz gut vermenschlichen:
Wenn ich mit dir zusammen einen Einkaufsbummel mache und dir jedes Mal, wenn du an mir vorbeigehen willst, begrenzend in den Weg laufe, drohend einen Schritt auf dich zu mache oder dich dabei auch mal schubse, dann wirst du auch sehr schnell hinter und neben mir bleiben. Je nach Temperament hältst du mich dann für irgendwas zwischen nervig bis gefährlich-verrückt. Je gefährlicher-verrückter ich dir vorkomme, desto besser wird es funktionieren. Wenn ich es schaffe, dir zu vermitteln, dass ich dir ggf. auch wehtue, wenn du mich überholst, dann funktioniert es besonders gut, dann wirst du penibel darauf achten, hinter mir zu bleiben! (Vermutlich wirst du aber nicht noch einmal mit mir zusammen shoppen gehen).
Will sagen: das geht so schnell durch Einschüchterung. Gerade bei einer unsicheren Hümdin funktioniert das natürlich super. Nett ist für mich aber etwas anderes.
Wobei mir einfällt: weißt du, wie korrigiert wird? Oft empfinden Hunde das, was wir Menschen "Korrektur" nennen, als Strafe, das kommt dann noch hinzu. Bei der Strafe gilt genauso wie bei der Belohnung, dass nicht der Mensch, sondern der jeweilige Hund entscheidet, was jetzt strafend wirkt. Generell funktioniert m. E. der Vergleich mit dem Menschen aber auch hier wieder ziemlich gut. Wenn du beim Einkaufsbummel aus Versehen an mir vorbeigehst und ich zische dich an, dann wirkt das schon nicht so nett. Genauso, wenn ich dich z. B. mit dem Finger pieke oder so. Das tut ja nicht weh, aber wenn ich das immer wieder mache, wirst du zusehen das (und zukünftige EInkaufsbummel mit mir) zu vermeiden.
Aber vielleicht ist es für seine unsichere Hündin zunächst mal ein guter Ansatz, dass er ihr die Führung abnimmt. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass die Motivation des Hundes dauerhaft anhält, wenn er niemals positive Verstärkung für sein Tun erhält. Nach dieser Methode geht es halt vor allem auch um Respekt und Durchsetzung durch Körpersprache.
Ich als Wattebauschi empfinde das hier so, dass sie nicht geführt, sondern eingeschüchtert und bedroht wird, plakativ gesagt. Die Motivation des Hundes ist hier, Ärger und Bedrohungen (Blocks, Begrenzungen, Korrekturen) zu vermeiden. Das kann schon ohne weitere Belohnung funktioniern, man muss ggf. nur immer mal wieder etwas nachlegen, falls sie doch wieder vorläuft. M. E. erlernt sie dabei keinen Respekt, sondern nur, dass sie bedroht wird, wenn sie nicht hinter/neben dem Menschen läuft.
Bei unserem hypothetischen Einkaufsbummel würde es dir sicherlich ähnlich gehen. Du hättest vermutlich nicht den Eindruck, ich führe dich und nehme dir etwas ab, sondern wenn du Glück hast, kommst du auch zu Schaufenstern, die dich interessieren, ohne dass ich dich körperlich bedränge. Es kann aber auch sein, dass ich dich gar nicht zu den Schaufernstern hinlasse, die dich interessieren. Pech gehabt!
Respekt wirst du vermutlich auch nicht für mich empfinden, wenn ich mich wie beschrieben verhalte. Wie gesagt, je nach deinem Temperament und meinem Grad der Bedrohlichkeit wirst du mich irgenwo zwischen extrem unhöflich, sozial inkompetent und gefährlich einordnen. Als souverän wirst du mich vermutlich auch nicht empfinden, als durchsetzungsfähig im eher negativen Sinne schon eher.
Ich denke, das ist auch eine Typfrage, und zwar nicht nur des Hundetyps.
Ja, das stimme ich voll & ganz zu. Jeder Halter definiert ja für sich, was für ihn vertretbar ist, was ok ist und was er bevorzugt.
Allerdings sehe ich da auch die Hundetrainer in der Verantwortung, falls man die jeweilige Methode gerade von einem vermittelt bekommt, dass sie ein Auge darauf haben, dass es dem Hund gegenüber fair zugeht.
Bei manchen Trainern weiß ich aber auch selbst nicht, ob ihnen eigentlich klar ist, weshalb ihre Methode funktioniert und wie. Ich habe vor einiger Zeit mal Videos von der Maike Dingsda Nowak gesehen, in denen sie "körpersprachlich" arbeitet. Sie wirkt als Mensch auf mich so ein bisschen verträumt und alternativ und säuselt in den Videos im Voice-over irgendwas Bedeutungsvolles. Fand ich interessant. Dann habe ich mir die Videos auf Anraten anderer noch mal ohne Ton angesehen. Mein lieber Scholli! Mir war vorher nicht klar a) wie sehr ich mich von Worten einlullen lasse und b) wie gut und einfach man als Mensch grundlegende Hundekörpersprache lesen kann. Da braucht es keine 10.00 Seiten Calming Signals, um zu sehen, wenn ein Hund Angst hat, ihm etws unheimlich ist, er verwirrt ist und nicht weiß wohin mit sich etc. Das erkennt man wie bei einem Kind.
Zusätzlich finde ich beim Thema Leinenführigkeit eben auch wichtig, wofür man sie braucht. Für 300 Meter bis zum Feld und dann Freilauf/lange Leine würde ich Elvis auch einfach beibringen, neben mir zu gehen und das wäre es.
Wir wohnen übrigens auch sehr städtisch, so dass wir die ersten zwanzig Minuten bis zum Freilaufgebiet immer erst einmal mit angeleinten Hunden zurücklegen müssen, wenn wir zu Fuß sind.
Das ist ja eigentlich eine prima Strecke, entspricht etwa unserem Weg zu dem Park, in dem bei uns der Hundeauslauf ist und die nächstgelegene Schleppleinenmöglichkeit. Und ist ja eigentlich super, wenn die beiden es dann bald geschafft haben, leinenfreundlich dorthin zu kommen, dass sie nach der Konzentration dann freilaufen können.