Ich würde gar kein explizites Training machen sondern dem Hund das lernen, was ihr im Alltag braucht. Dann macht man es auch genau in der richtigen Reihenfolge. Vieles kann man auch über Management lösen. Dann braucht man sich nicht abmühen mit Dingen, die ein Welpe ohne hin noch nicht leisten können wird.
Setzt euch nochmal zusammen, stellt euch den Alltag mit Welpe vor und schreibt die Liste neu mit den Dingen die euch am wichtigsten sind oben.
Den Namen lernt er ohnehin nebenbei. Stubenreinheit ist wichtig! Sitz und Rückruf sind geschenkt wenn man es geschickt anstellt. Nein, Aus, Beißhemmung etc. würde ich managen durch anbieten von Alternativen. Ein Welpe auf dessen Höhe man sich begibt, wird sich das Anspringen erst gar nicht angewöhnen. Auto fahren: Am besten gleich in einer Box, dann schlagt ihr zwei Fliegen mit einer Klappe. Das ist größtenteils Gewöhnung. Kein Aufhebens drum machen. Klappe auf, Tür auf, Welpe rein, Tür zu, Klappe zu, los fahren. Alleine bleiben ist auch Gewöhnung. Es kommt im Alltag einfach vor. Wichtig ist nur, dass man es langsam steigert. Auf Klo geht ihr eh alleine. Duschen hoffentlich auch. Wenn das gut klappt, kann man auch mal kurz den Müll runter bringen oder zum Briefkasten. Nach Lebenswoche 16 sollte das Hinterherlaufen langsam aufhören. Dann kann man auch schon mal etwas länger die Wohnung verlassen. Platz, Bleib, Bei Fuß kommen später. Das braucht ihr im Alltag nicht unbedingt. Leinenführigkeit auch ganz spät. Solange die Leine ans Geschirr machen und gut festhalten. Bzgl. Ruhe, Gelassenheit... Action gibt es nur draußen. Drinnen ist absolute Ruhe. Es liegt kein Spielzeug rum; es gibt auch sonst Nichts was den Welpen interessieren könnte. Stichwort: Das Haus / Die Wohnung (anfangs reicht ein Zimmer!) welpentauglich machen! Was mir sehr wichtig ist, was du vergessen hast: Maulkorbtraining. Ich beginne da schon mit dem Welpen. Dann stört ihn der Maulkorb auch nicht.
Du bekommst einen Labrador. Da würde ich auch sehr früh mit rassegerechter Beschäftigung anfangen. Was ist in die Richtung geplant? Man beginnt in der Regel mit dem Voran auf die Futterschüssel. Das ist geschenkt. Ich empfehle die Retrieverschule von Kosmos (Norma Zvolsky), absolutes Standardwerk für Retrieverhalter.
Wichtig: Rein positives Training. Kein Schimpfen, kein grobes Anfassen, schon gar keine Alpha-Rolle, etc. Klar, wenn er Mist baut, darf er auch schon mal in der Stimme hören, dass das jetzt nicht so toll war.
Außerdem wichtig: Hundekontakte ermöglichen, aber bedacht. Nicht wahllos mit jedem anderen Hund der des Weges kommt. Vor fremden Hunden, die du nicht kennst, würde ich ihn im ersten Lebensjahr (ca., je nach Entwicklungsstand auch länger) komplett abschirmen. Souveräne Hunde die du kennst und von denen du weißt, die sind i.O., mit denen kannst du ihn interagieren lassen. Eine gute Idee sind feste Gassi-Bekanntschaften. Leine ihn grundsätzlich an, wenn andere Hunde entgegenkommen. Bitte den anderen Hundehalter ggf. seinen Hund bei sich zu behalten. Eventuell kommt man über die Hunde ins Gespräch. So können die Hunde erstmal auf Abstand "zusammen" sein. Wenn man sich häufiger trifft, kann man mal ein Stück zusammen an der Leine gehen. Wenn das gut klappt, auch mal ableinen. Irgendwann tauscht man mal Nummern aus, verabredet sich. Gassi-Freundschaft, check.
Immer und bei allem wichtig: Stelle dir deinen erwachsenen Hund vor und überlege, welches Verhalten du dir wünscht bzw. welches Verhalten gar nicht geht. Und dieses Verhalten musst du schon von Welpenbeinen an vorbereiten. Beispiel: Ich möchte nicht, dass meine Hunde einfach so hunderte Meter zu einem fremden Hund abspauzen. Also bekommen sie als Welpe dazu erst gar keine Gelegenheit. Weiteres Beispiel: Ich möchte nicht, dass meine Hunde am Tisch betteln. Also bekommen sie grundsätzlich nichts vom Tisch und wenn sie sich nicht benehmen können, kommen sie hinters Kindergitter. Ganz unaufgeregt. So geht das nicht Freundchen. Und ab mit ihm. Mittlerweile liegen sie im Körbchen direkt neben dem Tisch und schlafen wenn wir essen. So können sie dabei sein. Kein Problem. Ich möchte zum Beispiel auch nicht, dass Besuch belagert wird. Auch da ist der Welpe anfangs hinterm Kindergitter bis sich die erste Aufregung gelegt hat. Wenn er sich ruhig verhält, wird er geholt und kann dabei sein. So lernen sie von Anfang an, welches Verhalten zum Erfolg führt und welches nicht.
Jetzt habe ich die vollkommen unstrukturiert vollgelabert, tut mir Leid. Aber es ist nicht einfach Erfahrung mündlich / schriftlich vollumfänglich weiterzugeben. Manche Erfahrungen muss man auch selbst machen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Bei ersten Hund wird man Fehler machen. Er ist der Lehrmeister. Beim zweiten, dritten Hund weiß man es dann besser.
Viel Spaß in jedem Fall mit ihm.