Hallo,
ich antworte mal direkt auf den Eingangspost. Geht ja um Erfahrungsaustausch. Somit wären Doppelungen ja egal.
Wie lange sollte die Schleppleine sein?
5m sind vollkommen ausreichend.
Nehme ich sie nur zur absoluten Notfalls-Absicherung oder zeige ich dem Hund z.B. über heranziehen was ich will/nicht will?
Die Schleppleine soll so verwendet werden, dass der Hund möglichst nichts davon merkt.
Wann nehme ich die kurze Leine/wann steige ich auf die Schleppleine um bzw. generell wieviel Raum gebe ich meinem Hund wann zur Verfügung (z.B. abhängig vom Trainingsstand)?
Die kurze Leine würde ich bei einem jungen Hund ausschließlich zum Trainieren der Leinenführigkeit verwenden. Ansonsten halt Freilauf oder Schleppleine.
Wie/Wann steige ich von der Schleppleine in den richtigen Freilauf um?
Sobald du den Eindruck hast, dass dein Hund auch im Trieb zuverlässig kontrollierbar ist. Ansonsten gehört zur Sicherheit eine Schleppleine dran.
Kurzer Erfahrungsbericht zu meinen Hunden:
Newton lief früher sehr viel an der Schleppleine. Nie dauerhaft, aber immer phasenweise. Das Problem war bei ihm nicht der Jagdtrieb sondern das Abspauzen zu anderen Hunden und Menschen. Oft hat er sich auch beim Schnuppern derart verdaddelt, dass er nicht mehr abrufbar war. Bei ihm hing das sehr stark mit seinen pubertären Phasen zusammen. Weg gepackt haben wir die Schleppleine als er ca. 3 Jahre alt war.
Hunter war nie an der Schleppleine. Ich hatte zwar eine gekauft, aber naja. Rausgeschmissenes Geld. Wobei, wir hatten sie mal verliehen an eine Bekannte. Hunter ist allerdings mein zweiter Hund und hat von Anfang an eine andere Erziehung genossen als Newton. Ist ja auch logisch: Beim zweiten Hund hat man halt eindeutig mehr Erfahrung als beim ersten. Als Welpe lief er sowieso immer mit Newton mit. Ich musste nur Newton abrufen, da kam er mit. Kontrollierbarkeit im Trieb wurde durch das Training in der Staffel quasi mitgeliefert. Er steht 1a im Gehorsam. Mittlerweile ist er fast 3 Jahre alt. Denke nicht, dass ich bei ihm die Schleppleine jemals brauchen werde.
So, nun noch ein bisschen unverlangter Ratschlag. Hoffe ist ok.
nicht zu 100% sitzenden Grundgehorsam
Bis Grundgehorsam bombenfest sitzt, braucht es ne Weile. Solange er noch nicht sitzt, sollte das Training möglichst so gestaltet sein, dass der Hund keine Fehler machen kann. Natürlich werden trotzdem Fehler passieren. Dann muss man sehr überlegt damit umgehen. Ich vermeide zum Beispiel strikt Doppelkommandos. Wenn Hunter ein Kommando nicht exakt ausführt, wird nicht bestätigt, neu begonnen und wiederholt. Je nach Fehlerart kommentiere ich den Fehler nicht oder sage neutral "Falsch." Einen Fehler den ich ohne Kommentar stehen lasse, ist zum Beispiel, wenn er beim Fuß nicht exakt gerade sitzt. Da wird einfach neu begonnen und wiederholt. Ein Fehler, den ich mit "Falsch" kommentiere, wäre zum Beispiel wenn er das falsche Element zeigt, z.B. ich sage "Sitz" und er macht "Platz". Sobald sich Fehler häufen, sollte man überlegen, ob man nicht seine Trainingsstrategie ändert. Bzw. was man am Training verändern muss, damit dem Hund weniger Fehler unterlaufen.
Bei dir scheint das Hauptproblem der Abruf zu sein? Einen Abruf kann man mMn überhaupt nur vom Hund "verlangen" wenn er während des Spaziergangs durchgehend ansprechbar ist. Ist das nicht der Fall, würde ich während des Spaziergangs noch gar keinen Abruf verwenden. In diesem Fall würde ich den Abruf erstmal separat trainieren. Erst wenn der Abruf dann bei diesem separaten Training bombensicher sitzt, würde ich ihn situativ während des Spaziergangs verwenden. Eine gute Strategie hierzu: Den Hund erst mit Namen ansprechen. Und wenn du seine Aufmerksamkeit hast, abrufen. Schaffst du es nicht, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, würde ich auch nicht abrufen. In diesem Fall dann lieber auf die Schleppleine stehen.
Unser Hauptproblem ist, dass er extrem unterscheidet, wann die Leine oben ist und wann nicht.
Das ist ungünstig und ein Trainingsfehler deinerseits. Vielleicht lässt du dir den Umgang mit der Schleppleine nochmals von der neuen Trainerin zeigen. Generell gehört eine Schleppleine (sofern man sie ausschließlich als Trainingsgerät verwendet) nicht in die Hand.
Mein Hauptproblem ist daher, dass er sofort Chancen nutzt seinen Kopf durchzusetzen sobald er merkt, dass ich keine Handhabe mehr habe, gefordertes Verhalten auch durchzusetzen (eben mittels Leine). Das zeigt mir, dass er die Regeln die wir aufgestellt haben und den Radius den er haben darf überhaupt nicht akzeptiert hat.
Nein, das zeigt in erster Linie deine Fehler, die du beim Training gemacht hast. Wenn du ein bestimmtes erwünschtes Verhalten "durchsetzen" musst, läuft generell was falsch. Der Hund sollte das Verhalten freiwillig und gerne zeigen.
Das "Hauptproblem", das du bei Charlie beschreibst, habe ich auch mit Newton. Sobald er ein Menschenhäufchen riecht, ist er weg. Da kann ich machen, was ich möchte. Und da hilft auch keine noch so hochwertige Bestätigung. Was bei ihm klappt, ist ihn sofort abzubrechen sobald ich merke, er hat was in der Nase. Aber wenn er mal durchgestartet ist, ist die Sache durch. Da hilft nur schnell hinterher und ihn "manuell" davon abhalten. Jedoch habe ich dieses Problem nicht, weil der Hund nicht gehorcht sondern weil ich das im Training verbockt habe. Jetzt muss ich damit leben. Bei Hunter ist der Abruf in dieser Situation auch kein Problem. Aber eben, mein zweiter Hund, mehr Wissen, mehr Erfahrung. So ist das halt.