Leider kenne ich nur Appenzeller, die nicht von einem guten Züchter kommen, kann also sein, dass diese dann etwas wesensfester und besser einschätzbar sind, wenn sie entsprechend gut gezüchtet und sozialisiert wurden.
Dann komme ich mal mit Infos zu "Züchterhunden", da ich von denen ca. 20-30 in meinem Leben kennen gelernt habe (was eine ganze Menge ist, da sie hier leider nicht sehr oft gesehen werden). Wir haben mittlerweile den 2.Appi, die erste mussten wir mit fast 16 Jahren einschläfern lassen. Der Zwerg ist jetzt knapp 10 Monate alt. Gesundheit war bis dato bei der Rasse sehr gut.
Was ich bestätigen kann ist die Tatsache, dass sie bellfreudig sind, sehr temperamentvoll ("quecksilbriges Temperament" aus dem Rassestandard), relativ harte Hunde, ihrer Familie zu 100% ergeben und gleichzeitig zu Fremden misstrauisch.
Außerdem kann das Hüteverhalten noch gut durchkommen. Unsere 1. Hündin hat noch ein bisschen an den Kühen gearbeitet (war ein Rückläufer zum Züchter) und an Pferden zeigte sie das Verhalten im Zweifelsfall (beim Versuch sie zum Reitbegleithund zu machen). Der Zwerg zeigt das Umrunden bei den Pferden und auf der Koppel beobachtet sie alle Pferdebewegungen genau, aber das war es auch.
Dass sie mit Artgenossen unverträglich sind höre ich immer wieder - ich selber habe fast nur verträgliche Hunde kennen gelernt. Aber das waren auch oft Hunde auf Ausstellungen oder Fortbildungswochen des Sennenhund-Vereins. Die meisten haben relativ bald kein Interesse mehr am Spiel mit anderen Hunden, sie haben ja ihre Menschen, denen sie wirklich voll und ganz ergeben sind.
Das Misstrauen ggü. Fremden ist tief verankert, wird aber seit einiger Zeit in der Zucht eher zurückgedrängt. Das ist dem Verein sehr wichtig und wird im Wesenstest auch genau beobachtet. Wir hatten und haben keine Probleme mit Besuchen, auch nicht mit vielen Kindern - es wird kurz gebellt, der Mensch erlaubt den Eintritt und nach 10-15 Minuten wird versuchsweise zum Schmusen gekommen.
Es sind mMn Hunde, die sich wirklich sehr stark an ihre Menschen binden und sehr gut lenken lassen. Unsere 1.Hündin war gut auszubilden aber ein Trainer hat mal ganz richtig gesagt "Der wäre es völlig egal, was sie lernt, Hauptsache sie macht euch glücklich damit". Der Zwerg zeigt ähnliche Tendenzen. Da mache ich Agility, ein bisschen Nasenarbeit und v.a. Alltagserziehung und Reitbegleithund.
Beide Hunde blieben sehr gut alleine ohne viel Training, das ist auch nicht untypisch. Die Hündinnen sollen einfacher sein als die Rüden bei den Appis.
Zum GSS: da kenne ich weniger, aber doch einige. Die sind deutlich gesetzter und ruhiger als die APPS, hatten auch andere Aufgaben. Sie bewachen auch das Haus, zeigen aber sonst deutlich weniger Schutztrieb. Ein großes Thema hier ist die Sturheit. Ich kenne einen Fall, wo ein GSS im Spaziergang beschlossen hat nicht mehr weiterzugehen (die HH hat seit Jahrzehnten diese Rasse). Anscheinend nicht zu lösen, der Hund blieb wo er war und nach einer guten Stunde war dann der Hund der Meinung doch weiterzugehen. Kann einem mit einem Appi ("Was kann ich für dich tun?") so nicht passieren. Interesse an anderen Menschen de facto nicht vorhanden, auch hier ist der Mensch und die Familie ganz klar im Mittelpunkt. Aber weniger misstrauisch als der Appi. Für Sport nicht so geeignet, da einfach aufgrund der Größe und des Gewichts, gemeinsam mit der Sturheit, vieles schon wegfällt.
P.S.: Wahnsinn, was hier für unterschiedliche Erfahrungsberichte sind! Beide Hunde hier liefen/laufen frei, sind kein Thema mit anderen Hunden, haben gelernt andere Menschen zu ignorieren (sogar der Zwerg schon, zumindest zurzeit) und Jagen ist relativ gut eindämmbar.