Balu wird an jedem Ort seine Herde beschützen und ich werde nicht öfter mit ihm in die Stadt, dass er sich daran gewöhnt, weil er sich nicht daran gewöhnen wird. Es wird uns nur stressen.
Der Herdenschutzhund beschützt nicht zwingend seine Herde. Also euch. Wenn man es genau nimmt schützen sie eine Ressource. Das kann ihr Territorium sein, zb dein Haus oder dein Garten plus alles drumherum. Aber das Territorium ist kein feststehendes, es ist verschiebbar, je nachdem wo man sich aufhält (zB auf einem Campingplatz)
Oder aber sie schützen etwas anderes, ihre Herde, eine Person, die Familie, einen Schuh, was auch immer sie in diesem Moment als erachtenswert finden. Oder anders, je wichtiger ihnen das oder derjenige ist, desto heftiger. Und je mehr Stress diese Hunde haben, umso heftiger fallen sie in ihre Ressourcenverteidigung. Und wenn nötig, dann gehen sie nach vorne und nicht nach hinten. Sie agieren offensiv. Das heißt im Zweifelsfall, wenn sie sich dazu genötigt fühlen, handeln die in Beschädigungsabsicht, dabei werden nicht die Fersen anvisiert. Du wirst also keinen HSH finden, der, wenn er eigenständig handelt und sich nicht von dir beeinflussen lässt im Zweifelsfall davonläuft. Und das ist ein Punkt, den man nicht vergessen darf.
Heißt also auch, wenn du den in eine Stadt schleppst und er Streß bekommt, wird er auch heftiger in seiner Reaktion auf, für ihn in seinen Augen Bedrohliches, reagieren und stärker in die Ressourcenverteidigung fallen. Außerdem sind diese Hunde sehr schnell reizüberflutet. Ich finde es persönlich schon wichtig, dass sie möglichst Vieles kennenlernen, aber das sollte in kleinen wohldosierten Einheiten und Schritten passieren. Schauen lassen, Eindrücke verarbeiten dürfen, Sicherheit bekommen dürfen, einordnen dürfen.
Egal ob das Objekt eine Mülltonne ist, eine Plastiktüte in der Wiese, ein Auto, Menschen oder sonst was. Positiv belegen. Dazu gehört auch, dass du dem positiv eingestellt bist. Die Bewertung muss oder sollte positiv ausfallen.
Wir gehen auch campen mit unserer, sie ist allerdings ja auch nur ein HSH Mix. Auch auf Campingplätze, auch freistehend in der Pampa. Es geht, aber es ist jetzt nicht wirklich tiefenentspannend. Es ist immer mehr Planung, Management und immer muss man ein Auge auf die Umgebung halten, egal ob freistehend oder auf dem Platz. In der Pampa stehen findet unsere übrigens super. Aber wenn ich nicht aufpasse, macht sie das halt. Und das ist halt ziemlich blöd, wenn einer plötzlich ums Eck kommt und ich ein Nickerchen halte.
Das er dich schützt finde ich erstmal gar nicht besonders, denn das liegt ihm nunmal in den Genen, nur wenn er sich von dir nicht mehr beeinflussen lässt, wird's zum Problem. Und ein Hund, der dich beschützen will oder überhaupt schützt, ist nur in der Vorstellung ganz nett. Und wenn sie erwachsen werden, dann werden sie auch ernster. Es ist vorrangig wichtig, dass du an deiner Beziehung zu ihm arbeitest.
Diese Hunde treffen eigene Entscheidungen und diese sind nicht unbedingt kompatibel mit unserer Umwelt hier. Also musst du mit ihm an den Punkt kommen, indem er zwar gerne eine Entscheidung selbstständig treffen möchte, sich aber auf eine Entscheidung, die du triffst einlässt, auch wenn sie in seinen Augen völlig unsinnig ist. Dazu braucht es Beziehungsarbeit, du musst eine gute stabile Beziehung aufbauen. Ohne die läuft nichts. Und du wirst lernen einen guten Rundum Blick zu haben, immer, immer deine Umgebung zu scannen. Wie dein Hund. Und lerne ihn lesen.
Er hört, allerdings nicht aufs Wort und er lässt sich meistens abrufen, wobei er oft noch eine Ehrenrunde um mich dreht.
Aufs erste Komando funktionieren nur Sachen die ihm Spass machen.
Und wenn er in diesem Moment andere Prioritäten setzt wie du, dann kommt er halt nicht. Und wenn diese Priorität ist, der Typ da vorne, in 200m Entfernung, der darf da gerade nicht gehen, dann hast du die Arschkarte. Leine dran. Denn sonst kommt er erst, wenn der Typ dort ist, wo er Balus Meinung nach sein sollte, nämlich weit weit weg. ( je nach Charakter und Impulsivität stehen sie auch mal drüber oder reagieren halt entsprechend) Und je nachdem wie sich da dann das Gegenüber verhält, kann aus einem Scheinangriff auch Ernst werden.
Sichere ihn ordentlich, und schau doch mal, ob du jemanden in deiner Nähe findest, der sich wirklich mit HSH auskennt. Vielleicht weiß jemand einen guten Trainer, wenn du hier sagen magst wo du ungefähr herkommst.
Das sind richtig tolle Hunde, aber wenns blöd läuft, dann halt richtig.