Beiträge von lajosz

    ich hasse es auch wenn andere hunde einfach so zu uns kommen, aber die meisten hier machen den anschein als würde ihnen beim anblick eines fremden hundes gleich ein kilogramm adrenalin durch den körper schiessen. da kann man bei den hunden auch nicht erwarten dass diese dann gelassen bleiben.

    kommt ein fremder hund, bei uns oft bauernhofhunde, denk ich mir: was solls, ich entspann mich, gucke dass mein hund da einigermassen entspannt durchkommt, und denke mir das meine nach der situation.

    das resultat einer deprivationsstörung ist nicht immer angst, es ist dass der hund mit reizen (manchmal mit allen, machmal auch nur mit ganz bestimmten) nicht umgehen kann. was der hund dann daraus macht, ist individuell. hunde mit deprivationssyndrom reagieren aber oft aggressiv auf diese reize, weil sie eben in ihrer hilflosigkeit keinen anderen weg mehr finden. zudem haben sie meist eine tiefe frustrationstoleranz, sind andauernd gestresst.

    herauszufinden ob eine deprivationsstörung vorhanden ist oder nicht ist extrem schwierig. bei unserem hund passt die vorgeschichte, das verhalten. trainer und verhaltenstierärzte denken es wäre ein deprivationssyndrom. ich bin mir da aber, nach 16 monaten, gar nicht so sicher.

    interessant dass ich immer von allen hundehalter höre ihnen passiert das nicht, aber täglich mit solchen haltern konfrontiert werde :D

    ich würde vorschlagen du machst eine trainingsstunde betreffend der schlepp. unser hund reagiert sehr stark aggressiv auf menschen, daher mussten wir lernen sie ständig kontrolliert zu halten. man sollte die schlepp nicht hinten halten, sondern immer so dass sie ein wenig lose durchhängt. geht der hund weiter weg, lässt man sie in der hand schleifen. ich finde es nützlich markierungen anzubringen (keine knoten), zb. 1 meter vom ende weg. dann siehst du beim schleifen die markierung und bremst. nähert sich der hund dann greift man gegen vorne.

    und ich würde das rückrufsignal noch einmal klassisch konditionieren, zb. beim fressen geben, bei den tollsten kauartikel, und sehr oft üben wenn keine ablenkung da ist.

    welpen gucken schon von der mutter ab, aber eben nicht alles. ein welpe macht ja auch sonst korrigierende erfahrungen. wenn die mutter ängstlich ist, dann hat das bestimmt einen einfluss auf die kleinen, aber eben nicht nur dieses abschauen, sondern auch andere faktoren spielen dann mit.

    wenn ich jetzt in der lage wäre und eine ängstliche hundemutter und ihren wurf betreuen müsste, dann würde ich eben besonders darauf achten die welpen mit allem langsam vertraut zu machen.

    das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. fehlende reize führen dazu dass sich weniger verbindungen im gehirn bilden. das hat mit genetik nicht viel zu tun. genetische disposition bestimmt zb. ob der hund eher zu aggressiven verhaltensformen greift bei angst, ob ein hund eher furchtsam (generell ängstlich) oder eher "mutig" ist. verhalten ist aber nie nur genetisch oder erlernt. ein deprivationsgestörter hund kann ja auch eher flüchten, oder eher aggressives verhalten zeigen.


    Wo ist nun die Grenze zur Deprivation ?

    deprivationssyndrome entstehen nur in den ersten 4 lebensmonaten, sie ist physisch.

    ein hund kann sehr wohl wunderbar aufwachsen, danach traumatische situationen erleiden. ich kenne fälle da wurden zuchthunde, total perfekt aufgezogen, später beim halter monatelang auf einem balkon gehalten. nur die gute aufzucht hat diese hunde nicht davor geschützt schwere verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. bei strassenhunden ist es oft so dass diese als welpen kontakt zu den menschen haben. später werden sie verstossen, eingefangen und finden sich in schrecklichen hundelager wieder. diese hunde sind auch extrem verhaltensauffällig. deprivation oder nicht hat nichts mit der schwere der verhalten zu tun.

    1.

    ich versuche mich zu informieren über verhaltensbiologie und lerntheorie. ich wende positive und negative verstärkung an. ich wende auch die methode an, den hund eine zeitlang von einem reiz welcher ein ungewünschtes verhalten auslöst fernzuhalten. ich ignoriere sehr selten ein verhalten, nur wenn es keinen anderen weg gibt damit umzugehen. ich bestrafe nicht (jedenfalls nicht bewusst), anerkenne aber dass strafen eine sehr effektive form der verhaltensänderung sein kann. ich bestrafe nicht, weil ich als mensch davon ausgehe dass ich weder timing noch intensität einer strafe einschätzen kann, zudem ist die gefahr einer fehlverknüpfung für mich sehr gross.

    da unser hund an einem deprivationssyndrom leidet, können wir mittels operanter konditionierung meist nichts erreichen. wir versuchen die emotionalität des hundes, zb. mittels gegenkonditionierung zu verändern. ich versuche situatonen, in welchen aggressive verhaltensweisen gezeigt werden, bewusst zu verhindern.

    2.
    nein nicht schwankend, gibt es aber neue, wissenschaftliche erkentnisse, versuche ich diese in's training miteinzubeziehen. die forschung auf diesem gebiet steckt ja noch in den kinderschuhen.

    3.
    nein, aber auch menschen haben eine frustrationstoleranz, ich würde also nicht meine hand ins feuer legen und behaupten dass ich niemals schimpfen werde :D

    4.
    ja, früher ende 90er, als ich zum ersten mal hundeschulen besuchte, waren aversive methoden gang und gäbe.

    5.
    wir haben eine kleinere mischlingshündin aus dem tierschutz. eigene hunde habe ich seit ca. 10 jahren.

    ja, wenn etwas angst macht ist das tollste was es gibt wenn der hund meideverhalten anbietet, also einen bogen geht. der hund wird in den meisten fällen die bögen immer kleiner machen, weil die angst abgebaut wird.

    an der leine, oder auf fusswegen, kann der hund nicht genügend ausweichen. ich persönlich habe streng darauf geachtet nur an nebenstrassen zu gehen welche sehr wenig befahren sind, und dann die seite zu wechseln. ich persönlich würde also fluchtversuche wenn möglich zulassen (klar kann der hund nicht auf eine befahrene strasse ausweichen) und auch belohnen. eventuell einen monat lange wege meiden wo dies nicht möglich ist.