Warum probierst du es denn nicht mal aus?
Der Jagdschein ist heutzutage offen zugänglich und auch VPG kann so ziemlich jeder machen.
Deine Aussage, das es nie jemand anders versucht hat, ist schlicht und einfach falsch. Es gibt sehr sehr viele Hundeführer, die, so weit es geht, positiv arbeiten wollen und das auch tun. Diese führen durchaus auch auf höherer Ebene, was heutzutage auch garnicht mehr anders geht, denn niemand möchte ein Hund der völlig gedrückt arbeitet.
Die allgemeine und auch meine Erfahrung zeigt jedoch, das das alles bis zu einem gewissen Punkt geht und man dann irgendwann einwirken muss. Dieser Punkt ist bei jedem Hund verschieden und auch die Stärke der Einwirkung.
Die Frage ob denn der Trieb überhaupt sein muss wird in letzter Zeit häufiger gestellt und ich denke, um sie zu beantworten, muss man sich nur einmal vor Augen führen, was diese Hunde aushalten müssen.
Jagdhunde müssen nicht selten mit Raubtieren (Mardern etc) auseinandersetzen, die sich durchaus auch mal umdrehen und auf den Hund losgehen, auch Wildschweine und anderes Getier wehrt sich und auch mehrere Stunden alte, Kilometer lange und durch Regen oder Dürre erschwerte Fährten suchen sich nicht von allein.
Nach einem Diensthund fliegt auch mal ein Kanister mit Steinen, die ordentlich Krach machen, ein Täter lässt sich selten freiwillig beissen und wenn die Drogenkontrolle im Flughafen ausfällt, weil der vierbeinige Kollege nach 5 Minuten Suche eben keine Lust mehr hat, fänden das auch die Wenigsten schön.
Ein VPG-Hung muss sich immer wieder verschiedenen Helfern mit verschiedenen, unterschiedlich belastenden Hetztechniken stellen , sich bei Übungen wie Stellen und Verbellen oder der langen Flucht klar gegen den Scheintäter durchsetzen und dabei perfekten Gehorsam zeigen, bei dem einfach Präzision gefragt ist. Volle, feste Griffe sind das A und O.
Wenn man sich das mal durchliest und ehrlich zu sich selbst ist, merkt man, das dieses Durchhaltevermögen einiges an Trieb erfordert und der Familienschmuser von gegenüber wohl weder genug Härte, noch andere Gebrauchshundeeigenschaften mitbringt.
Bei meiner Retrieverhündin reicht in den allermeisten Fällen ein klares Kommando um sie wieder zu gewünschtem Verhalten zu bringen, allerdings auch nur, weil ich ansonsten sehr konsequent bin und sie irgendwann einmal gelernt hat, das Ungehorsam irgendwann auch mal negative Folgen hat. Das war allerdings nicht im Hundesport, sondern beim Thema jagen - sie gehört eben doch einer Jagdhunderasse an, hat aber trotzdem gelernt das Platz einfach Platz ist.
Es hat eben alles Vor- und Nachteile. Zwang braucht man bei ihr höchst selten, dafür würde sie aber weder einem wirklichen Einsatz als Jagdhund (nicht nur Dummieprüfungen), noch als Dienst- noch als wirklicher Sporthund standhalten.
Die Schäferhunde gehn durch Belastungen eben auch mal durch, dafür nehmen sie einem eben nicht immer alles ohne Gegenfragen "ab". (Im übrigen muss man zu einem Hund in einer gewissen Triebstimmung auch erstmal durchkommen...)
Ich streite garnicht ab, das viele Probleme hausgemacht sind. Das hängt dann einfach oft an der Konsequenz und das der Gehorsam nicht immer gleich mit dem Trieb aufgebaut wird, aber weder Jäger, noch Diensthundeführer, noch Sporthundeführer sind perfekt, wie alle andern eben auch. Konsequenz ist hier das Zauberwort!
Trotzdem ist es einfach nicht richtig, das keiner versucht sich modernen Methoden zuzuwenden. Es hat nur einfach alles seine Grenzen.
Von aussen sieht das immer alles einfach / grausam aus, aber hinter die Kulissen schauen würde sich für viele mal empfehlen. Ausbildung in den trieblichen Bereichen eines Hundes ist einfach nochmal eine Stufe schwieriger als einem Familienhund Grundgehorsam zu vermitteln.