In einem andern, gelöschten Thread und im Chat wurde ich gebeten mal zu erläutern, warum ich der Meinung bin, dass so viele triebstarke Hunde mit der sogenannten "modernen" Erziehung ihre Probleme haben.
Nicht nur wenn man sich hier quer durchs Forum liest, dann stolpert der geneigte Leser immer wieder über die sogenannten "Balljunkies", die "Überdrehten" Hunde, die "Dauerpatienten". Hunde die immer wieder unkontrolliert hochdrehen, Hunde die fordern.
Hunde die trotz angestrengtem "Ruhe lernen", Leckerlie ins Gras werfen und Wegdiskutieren ihrer Veranlagung nicht zu "braven" Gassigehern werden.
Irgendwann findet sich ein Teil der Hundehalter damit ab, ein anderer Teil hängt weiter an ihrer Theorie und ist der Meinung, sie ziehen es nur nicht konsequent genug durch, ein weiterer, leider geringer Teil macht sich darüber Gedanken was sie da eigentlich tun.
Der grundlegende Ansatz zweiterer ist wohl, dass es sich bei dem Verhalten das ihr Hund zeigt, rein um erlerntes handelt, was sich irgendwann, nachdem es sich verstärkt hat, schon wieder legen wird.
Idealerweise kommt die dritte Gruppe nämlich auf die Idee, dass das, was sie ihren Hunden da "aberziehen" wollen, ihre Begründung in angeborenen Teilen der Persönlichkeit ihres Hundes hat.
In etwas was man nicht wegbekommt - das man nur lenken kann.
Um mit einem solchen Hund zu Rande zu kommen muss ich MIT ihm arbeiten und nicht gegen Ihn.
Ich muss akzeptieren, dass es kein Zeichen von "ganz böse übdreht" ist, wenn mein Hund für seine Beute auch gegen einen Baum läuft und alles dafür tut. Ich muss erkennen, welche Chancen in diesem Verhalten begründet liegen.
Ich habe die Kontrolle über etwas, für das mein Hund alles tun würde - etwas besseres gibt es doch nicht?
Genau das ist doch auch der Grund warum dieses Verhalten bei Hunden der Gruppe der klassischen Gebrauchshunde so gewünscht ist. Es macht diese Hunde, die damit einerseits so spezialisiert sind, zu wahren Allroundern, da man ihnen mit diesem Triebverhalten so gut wie alles beibringen kann.
Oftmals soll aber dieses "etwas beibringen" mit solchen Hunden achso schwierig sein.
Der Punkt hieran ist aber, dass die "modernen" Hundetrainer oftmals fast Angst davor haben einen entsprechend Veranlagten Hund in hohe Trieblagen zu bringen, da sie es für nicht mehr regelbar halten.
Es wird erwartet, das dieser Gehorsam quasi vom Himmel fällt und ein Hund der das nicht hat, ist "überdreht" oder ein "Junkie".
Jedoch muss soein Hund, genauso wie vieles andere eben auch, dies einfach erst lernen und es fehlt leider oftmals am Wissen "wie" ich Hund und Halter dies vermittle.
Es hat durchaus seinen Grund, warum es z.B. ganze Seminare zum Thema Gehorsam im Schutzdienst etc. gibt, bzw ganze Abhandlungen darüber geschrieben wurden, wie ich einem Hund Kontrollierbarkeit in hohen Trieblagen näher bringe.
Nicht umsonst baut man in entsprechender Umgebung das konfliktfreie Verhalten an der Beute schon im Welpenalter entsprechend auf, um es später optimal nutzen zu könnne.
All das basiert aber, möchte man auch erfolgreich sein, auf einer Zusammenarbeit mit dem Hund und seinen Veranlagung und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
Viele "Problemhunde" sind in Wahrheit keine, wenn man ihre Veranlagung akzeptieren und sie für sich positiv nutzen würde.
Notseiten wie Belgier in Not haben großen Zulauf in letzter Zeit, vorwiegend mit Hunden aus "Privathaushalten" in denen die Hunde nicht entsprechend gefordert und gefördert wurden, die dort schon als die "agressiven Monster" verschrien sind und oftmals innerhalb weniger Wochen bei entsprechendem Handling für den geneigten Halter traumhafte Hunde werden, wenn sie nur richtig gearbeitet werden.
Viele Gebrauchshunde "leben" einfach von ihrem Triebverhalten, gerade die etwas Nervenschwächeren Vertreter brauchen ihn einfach um ihr nicht absolut grundfestes Wesen zu überbrücken. Das gar zu "ruhige" Arbeiten überfordert sie häufig und lässt sie in in Angstagressives, unsicheres oder hysterisches Verhalten überbrücken.
Was nicht heißt - dreht den Hund hoch, dann klappt das schon.
Ruhe ist immernoch ein Schlüsselwort. Auch das muss ein Hund lernen - aber man darf bei all dem Ruhe lernen nicht vergessen, dass man einen Dampfkochtopf nicht nur aufkochen darf, sondern irgendwann auch mal Druck ablassen muss, wenn man nicht will das er unkontrolliert und zu Zeiten zu denen ich das nicht brauchen kann entweicht.