Beiträge von Quarus

    Nein. Sage ich nicht und mag ich nicht. Es wird manchmal über mich gesagt von Leuten, die Verantwortung für ein Haustier verwechseln mit "Vater-Mutter-Kind"-Spielen. Es unterstellt mir Infantilismus. Mag oft gut gemeint sein, dann werde ich beim Antworten auch nicht grob, aber ich wiederspreche.

    Das Rudel mit einigen Nutztierrissen nähert sich jetzt Menschen.

    Der angeschossene Wolf hatte nach Zeitungsmeldungen noch einen mehrstündigen Todeskampf nach dem Auffinden, weil kein Jäger es auf sich nehmen wollte, ihn zu erlösen. Und die Genehmigung kam wohl lange nicht, weil kein Verantwortlicher zu finden war.

    Ich hatte so gehofft, das nicht lesen zu müssen. Das ist mein Arbeits- und auch Gassibereich. Ich will und muss da allein oder mit Hund im Wald sein, privat und auch beruflich. Das Kompetenzzentrum wiegelt wieder ab.

    Vergleich die FCI halt mit der UN. Da sind auch unterschiedlichste Staaten versammelt mit z.T. stark divergierenden Ansichten. Trotzdem ist diese Organisation immer noch das Beste, was es gibt, und erlaubt unter ihrem Dach eben auch sinnvolle Aktionen, die sonst nicht zustande kämen.

    Ich muss mal eine Lanze für die vielen ehrenamtlichen Mitglieder in den Ortsgruppen von BUND und NABU usw. brechen. Ich arbeite ja gewissermaßen im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landwirtschaft und komme mit beiden Seiten in engen Kontakt. Zumindest an der Basis, dort, wo die praktische, schweißtreibende Arbeit geleistet wird, findet man viele geerdete, pragmatische, zupackende Menschen, auf beiden Seiten, die häufig auch gut zusammenarbeiten.

    Es sind halt leider oft lautstarke, bestens vernetzte Extremisten ohne praktische Erfahrungen, die den Konflikt anheizen. Auch auf beiden Seiten.

    Wir leben nicht mehr von den Produkten der Landwirtschaft? Das wäre mir neu! Du denkst also, wenn das Problem auf andere Länder verlagert wird, können wir hier unsere hohe Moral pflegen? Wenn die Schafe nicht mehr hier leben (oder die Rinder usw.), sondern in Rumänien und dort die Konflikte ausgetragen werden, sind wir scheinbar fein raus. Davon abgesehen - Weidetiere brauchen wir trotzdem, jenseits von der Lammkeule oder dem Rindersteak. Alles schon 100fach dargelegt worden. Aber immer, in einem ewigen Kreislauf, ploppt diese naive Sichtweise wieder auf, als immer und immer wieder vorgetragenes Argument. Das ist so sinnvoll wie die Aussage "DER Strom kommt ja aus der Steckdose!". NEIN, der Strom wird erzeugt. Immer noch, irgendwo, Wunschdenken hin oder her.

    Wenn Du so überzeugt davon bist, in der Weidetierhaltung das große Geld für den Schutz tausender Wölfe zu finden, nur zu! Landwirte suchen immer engagierte Mitarbeiter, die zum Mindestlohn gern dauerhaft 12 Stunden-Arbeitstage ableisten. Aber das geht dann immer leider, leider nicht mehr... Doppelmoral eben.

    Der Wolf war damals nicht "lästig". Er war eine Lebensgefahr: zuallererst für die Nutztiere, deren Gedeihen das Überleben der Menschen sicherte, aber auch für vulnerable Gruppen von Menschen. DAS war der Grund, warum er in D ausgerottet wurde.

    Und mein Vorwurf an die "Wolfskuschler" ist nicht eine ominöse Wiederansiedlung, sondern die konsequente und hartnäckige, ideologiegetriebene Romantisierung eines hochintelligenten, anpassungsfähigen Beutegreifers. Durch rabiate Lobbyarbeit traute sich fast keiner in den Behörden und Ministerien mehr, diese Sicht zu hinterfragen. Lange, entscheidende Jahre nicht. Dieses "och-wie süß"-Syndrom verhindert seit dem Auftauchen der ersten Wölfe in D eine rationale, langfristige Beurteilung der Lage und gesteuerte Entwicklung des Bestandes hin zur langfristigen Akzeptanz. Das tut den Weidetierhaltern nicht gut, das tut der Kulturlandschaft nicht gut, das tut konfrontierten Menschen nicht gut - und ich prognostiziere, das wird den Wölfen langfristig aber sowas von nicht gut tun, dass mir ganz schwach wird. Weil ich trotz allem gern den scheuen Wolf als Bereicherung unserer ausgedünnten Fauna wieder in D hätte.