Ich finde rein von den Lebensumständen her wäre ganz allgemein ein Hund durchaus machbar. Auch in Anbetracht des Alters und der Zukunftsplanung. Du wirkst wirklich sehr reflektiert und hast dir gründliche Überlgeungen gemacht.
Ich würde dir aber ganz deutlich von Shibas und Akitas abraten. Insbesondere wegen der Größe und ohne die Rassen ins Detail zu kennen sondern von meinen bisherigen Erfahrungen wirkt der Akita auch unabhängig von der Größe auf mich problematischer, da mehr zu Unverträglichkeit und Aggression gegenüber Mensch und Hund neigend.
Ich hatte als 13 jährige meinen ersten eigenen Hund. Abgesehen vom Finanziellen und von Tierarztbesuchen war ich auch wirklich alleine dafür zuständig, genauso wie ich es jetzt als 24 jährige für meinen aktuellen Hund bin. Hat bei mir grundsätzlich einwandfrei geklappt. Ich hatte allerdings auch Nachmittagsunterricht. Wenn meine Mutter da keine flexiblen Arbeitszeiten gehabt hätte, hätte der Hund u.u. auch 1-2 mal pro Woche 10std alleine bleiben müssen. Da hätte ich dann eine Betreuung gebraucht.
Rein vom Zeitaufwand bzw von der Lust und meinen Prioritäten her war der Hund auch während dem Abi kein Problem gewesen und ich hätte ihn nach meinem Auszug auch mitgenommen und alles in meinem Rahmen mögliche gemacht um ihn zu behalten und für ein glückliches Hundeleben zu sorgen.
Leider war es so, dass er sich nach meinem Auszug in meiner Wohnung sehr unwohl gefühlt hat. Ansich an der Großstadt, am veränderten Tagesablauf lag es nicht. Aber er war einfach immer deutlich unglücklich wenn er bei mir war. Entweder er hat ganz allgemein den Umzug nicht verkraftet (er war 5 Jahre alt und hatte davor keine Umzüge ), oder aber er hat es so sehr vermisst einen Garten zu haben. Der Garten war für ihn schon immer sehr wichtig und abgesehen vom Gassi die ganze zeit eingesperrt zu sein ohne mal für ein paar Stunden oder auch nur 20 Minuten rausgehen zu können hat ihm sehr gefehlt. Da es mir mit 18 nicht möglich war eine bezahlbare eigene Wohnung mit Garten zu organisieren, habe ich ihn meiner Mutter überlassen. So hat er seine gewohnte Umgebung und seinen gewohnten Garten gehabt. Ich weiß nicht ob er damit wirklich glücklicher war (da er ja mich als Bezugsperson verloren hat), aber mit mir und ohne Garten war der definitiv so unglücklich, dass es leider keine Option war ihn zu behalten. Sowas kann immer passieren, ich würde mich nicht darauf verlassen, dass dein Hund problemlos überall dorthin mit kann und will wo du mal leben wirst.
So, dann mal ganz allgemein zur Rasse. Mein Hund war ein Chow Chow. Auch kein einfacher Hund, kein Hund den man einem Teenie empfehlen würde und ein Hund der charakterlich durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Shibas und Akitas hat.
Und ganz ehrlich: ich würde sowohl dir, als auch meinem früheren Ich ganz glasklar davon abraten. Ich habe meinen Hund sehr geliebt, aber es hat einfach nicht wirklich gepasst und ich kann ganz klar sagen, dass ich mit einer anderen Rasse (bzw anderen Charaktereigenschaften) um so so so so SO SO SO vieles glücklicher geworden wäre.
Ich könnte jetzt wohl ein ganzes Buch mit den Details füllen die meiner Meinung nach bzgl des Charakters/der Rasse nicht optimal waren, aber ich will hier ja keinen ewig langen Roman verfassen. Wenn du konkrete Fragen hast, dann schreib mir bitte eine Nachricht oder schreib hier.
In Anbetracht deiner durchaus geplanten aber eben nicht absolut feststehenden Zukunft würde ich zu einem Hund raten, der eine einigermaßen handliche Größe hat (Akita fände ich zu groß, Shiba und ähnliche Größe bzw max 15-20kg ist mMn ideal). Mein Chow hatte ca 20kg und mein aktueller Hund ca 27 kg. Alleine der Unterschied zwischen einem 20kg Hund und einem 27kg Hund ist groß, die 7kg mehr klingen nicht nach viel, machen aber überraschend viel Unterschied aus. Der große nimmt in den Öffis mehr Platz ein, wird in Geschäften und Restaurants weniger gern gesehen, er passt schlechter in Autos, Kofferräume, Vermieter erlauben eher kleine Hunde usw. Umso kleiner der Hund umso eher kann/darf er dich begleiten.
Dann würde ich unbedingt darauf achten, dass ich eine Rasse wähle die gut verträglich mit anderen Hunden ist. Mit Shibas habe ich nicht so die Erfahrungen (wobei die auch wieder kleiner sind, ggf sind Aggressionen also nicht mit so großer Tragweite), aber Akitas habe ich als sehr, sehr schwierig im Umgang mit anderen Hunden erlebt. Bitte rede dir nicht ein, dass du das gut hinbekommst. Ich weiß, dass man da sehr dazu neigt, insbesondere wenn man eine Rasse unbedingt will, nicht so viel Erfahrung hat und sich sehr genau informiert. Leider läuft trotzdem nicht alles immer optimal und nach Vorstellung. Gerade bei einem Akita kann es gut passieren, dass du dir größte Mühe gibst, auch in die Hundeschule gehst usw und am Ende trotzdem einen Hund hast der anderen Hunden gegenüber aggressiv ist.
Weiters würde ich eine Rasse nehmen, die sich relativ einfach Fremdbetreuen lässt. Zum einen ganz allgemein, aber auch insbesondere da dein weiteres Leben unklar ist würde ich ganz fest davon ausgehen dass du irgendwann in Zukunft zumindest gelegentlich einen Hundesitter brauchen wirst. Und für kleine, unkomplizierte Hunde findet sich da immer jemand. Aber für große und schwierige Hunde, die stark sind, stur sind, zu Aggressionen neigen und nicht besonders viel von Fremden Menschen halten, wird sich zum einen nur schwer jemand finden der den Hund betreuen will und zum anderen wird es auch für dich sehr schwer sein jemanden zu finden der kompetent genug ist um so einen Hund zu betreuen. Wegen dem Punkt würde ich auch ganz ganz ganz ganz klar, mindestens vom Akita abraten.
Ich weiß nicht ganz genau wie stur und "lustlos" bzgl gemeinsamer Aktivitäten Chow Chows und Akitas bzw Shibas sind, aber das ist nicht so "harmlos" oder "angenehm herausfordernd" wie man sich das vorstellt.
Ich hatte wie gesagt früher einen Chow Chow und habe jetzt einen Jagdhund mit uuuungefähr einem ähnlichen Charakter wie ein Labrador oder Golden Retriever. Und ganz ehrlich: das macht SO viel mehr Spaß, wenn der Hund gerne auf dich hört, so richtig mit Freude mit dir arbeitet, einen riesen Spaß daran hat ausgelassen mit dir zu spielen und voll motiviert angeflitzt kommt wenn du in rufst. Es ist absolut kein Vergleich zum chow Chow (und ich vermute Shibas und Akitas sind da sehr ähnlich).
Beim Chow war die Grunderziehung extrem mühsam, wenn er nicht kommen wollte, dann hat er eben auf dich geschissen. Auch wenn man sich dann irgendwie durchsetzt und der Hund letztendlich doch noch auf abruf kommt ist das etws ganz ganz ganz anderes als wenn ich bei meinem Jagdhund einmal Fröhlich den Namen trällere und er zu mir geflitzt kommt, einfach weil er es wirklich will und sich auf Spaß mit mir freut.
Und mein Chow war für seine Rasse eigentlich noch sehr nett und koooperariv. Also falls Chows laut Rassebeschreibungen "schlimmer" klingen als Shibas und Akitas, war meiner wahrscheinlich nicht so schlimm wie es klingt. Und dennoch im Vergleich zum Jagdhund furchtbar, furchtbar, furchtbar mühsam.
Mein Rat ganz allgemein gefasst und kurz gehalten: such dir eine unkomplizierte Rasse die nicht zu groß ist, nicht zu Aggressionen gegenüber Hund und Mensch neigt, sich einfach von Hundersittern betreuen lässt und die SPASS an der Zusammenarbeit mit Menschen hat. Und pfeif auf die Optik und hör auf dir irgendwelche rasseeigenschaften schön zu reden und dir einzureden, dass du Herausforderungen magst. Selbst bei leicht erziehbaren Hunden ist es eine große Herausforderungen sie zu braven, unkomplizierten und angenehmen Begleitern zu machen.
Ich empfinde, dass die Erziehung bei leicht erziehbaren Hunden ausreichend herausfordernd ist und SPASS macht. Bei so Spezialisten wie Chows, Shibas, Akitas ist das eher mühsam, anstrengend, frustrierend usw. Einfach weil sie stur, sind, ihren eigenen Kopf haben, nicht unbedingt Lust auf das haben was du von ihnen möchtest usw. Wenn man da keine Erfahrung hat,redet man sich gerne ein, dass man das schon schafft. Und man schafft es auch wahrscheinlich wirklich. Aber der weg, bis es mal "geschafft" ist, ist wirklich eher mühsam und nicht sehr spaßig.
Ein Hund der weniger stur ist und Freude an Zusammenarbeit hat, ist im Zusammenleben so viel unkomplizierter, angenehmer und bereitet SO viel mehr Freude. Und wenn ein Hund Freude bereitet ist das so viel schöner, als wenn es mühsam ist und sich eher nach Arbeit anfühlt.