Was du schreibst klingt irgendwie sehr traurig für den Hund. Aber wenn wir mal ehrlich sind führen außerhalb von Hundeforen etc doch sehr viele Hunde genau so ein leben. Manche vielleicht ein bisschen besser, manche vielleicht ein bisschen schlechter.
Ist regional auch sicher unterschiedlich.
Ich wohne in einer Großstadt, gefühlt trifft das was du beschreibst auf locker 50% der Hunde hier zu. In dem Mini-Dorf wo ich früher gewohnt habe, sind viele Leute nur alle 2-3 Tage Gassi gegangen. Dann aber meist immerhin eine knappe Stunde. Zum Lösen gibt's ja den Garten, so entfallen die 5 Minuten Pinkelrunden und es gibt je nach Lust und Wetter zumindest alle paar Tage eine größere Runde. Manche Hunde haben auch nie ihren Garten verlassen.
Wenn mal kein Futter im Haus ist und man schlicht keine Lust hat Hundefutter zu kaufen, dann finde ich es auch völlig in Ordnung den Hund für einige Tage mit Essensresten zu ernähren. Wichtig ist nur, dass er es verträgt und dass er davon satt wird. Wenn das "Ersatzfutter" so manger ausfällt, dass der Hund hungern muss, ist es nicht mehr ok. Wenn man den Hund aus Faulheit tatsächlich hungern lässt (so klingt es in deiner Beschreibung) ist das natürlich falsch. Aber andererseits gibt es (einige wenige) Hundehalter die ihre Hunde ganz bewusst einen Tag in der Woche Fasten lassen. Ich weiß nicht in wiefern das wissenschaftlich erwiesen ist, aber es soll wohl gut für die Magenmuskulatur sein und die Wahrscheinlichkeit von Magendrehungen verringern.
Denksport und intensive Beschäftigung machen die meisten Leute mit ihren Hunden sowieso nicht oder nur selten. Finde ich schade, aber auch nicht katastrophal schlimm.
Bei Fellpflege ist immer die Frage was nötig ist und was passiert wenn man das Fell nicht pflegt. Wenn der Hund nicht extrem zum verfilzen neigt oder wenn man sich nicht daran stört den Filz ggf rauszuschneiden (oder meinetwegen harmlose nicht störende Knubbel auch drinnen lässt) finde ich es auch nicht schlimm, wenn man keine Lust hat den Hund zu kämmen. Es sollte nur nicht zu Juckreiz und Ekzemen kommen. Wenn man es soweit kommen lässt und spätestens beim 2.mal nicht daraus lernt, ist das sehr traurig. Wobei zu solchen Problemen die allerwenigsten Rassen neigen, viele haben ja einfach kurzes Fell oder verfilzen nur maximal hinter den Ohren und bei den Hinterbeinen bzw am Popo.
Mit einem jungen und gesund erscheinenden Hund muss man meiner Meinung nach auch nicht zum Tierarzt. Je nach Rasse schadet ein allgemeiner Check alle 1-2 Jahre ab einem Alter von etwa 8-11 Jahren nicht, aber wenn mein 5 jähriger Hund völlig fit wirkt würde ich auch nicht zum Tierarzt gehen.
Meistens wird da nur die Allgemeinuntersuchung gemacht und außer bereits sehr deutliche Krankheiten (und Herzgeräusche) erkennt der TA da sowieso nichts. Blutuntersuchungen werden routinemäßig nicht gemacht, sondern auch erst bei konkreten Symptomen. Und bei konkreten Symptomen geht man hoffentlich auch als "nicht-perfekter"-Hundehalter zum Tierarzt.
Und wenn man mit einem völlig fit und gesund wirkenden Hund rein zur Kontrolle zum TA geht, liegt die Chance dass er (ohne Blutbefund und ohne Röntgen, da beim gesunden Hund eben unüblich) rein zufällig tatsächlich etwas findet bei weit unter 5%, eher unter 1-2%.
Mein Hund würde auch bei einem absolut perfekten Traumzuhause wegrennen, wenn die Türe unbeobachtet offen stünde. Einfach weil die Umwelt so, so, so spannend ist und man die Gelegenheit nutzen möchte. Ich denke mein Hund ist da keine Ausnahme, über 50% der Hunde die ich kenne würden liebend gerne eine Runde drehen wenn man die Tür einfach offen stehen lassen und sie rauslaufen lassen würde. Dass die Besitzer scheinbar gelegentlich nicht auf den Hund achten und er wirklich die Möglichkeit dazu bekommt, ist absolut verantwortungslos. Aber alleine die Tatsache dass der Hund diese Gelegenheit auch nutzt finde ich nicht im geringsten Bedenklich.
Das mit dem Kuhkot finde ich aus Menschensicht absolut ekelhaft, unhygienisch und widerwärtig, insbesondere wenn der Hund ins Haus darf und man sogar Kinder hat. Evtl ist es auch aus medizinischer Sicht bedenklich (Keime etc), aber für den Hund selbst wird es absolut nicht schlimm sein, er hat sich ja freiwillig darin gewälzt weil er es toll findet.
Ich will das ganze nicht schönreden, so wie du die Familie beschreibst ist es absolut nicht Ideal und das mit dem Kuhkot finde ich enorm eklig und dass es gelegentlich mal gar kein Futter gibt finde ich auch nicht ok.
Aber alles andere finde ich nicht soooo katastrophal schlimm, wirklich viele Hundebesitzer gehen kaum Gassi, solange die mangelnde Fellpflege nicht zu Juckreiz und Ekzemen führt finde ich das auch vertretbar und wenn man mit einem gesunden, jungen Hund nicht zum Tierarzt geht, ist das auch ok. Nur wenn ernsthafte Krankheitssymptome ignoriert werden und man nicht zum Arzt geht, ist es völlig daneben.
Wenn das Veterinäramt schon mal zur Kontrolle da war, dürfte das ja auch seine Gründe gehabt haben und das leben des Hundes ist so bestimmt nicht optimal. Aber eben auch nicht schlecht genug, um die Rechtfertigung zu haben den Hund dort weg zu holen.
Du kannst ja weiter Vertrauen aufbauen, die Hündin beschäftigen und vielleicht sind sie irgendwann so genervt von ihr, dass sie sie dir doch geben würden. Spätestens wenn die Kinder mal richtig Stress machen, die Hündin zuviel kläfft, man umziehen möchte, sich die Arbeitssituation sich ändert oder wenn sie mal krank wird, wollen sie sie wahrscheinlich eh nicht mehr haben. Sie klingen ja nicht so als würden sie großen Wert darauf legen, dass es ihr gut geht.
Für dein eigenes Seelenwohl solltest du versuchen dich da nicht allzu sehr reinzusteigern. Das ganze ist nicht optimal, aber leider recht normal und nicht völlig katastrophal. Und sie kennt es ja auch einfach nicht anders und weiß nicht wie toll ihr leben sein könnte. Vielleicht würde sie (wenn man sie denn fragen könnte) auch gar nicht zu einer "perfekten" Hundefamilie mit viel Gassi, viel Beschäftigung, Barf, Hundeschule, nerviger Fellpfleger etc gehen wollen sondern findet ihr Leben so völlig okay.
Wenn mein Hund die Wahl hätte, würde er sein aktuelles Leben wahrscheinlich auch gerne gegen seine Straßenhund-Vergangenheit eintauschen wollen. Einfach weil er keine Ahnung von Krankheiten und medizinischer Versorgung hat. Und weil der Spaß stundenlang völlig frei und uneingeschränkt durch die Straßen ziehen zu können wahrscheinlich so geil ist, dass dafür auch in Kauf nehmen würde mal zu hungern. Ich denke aus seiner Hundesicht hat er absolut keine Ahnung, dass sein aktuelles Leben irgendwie "besser" ist als sein altes Leben in völliger Freiheit.
Genauso weiß deine Hündin nicht, dass sie nicht das perfekte Hundeleben führt und ist einfach gar nicht daran gewöhnt. Aus ihrer Hundesicht ist das eben ihr völlig normaler Alltag, ihr vertrautes Umfeld, ihr vertrauter Tagesablauf etc. Eben Normalität. Sie vermisst das perfekte Hundeleben also nicht und leidet vermutlich nicht ansatzweise so sehr darunter wie wir es als Menschen manchmal gerne hineininterpretieren.
(Oder um mal einen irgendwie blöden, aber evtl gar nicht so unwahren Vergleich zu machen: ich hätte als Kind auch keine Lust auf ausführliches Haare kämmen, gesundes Gemüse, Musikunterricht, Reitunterricht, schwere Privatschulen und ausreichend (Zwangs-)Sport gehabt. - Hätte ich das alles von Anfang an kennen gelernt, hätte ich es vielleicht toll gefunden und andere Kinder wegen ihres langweiligen "schlechteren" Lebens bemitleidet. Aber als völlig normales Kind, das auch mal im Alltag "unterging" und einfach da/dabei war, hätte ich all das oben erwähnte absolut nicht gewollt oder vermisst.)