Ich sehe das Problem auch darin, dass es sehr schwer ist an einen gelassenen, souveränen erwachsenen Hund zu kommen der keine großen Baustellen hat. Sowas geht sowohl im Tierschutz als auch von Privat sprichwörtlich weg wie warme Semmeln.
Bei Privatabgabe besteht immer das Risiko, dass dir was im Bezug auf Verhalten oder Gesundheit verschwiegen werden kann und ein Tierheim sieht nicht wie sich ein Hund in einer normalen Familie verhält. Am ehesten würde ich also nach einem Hund von einer Pflegestelle suchen die den Hund schon ein paar Wochen hat.
Bedenke bitte auch, dass ein zweiter souveräner Hund deinem Hund evtl helfen kann, aber dass dadurch der Alltag erstmal trotzdem nicht leichter, sondern nur schwieriger wird.
Du musst dich auf den neuen Hund einstellen, du musst gucken was für Macken und Erziehungsdefizite er hat. Er wird sich bei dir erstmal austesten und evtl phasenweise kein Stück auf dich hören. Vielleicht ist es kein sensibler Hund, sondern einer, der sehr lautstarke Korrekturen benötigt - sowas wiederum könnte deinen Ersthund verunsichern usw.
Selbst wenn man zwei einigermaßen brave Hunde hat ist ein Spaziergang mit zweien gleichzeitig erstmal eine richtige Herausforderung.
Ich war geistig nur selten so platt wie nach einem Spaziergang mit zwei Hunden gleichzeitig. Und das obwohl einer davon an der Flexi hing und der andere sehr gut erzogen war solange man mögliche Reize vor ihm entdeckt hat. Trotz doppelter Bewegung waren getrennte Runden mit jedem Hund einzeln wesentlich weniger anstrengend.
Wenn dein Hund blind/fast blind ist, kommt auch noch dazu, dass evtl ein sehr großer Teil ihrer Unsicherheit dadurch kommen könnte.
Außerdem kommunizieren Hunde hauptsächlich über Körpersprache und ein Hund der nicht fähig ist die Körpersprache des anderen zu sehen wird insbesondere bei neuen Hundekontakten immer etwas unsicher sein. Mein Verstorbener Rüde wurde mit voranschreitender Blindheit auch immer unverträglicher obwohl er eigentlich ein Lamm war. Er konnte andere Hunde einfach nicht mehr einschätzen, wurde unsicherer und wollte sie sich dann eben lieber vom Leib halten. Ist ja auch verständlich wenn man nicht mal sehen kann, ob der andere auf Krawall gebürstet ist oder nicht.
Wenn es irgendwie möglich ist, leihe dir mal Hunde von Freunden/Bekannten mal für ein Wochenende oder eine Woche aus. Bald ist Weihnachten - da bietet sich ja sowas wie Urlaubsbetreuung an. Dann siehst du zumindest ob du dir überhaupt zwei Hunde zutraust und wie anstrengend das sein kann.
Und du siehst wie dein Hund damit zurecht kommt und kannst besser abschätzen wie es mit einem Zweithund wäre. So Themen wie Ressourcenverteidigung sind ja nicht ohne und können durchaus auch entstehen, wenn der Hund draußen und bei kurzem Hundebesuch sehr verträglich ist.