Danke für alle Antworten. Wie gesagt, es tut mir leid dass es so spät kommt, manchmal spielt das RL nicht mit.
Einmal vorab; in intensiven Gesprächen ist herausgekommen, dass die finanziellen Möglichkeiten langsam erschöpft sind.
Verhaltenstherapien, intensive medizinische Check-Ups und co. sind etwas, was definitiv in Betracht gezogen wird, es steht jedoch die Preisfrage im Raum.
Hat hier jemand Erfahrung mit solchen Dingen und kann eine ungefähre Einschätzung abgeben, was z.B. eine Erstberatung bei einem verhaltenstherapeutischen Tierarzt kosten könnte?
Die Hundehalter kommen aus dem Norden Deutschlands, ideal wäre natürlich, wenn ein Experte in erreichbarer Umgebung ist, ansonsten müsste man eben weiter fahren.
Am Anfang hat man übrigens versucht, einen Trainer zu finden, aber die in der Nähe waren ungeeignet/haben mit gewalttätigen Methoden gearbeitet und waren darum raus. Es folgten Corona, Wohnung, Todesfälle...es waren zwei intensive Jahre.
Zu einigen anderen Punkten, die häufig aufgekommen sind (ich hoffe, dass ich keine wichtigen Punkte vergessen habe);
- Ihre Ängste kommen Phasenweise, nachdem man die 'neue' Wohnung nach einem Jahr verlassen hat und mit der Hündin in die Wohnung der Mutter zurückgezogen ist, in der die Hündin das erste Jahr gelebt hat, haben sich viele Problematiken wieder verbessert. Andere, wie die Angst vor Balkon kamen wieder dazu. Es klingt vielleicht seltsam, aber die Hündin scheint in der Anwesenheit der Katzen, mit denen sie unproblematisch zusammenlebt, Sicherheit zu finden, die ihr andere Hunde nicht geben können.
- Sie wird körperlich durchschnittlich ausgelastet (eine große Runde zusätzlich zu den Pipirunden täglich) -> ca. 2 Std/tlg. Auch joggen steht manchmal noch auf dem Programm. Eine Zeit lang ist der Freund sogar Abends noch mit H. laufen gegangen, um zu sehen, ob ihr Bewegung fehlt, das hat allerdings keinen merkbaren Unterschied gemacht. H. läuft regelmäßig frei, dass sie von selbst aber wirklich rennt, oder Dampf ablässt, ist aber eher selten (altersentsprechend). Bei Furcht kommt sie zurück zur Besitzerin und sucht Schutz, anders wäre Freilauf auch nicht möglich.
- H. war im Tierheim unauffällig, aber nicht glücklich. Sie hat unter dem Tierheimaufenthalt gelitten und z.B. das Fressen von normalem Futter eingestellt, da es einfach zu stressig für sie war. Ein Leben im Tierheim ist also keine Option.
- Die Hündin lebt in einer großen Etagenwohnung mit Balkon.
- Es ist definitiv noch Lebensqualität vorhanden. Sie hat gute und schlechte Tage, bzw. eher Momente und ist meiner Meinung nach (und auch der der Besitzerin), nicht an dem Punkt, wo man sie nur noch einschläfern kann. Sie kann sogar mit in die Stadt kommen, ins Restaurant, an unbekannte Orte und fährt trotzdem Zuhause wieder runter. Ihre Trigger sind jedoch ein echtes Problem.
- Die große Angst ist, dass im nächsten Jahr eigentlich wieder ein Umzug ansteht. Es darf und kann aber nicht sein, dass H. dann wieder alles zerlegt und so unfassbar viel Stress hat. Das macht Druck und Angst und lässt an der Situation zweifeln.
- Noch einmal: die Hündin zurück nach Spanien ins Tierheim zu schicken ist keine Option!
Verhaltenstherapeutisch ausgebildeter Tierarzt und angstlösende Medikamente.
Hier eine Erfolgsgeschichte bei extremer Gewitterpanik, die das ganze Leben von Hund und Mensch aufgelöst hat.
Vielen Dank für diesen Beitrag, ich habe den Thread weitergeleitet und auch selbst schon darin gestöbert. Es wäre toll, wenn angstlösende Medikamente einen so großen Effekt haben könnten.
Ein Problem wird auch vom anderen gefördert: hoher Stresslevel - mehr trinken - mehr pinkeln - gesteigertes Jagdverhalten.
Und bitte, sie sollen den Hund nicht abbrechen wegen dem Unreinheit, das bringt nur noch mehr Stress. Der Hund muss eben viel pinkeln durch den Stress. Ich habe es wie beim Welpen gehalten. Nach dem spielen, fressen, Aufregung... raus mit dem Hund. Zusätzlich alle 3 Stunden so nochmal raus. Parallel habe ich daran gearbeitet dass der Hund anzeigt wenn er raus muss.
Eigentlich wird es jetzt schon ähnlich gemacht. Die Hündin kommt häufig auch von draußen in ein Gebäude (wo sie bereits einen See hinterlassen hat, also nicht nur drei verunsicherte Tropfen) und pieschert dann auf Teppiche. Es klingt gemein, aber sie ist kein besonders reinlicher Hund und wirkt häufig so, als wäre es ihr einfach total egal, wo sie sich erleichtert. Auch wenn der Urin ihre kompletten Beine hochspritzt, entscheidet sie sich teils sogar dazu, vom Rasen herunterzugehen, um dann auf Pflastersteine zu pinkeln.
Wenn ich das richtig interpretiere hat die Freundin seit einem Jahr einen neuen Freund. Es kann natürlich sein, dass der Hund nach einem Jahr noch nicht richtig angekommen war und durch den neuen Partner zusätzlich Stress hat.
War die Freundin jemals bei einem Trainer um an den Baustellen zu arbeiten oder wurstelt sie da selbst dran Rum?
Jein, der Freund existiert bereits seit zwei Jahren (also vor der Ankunft des Hundes), nach einem Jahr setzte aber erst eine wirkliche Gewöhnung ein. Dennoch ist die Hündin extrem auf sie fixiert.
Sie ist da vor allem selbst dran, erzieherische Hilfestellung wurde vor allem durch die Orga geleistet, die bereits seit vielen Jahren tätig ist und normalerweise mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie sind aber inzwischen auch einfach nur noch hilflos und haben zuvor kein solches Verhalten erlebt.
Was mir in der Beschreibung komplett fehlt: Wie wird denn mit dem Hund gearbeitet? Wie trainiert? Hat der einen Job?
Zunächst einmal ist die Hündin nicht reinrassig (falsche Fellstruktur, Ohren passen nicht, sehr wenig Pigment). Bretone ist die Vermutung durch die extrem tiefe Brust und den tonnenartigen Körperbau. Sie hat absolut kein Interesse an sichtbaren Reizen, auch nicht an Wild, aber am Schnüffeln. Das der Hund jemals jagdlich eingesetzt wurde ist unwahrscheinlich, dazu aber gleich mehr.
Sie hat keinen Job (außer den Alltag zu bewältigen, was sie regelmäßig überfordert), anfangs hat man versucht mit ihr eine Futterbeutelsuche aufzubauen oder andere kleine Nasenspiele in den Alltag zu integrieren. Problem: dieser Hund ist quasi geruchsblind. Wirft man Leckerlies auf den Boden tut H. sich extremst schwer, überhaupt irgendetwas zu finden. Auch der Versuch, mit ihr Verstecken zu spielen, scheitert regelmäßig grandios (also eine Person versteckt sich und ruft sie, die andere lässt sich suchen). Sie ist freudig dabei, aber schnell desinteressiert, da sich kein Erfolg einstellt. Sie ist zwar futtermotiviert, aber ganz ehrlich...einfach wirklich, wirklich schlecht im Suchen. Draußen ist das einzige was sie zuverlässig findet Wildkot, vergammelte Tiere oder sonstige extrem stinkende Dinge. Und in denen möchte sie sich dann wälzen.
Sie versucht zwar durchaus in manchen Terrains zu stöbern, aber ist dabei absolut erfolglos.
Alles anzeigenHat sie da zu Anfang mit einem Trainer gearbeitet? Wird mit dem Hund gearbeitet?
Ja, mit dem 'Trainer' der Orga. Nein, der Hund wird nicht gearbeitet.
Ich stehe Direktimporten ja sehr kritisch gegenüber, noch dazu bei einem Hund, der allein aufgrund des Alters schon viel erlebt hat und es vermutlich nicht gewohnt ist nah am Menschen zu leben.
Sie hat wahrscheinlich nah am Menschen gelebt. Im Tierheim war sie einer der geheimen Lieblinge, da sie Menschen durchaus sehr gerne hat. Außerdem kannte sie Gebäude definitiv von innen, auch Treppen waren ihr bei der Ankunft bekannt.
Weiß man ob sie als Jagdhund genutzt wurde in Spanien?
Bis darauf dass sie einmal Welpen hatte und ihre Ohren markiert/verstümmelt wurden (was darauf hinweisen könnte, dass sie als Eigentum von jemanden markiert wurde), ist über ihre Vorgeschichte nichts bekannt. Sie war kein Abgabehund, sondern hatte bereits keinen Besitzer mehr, als sie eingefangen und ins Tierheim gebracht wurde.
Leider sind viele Jagdhunde von dort ziemlich über die Uhr gedreht, verheizt, haben ein irre schlechtes Nervenkostüm und viele andere Probleme.
Ich bin ehrlich, ohne meinen sehr entspannten, gut funktionierenden "Althund" wäre das hier kläglich gescheitert.
Deshalb wäre ich in dem Falle deiner Freundin gar nicht abgeneigt eine Betreuungsmöglichkeit zu finden, wo es souveräne, nette Hunde hat.
Zwischenzeitlich stand bereits die Idee im Raum, einen Hund dazu zu nehmen, der ihr Sicherheit geben kann. Die Sorge damit weitere Baustellen zu schaffen und die Entscheidung, keinen Hund aufnehmen zu wollen, nur damit man einem anderen Hund eventuell hilft, sowie der finanzielle Mehraufwand, waren jedoch ausschlaggebende Punkte, warum sich dagegen entschieden wurde.
H. wurde vom Tierheim als Einzelprinzessin vermittelt, das hat durchaus seine Gründe. Sie ist anderen Hunden gegenüber nicht wirklich einschätzbar - sie hält Individualdistanz nicht ein und schätzt teils Hundebegegnungen absolut falsch ein. Es klappt einfach nicht mit ihr und anderen Hunden, zumindest nicht dauerhaft und auf engem Raum, wo sie nicht einfach ihrer Wege gehen kann.
Vor meinem Hund hat sie z.B. drinnen keine Angst, was für sie ungewöhnlich ist, dafür latscht sie teils auf sie rauf (weshalb meine Hündin sie inzwischen richtig doof findet) und orientiert sich nur an ihr, wenn mein Hund anschlägt. Da ist kein Profitieren (auf egal welcher Seite) erkennbar.