Mein ehemaliger Gassi-Hund war mein Sargnagel Hund, wenn ich mir das hier so durchlese 
Ich hatte ihn mehrmals die Woche, manchmal auch an Wochenende oder wenn Frauchen im Urlaub war und Paule war in vielen Dingen wundervoll und einfach nur liebenswert.
Suchte nie Streit mit anderen Hunden, konnte brenzliche Situationen zwischen ihm und anderen Hunden entschärfen dass ich mit offenem Mund staunend daneben stand. Freute sich so herzlich über Menschen, die er liebt, dass ich manchmal wirklich Tränen in den Augen hatte, wenn er vor mir kniete, mir zur Begrüßung die Vorderpfoten auf die Schulter packte und seinen Kopf ganz eng an meinen Hals schob.
Auch in Sachen UO war er ein Traum.... vom Sitz ins Platz ins Steh aus über 50m Entfernung, selbst wenn ich mit dem Rücken zu ihm stand! Fand man den richtigen Schalter, war er zu 100% bei dir und hatte echtes Funkeln in den Augen, wenn du mit ihm gearbeitest hast.
Aber dieses Bretönchen war ein Jäger durch und durch und so herzallerliebst er Zuhause war, so sch***-egal war man ihm, sobald man aus der Türe kam.
Ich hätte neben ihm Handstand machen und singen können - absolut keine Chance seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und er war schon 8! Kein Dummy, kein Clicker... nicht mal die Tatsache, dass man mit mir immer wieder Bäume fand unterwegs, an denen die tollsten Leckerli hingen machte mich interessanter für ihn.
Er war bei mir immer an der Schlepp und diese war IMMER gespannt! Sein Wohlfühlradius betrug "weit weit weg" und wenn er eine Fährte hatte war er weg (was immer nur bei seinem Frauchen vorkam)
Und wenn er eine Fährte an der Schleppleine aufspührte, ließ er mich erahnen, wie sich wohl ein Autounfall anfühlte - ich hatte das Ende der Schlepp immer an seiner Führleine befestigt die mir quer über den Oberkörper hing weil ich ihn niemals hätte mit den Händen halten können und lag trotzdem das ein oder andere Mal japsend und weinend auf dem Waldboden während Paule dem Eichhörnchen hinterher weinte.
Außerdem konnte Paule niemals ordentlich an der Leine laufen - er zog wie ein Irrer egal wo wir waren und wenn er in dem Modus war, da half nichts. Kein Clicker, kein Schreien, kein Stehenbleiben... GAR NICHTS!
Entspannt mit ihm draußen sein - sowas gab es mit ihm nie. Man musste immer zu 110% bei ihm sein und selbst dann passiertem einen solche Sachen. Wie oft ich seinetwegen beinahe die Treppe runterklatschte? Ich hatte schnell aufgehört zu zählen...
Er hatte ein sehr gutes Gespür dafür, wie die Menschen sich fühlen und wenn er merkte, dass ich müde und fertig vom Tag war, da ging nicht mal ein Sitz und er zeigte mir immer wieder die Mittelkralle wenn ich etwas durchsetzen wollte.
Und trotzdem... einige meiner stolzesten Momente verdanke ich diesem Hund und er war ein so wunderbarer Lehrer!
Ich wurde wachsam in meiner Umwelt, lernte wahnsinnig viel über die Körpersprache von Hunden, bekam ein gutes Gefühl für richtiges Timing, konnte mich ausprobieren, lernte den Clicker und seine Vorteile kennen, lernte Demut und den Respekt vor den Fähigkeiten von Hunden.... und ich lernte, wie wundervoll das Leben mit einem Hund ist - egal wie oft er dich manchmal in den Wahnsinn treibt und dass sich hartes und beständiges Training immer wieder auszahlen kann - auch wenn man manchmal vor Verzweiflung die Leine in den Matsch wirft und heult.
Vor gut einem halben Jahr wurden die Differenzen zwischen seinem Frauchen und mir immer größer und unsere Wege trennten sich.
Ganz ehrlich? Er fahlt mir jeden Tag....