1. Kein Ziehen. Wenn er vorging, zurückgeschickt. Wenn er nervös wurde, gewartet. Umorientieren belohnt.
Alles drei hat hier nichts gebracht. Die haben dabei nur gelernt, dass es für vorlaufen und zurück kommen Belohnung gibt. Oder für vorlaufen und umorientieren.
Gino hatte zu Beginn eine eingebaute Leinenführigkeit. Die ist dann flöten gegangen, als der Jagdtrieb immer mehr rausgekommen ist. Jeder Bewegungsreiz führte zum Reinspringen in die Leine.
Hier geholfen haben Aufmerksamkeit einfordern (da schreib ich gleich noch was zu), Gehen an der Leine unter Kommando setzen. Ich habe ein "Bei" (Hund muss sich mit der Schulter neben mir halten und mich ansehen, aber nicht so streng ausgeprägt wir beim Hundeplatzfuss), ein "Hierbleiben" (locker neben mir gehen, Hinterhand neben mir reicht aber) ein "Hinter mich" (Hund muss komplett hinter mir bleiben). Außer das "hinter mich" das aversiv aufgebaut wurde, habe ich alles rein positiv aufgebaut. Und gewünschtes Verhalten immer stark belohnt. Da Futter früher zeitweise keine Belohnung war, wurde dann mit Zergeln belohnt. Mein Großer ist ein Beutegeier.
All das zunächst nur am Halsband. Das an Geschirr und Halsband zu leisten wäre ihm nicht möglich gewesen. Inzwischen darf er auch gern vor mir laufen. An der Leine nutzt er nur noch den Radius, der ihm durch die Leine vorgeben zur Verfügung geht. Und er entspannt an Leine und Halsband komplett. Das ist unsere Auszeit, wenn er an Flexi oder Schlepp austickt, weil beispielsweise ein Wildschwein vor uns auf den Weg gesprungen ist.
2. War noch nie seine Stärke. Umorientierungssignal habe ich 2 Mal sauber aufgebaut. Kannste vergessen. Das hört er einfach nicht. Nicht, weil er nicht will, oder weil es ihn nicht interessiert, sondern weil er es nicht hört. Ist mit dem Marker genauso. Ich möchte ihn belohnen, weil er gerade schön neben mir geht, aber das hört er gar nicht.
Glaube mir, ein Pudel hört Dich. Immer. Auch wenn er scheinbar schläft, er hört Dich und er hört Dir zu. Und er sieht Dich auch. Auch fast immer. Das fällt einem so oft gar nicht auf, es ist aber so. Ich bemerke auf Fotos so oft, dass mein scheinbar grad völlig außenorientierter Hund seine Augen so stehen hat, dass er mich sehen kann.
Ein Pudel bemerkt alles, was seinen Halter betrifft. Du bist seine Luft zum atmen und seine Mitte. Auch wenn Dir das derzeit schwer fällt zu glauben, es ist aber so. Und genau das macht es auf der anderen Seite manchmal auch schwierig. Er bemerkt Deine Körperhaltung, er weiß was du denkst, er merkt wie du drauf bist. Wie schrieb ich letztens: es wird in der nächsten Zeit wegen der Hormone schlimmer werden.
Mit Aufmerksamkeit einfordern meine ich, dass Du ihn ansprichst und er sieht dich an. Wenn ich ihren Namen ausspreche, dann will ich, dass mich meine Hunde ansehen und abwarten, was ich zu sagen habe. Und da bin ich extrem penetrant. Ich gebe auf Spaziergängen kaum Kommandos. Wenn ich aber den Namen ausspreche habe ich dem Hund was zu sagen und dann soll er mich ansehen. Dafür war aber zeitweise wirklich Penetranz erforderlich.
Ich drücke Dir wirklich ganz fest die Daumen für den Trainer. Hör auf Dein Bauchgefühl bitte. Pudel vertragen Druck ganz ganz schlecht.
Und ich kann nur nochmals betonen, bitte versuche Dir Spaß mit Faffi irgendwo zu suchen. Etwas was Euch beiden Freude macht. Was Faffi gut macht, wo er wenig falsch machen kann und wo ihr beide wieder als Team zusammenfindet. Das scheint mir momentan etwas verlorenzugehen. Dabei ist egal, was das letztlich ist. Mir fällt Longieren ein, Dummy, ZOS. Mit einem tollen Trainer am besten, der Euch beiden etwas Mut macht.