1. Welche Grundlagen/Systeme/Methoden wendet ihr in der Erziehung eurer Hunde an
Grundsätzlich bringe ich Alf alles mit positiver Verstärkung bei, clickere auch z.B.. Die Belohnungen sind dabei bedürfnisorientiert. Ich schaue also, ob er gerade gerne flitzen will, was suchen,dem Spiely hinterher rennen, iwo schnuppern, zu nem anderen Hund rennen oder ob ein Leckerchen grad ideal wäre. Bereits fest sitzende Dinge werden auch regelmäßig belohnt und auch positives Verhalten im Alltag (ruhig an anderen Hunden vorbei gehen, obwohl er da noch nie wild wurde zB) wird regelmäßig verbal von mir bestätigt, um ihm zu vermitteln, dass das gewünscht ist.
Negatives bzw ungewünschtes Verhalten wird bei uns durch ein wiederum positiv auftrainiertes Abbruchsignal ("ähhäähhh" und "nein") abgebrochen, ein Einstellen des Verhaltens dann wieder umgehend zumindest positiv kommentiert oder intensiver belohnt, je nach Reiz, Schwierigkeit und Können.
Bei nicht befolgen von Ansagen gebe ich mir Mühe zu gucken, ob es einen Grund gibt, er evtl überfordert ist, oder der Reiz zu stark. Bei ofensichtlicher Sturheit und einfach "Grenzen austesten" werde ich auch körperlich und setze zB ein Platz auch mal mit leichtem Druck auf den Hund durch (in zwei Jahren war das ca 3x nötig und dazu gehört schon viel offensichtliches "Verweigern" des Hundes...) oder werde körperlich sehr deutlich (stärkere Körperspannung, leicht auf den Hund zu gebeugt, intensiverer Blick und weniger freundliche Stimme), alles im Rahmen dessen, was ich meinem Hund zumuten kann, ohne ihn einzuschüchtern, was ihm aber deutlich zeigt "oh, so nicht". Diesen Punkt würde ich bei jedem neuen Hund wieder indiviuell gestalten.
Das alles gilt nur für Dinge, die er ganz ganz sicher kann in sämtlichen Situationen.
Bei unsicheren Dingen (seien es Kommandos oder Situationen im Alltag, die er nicht gut kennt), nehme ich die "Schuld" auf mich und sehe ein, dass der Hund es nicht besser konnte.
Ich versuche also so viel wie möglich, positiv zu verstärken, lehne aber in bestimmten Situationen körperliche Einschränkungen nicht ab, sofern ich mir sicher bin, dass mein Hund das geforderte eigentlich in dieser Situation abrufen könnte und ich "Störfaktoren" ausgeschlossen habe. Eine deutliche verbale Ansage ist auch möglich, anschreien musste und wollte ich meinen Hund aber noch nie, es ändert sich dann eben der Tonfall mal von freundlich zu sehr bestimmt. Schläge, Tritte, werfen mit Gegenständen, Zwicken o.ä. lehne ich allerdings ab. Ein Anticken an der Flanke zum Aufmerksam machen z.B ist völlig ok, sobald es unangenehm wird, ist das nichts mehr für mich.
Umgekehrt nehme ich körperliche Einschränkungen bzw Ansagen von Alf auch hin und akzeptiere diese, wenn sie angemessen sind (waren sie bisher immer). Z.B. mag er es manchmal nicht gerne, wenn man an seinen Ohren rumspielt, das zeigt er dann deutlich, indem er den geöffneten Fang über die jeweilige Hand legt. Oder er knurrt, wenn man ihn zB auf dem Sofa umlagern will. Das sind Dinge, die müssen nicht sein, die muss er auch nicht über sich ergehen lassen, nur weil er ein Hund ist, auch er darf sagen, wann ihm etwas zu viel wird und wir nehmen dann auch Rücksicht darauf, sofern uns das möglich ist (Ausnahme sind da eig nur medizinisch notwendige Dinge).
Wir versuchen ihm damit zu zeigen, dass auch er für sich eigene Entscheidungen treffen kann und seine individuellen Grenzen ziehen darf, auf die seinen Sozialpartner Rücksicht nehmen.Auch das ist Teil meiner "Philosophie". Ich möchte, das mein Hund auch eigene Entscheidungen treffen kann und weiß, dass er das gerne darf und versuche ihm das in der für Hunde doch begrenzten Welt zu ermöglichen.
2. Seid ihr noch schwankend mit eurer Form der Erziehung oder sicher, dass das für euch die richtige ist?
Ich habe, soweit ich das jetzt beurteilen kann, meinen Weg gefunden. Die Art und Weise so mit meinem Hund unzugehen scheint mir für uns optimal, wir haben eine sehr gute, enge und vertrauensvolle Beziehung zueinander, in der jeder den anderen einschätzen kann und ihm vertraut, auch wenn es natürlich auch mal auszutragende Konflike gibt. Und der Gehorsam sitzt auch sehr gut, was will ich mehr.
Ich denke, dann kann der Weg so verkehrt nicht sein :)
3. Gibt es Ausnahmesituationen in denen ihr Punkt 1 über Bord werft?
Ja, Ausnahmen bleiben für mich Notsituationen, da würde ich dann alles tun, um den Hund vor Unheil zubeschützen, also auch mal schreien, was werfen oder oder oder.
4. Habt ihr früher anders erzogen, bzw. wie kam es dazu, dass ihr jetzt so erzieht?
Ja, ich habe mit 15 meinen erste Hund bekommen und damals (vor jetzt 15 Jahren) wurde noch sehr viel mit Leinenruck, schreien und generell kürperlicher Einwirkung auf den Hund gearbeitet. Als Jugendliche im Hundesportverein damals geriet ich leider an solche Trainer und vertraute diesen zunächst. Was mir heute noch sehr Leid tut für meinen Charly! Ich habe aber glücklicherweise gemerkt, dass es so nicht gehen kann und so haben Charly und ich uns unseren eigenen Weg gesucht, der aus vielen Stücken der einzelnen "Methoden" besteht, denke ich. Er war dabei ein guter Lehrer und ein gelduldiger noch dazu! Also im Grunde habe ich rausgefunden, was ich NICHT WILL und dann geschaut, was ich will, kann und was zu mir und meinen Hunden passt.
5. Welche Hunde habt ihr aktuell? Wie lange habt ihr (eigenverantwortlich) schon Hunde?
Aktuell habe ich einen Deutsch Drahthaar Rüden, den Alf. Er ist jetzt 2 Jahre alt. Von 2000 bis 2013 hatte ich einen DD/Epangnol Breton-Mix, den Charly.
Mit 15 habe ich Charly bekommen, das ist jetzt 15 Jahre her und ihn habe ich bereits eigenverantwortlich erzogen und mich um ihn gekümmert. Meine Eltern halfen nur mal beim gassi-gehen aus.
Ich halte also seit 15 Jahren eigenverantwortlich Hunde.
Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten!
Und ob man vielleicht Parallelen ziehen kann. (Z.B. Leute mit Windhunden erziehen nur positiv
) Nein, so einfach wird es sicher nicht sein.
Dann legt mal los 
Bin auch gespannt :)