Ich würde schon einen Unterschied machen wollen, ob ich einen Welpen/Junghund von einem Züchter übernehme oder einen Welpen/Junghund aus dem Tierschutz.
Beim Züchterhund kann ich da ansetzen, wo der Züchter aufgehört habe, weiß, was der Hund schon alles kann und kennt und im besten Fall ist der Hund sehr gut und sorgfältig aufs Leben vorbereitet worden und hat sich bisher nur im "Wohlfühlmodus" bewegt. Dem kann ich nach einer kurzen Zeit des Ankommens sicher mehr zutrauen als einem Hund mit unbekannter Herkunft.
Bei einem Tierschutzhund würde ich schauen, was der Hund so her gibt. Wie gut sein Nervenkostüm, wie gut er den stressigen Umzug verpackt, was er mitbringt, was er kennt, was er nicht kennt und wo er vielleicht Unsicherheiten oder gar Ängste zeigt.
Und da würde ich nur gucken, dass er ausreichend Sicherheit und Stabilität durch mich erfährt, denn das ist die Basis, um später diverse Situationen meistern zu können.
Gerade jetzt in dem Alter von 7 Monaten würde ich auf jeden Fall schauen, den Hund nicht zu überfordern. Der Umzug in ein neues Zuhause fällt mit der Vorpubertät/Pubertät zusammen und der Hund ist gerade eh in einem unsicheren Entwicklungsabschnitt.
Hier würde ich einfach schauen, dass ich einen strukturierten Alltag schaffe und dem Hund damit Sicherheit gebe, dass er immer weiß, was wann passiert.
Und dann erst mal ankommen lassen und alles andere nach und nach angehen.
Also erst mal Routine und nicht zu viel Neues auf einmal.
Kurze Spaziergänge, gleiche Strecke am besten und nicht versuchen, ständig neue Reize zu setzen.
Die Sozialisierungsphase ist eh schon lange abgeschlossen, jetzt kann man nur mit dem arbeiten, was beim Hund da ist und ihn über die eigene Persönlichkeit durch sein neues Leben führen und an das neue Leben gewöhnen, indem er einfach dabei ist und sich an mir orientiert.
Wenn man eine Checkliste abarbeiten wollen würde (was ich aber eh für unsinnig halte), hätte das nur Sinn, das bis zur 16. Woche zu machen, nämlich genau in dem Zeitraum, in dem im Gehirn die Synapsenverknüfpungen angelegt werden.
Da geht es dann aber nicht darum, WAS der Hund in der Zeit für Erfahrungen macht, sondern WIE.
Also viel mehr um Lösungen für Konflikte. Wie geht der Hund mit einem neuen Reiz um? Nähert er sich neugierig oder eher schüchtern, sucht er selbst nach Lösungen oder nicht, traut er sich zu wenig oder zu viel zu. muss man ihn also eher kommen lassen oder im Eifer bremsen?
Dabei ist es dann eigentlich egal, ob der Konflikt ein Bällebad ist oder ein vorbeifahrendes Auto oder ein Zoobesuch. Es geht darum, WIE der Hund unbekannte Situationen meistert und mit welcher Erfahrung er den Konflikt bewältigt.
Dein Tierschutzhund wird sicher auch seine Erfahrungen schon gemacht haben und in seinem Gehirn Lösungsstrategien abgespeichert haben. Diese wurden vermutlich eher zufällig angelegt als bewusst durch Menschen gefördert.
Was aber durchaus auch von Vorteil sein kann.
Unbekannt wird ihm sein, Anleitung durch einen Menschen zu bekommen und da ist es jetz halt wichtig, dass du dich mit deiner ganzen Person einbringst, klar und vorausschaubar in deinem Verhalten bist, Sicherheit gibst, einen Plan vom Leben hast und den Hund quasi an die Hand nimmst.