Beiträge von gorgeous2000

    Ich würde schon einen Unterschied machen wollen, ob ich einen Welpen/Junghund von einem Züchter übernehme oder einen Welpen/Junghund aus dem Tierschutz.
    Beim Züchterhund kann ich da ansetzen, wo der Züchter aufgehört habe, weiß, was der Hund schon alles kann und kennt und im besten Fall ist der Hund sehr gut und sorgfältig aufs Leben vorbereitet worden und hat sich bisher nur im "Wohlfühlmodus" bewegt. Dem kann ich nach einer kurzen Zeit des Ankommens sicher mehr zutrauen als einem Hund mit unbekannter Herkunft.

    Bei einem Tierschutzhund würde ich schauen, was der Hund so her gibt. Wie gut sein Nervenkostüm, wie gut er den stressigen Umzug verpackt, was er mitbringt, was er kennt, was er nicht kennt und wo er vielleicht Unsicherheiten oder gar Ängste zeigt.
    Und da würde ich nur gucken, dass er ausreichend Sicherheit und Stabilität durch mich erfährt, denn das ist die Basis, um später diverse Situationen meistern zu können.

    Gerade jetzt in dem Alter von 7 Monaten würde ich auf jeden Fall schauen, den Hund nicht zu überfordern. Der Umzug in ein neues Zuhause fällt mit der Vorpubertät/Pubertät zusammen und der Hund ist gerade eh in einem unsicheren Entwicklungsabschnitt.

    Hier würde ich einfach schauen, dass ich einen strukturierten Alltag schaffe und dem Hund damit Sicherheit gebe, dass er immer weiß, was wann passiert.
    Und dann erst mal ankommen lassen und alles andere nach und nach angehen.
    Also erst mal Routine und nicht zu viel Neues auf einmal.
    Kurze Spaziergänge, gleiche Strecke am besten und nicht versuchen, ständig neue Reize zu setzen.

    Die Sozialisierungsphase ist eh schon lange abgeschlossen, jetzt kann man nur mit dem arbeiten, was beim Hund da ist und ihn über die eigene Persönlichkeit durch sein neues Leben führen und an das neue Leben gewöhnen, indem er einfach dabei ist und sich an mir orientiert.

    Wenn man eine Checkliste abarbeiten wollen würde (was ich aber eh für unsinnig halte), hätte das nur Sinn, das bis zur 16. Woche zu machen, nämlich genau in dem Zeitraum, in dem im Gehirn die Synapsenverknüfpungen angelegt werden.
    Da geht es dann aber nicht darum, WAS der Hund in der Zeit für Erfahrungen macht, sondern WIE.
    Also viel mehr um Lösungen für Konflikte. Wie geht der Hund mit einem neuen Reiz um? Nähert er sich neugierig oder eher schüchtern, sucht er selbst nach Lösungen oder nicht, traut er sich zu wenig oder zu viel zu. muss man ihn also eher kommen lassen oder im Eifer bremsen?

    Dabei ist es dann eigentlich egal, ob der Konflikt ein Bällebad ist oder ein vorbeifahrendes Auto oder ein Zoobesuch. Es geht darum, WIE der Hund unbekannte Situationen meistert und mit welcher Erfahrung er den Konflikt bewältigt.

    Dein Tierschutzhund wird sicher auch seine Erfahrungen schon gemacht haben und in seinem Gehirn Lösungsstrategien abgespeichert haben. Diese wurden vermutlich eher zufällig angelegt als bewusst durch Menschen gefördert.
    Was aber durchaus auch von Vorteil sein kann.
    Unbekannt wird ihm sein, Anleitung durch einen Menschen zu bekommen und da ist es jetz halt wichtig, dass du dich mit deiner ganzen Person einbringst, klar und vorausschaubar in deinem Verhalten bist, Sicherheit gibst, einen Plan vom Leben hast und den Hund quasi an die Hand nimmst.

    Hört sich sehr merkwürdig an.

    Kann es sein, dass es irgendwas mit Aufmerksamkeit zu tun hat? Also eher eine psychische Geschichte, weil du so viel Augenmerk drauf legst?

    Ansonsten könnte es sein, dass sie es einfach durch die anfängliche Krankheitsgeschichte noch gar nicht ordentlich gelernt hat.
    Es kann auch sein, dass sie jetzt gesundheitlich zwar ok ist, aber demnächst läufig wird und da kommt es manchmal auch vor, dass Hündinnen noch mal rein machen.
    Krankeit, bevorstehende Läufigkeit und vielleicht inzwischen eine blöde Angewohnheit bzw. nicht richtig erlernte Stubenreinheit könnte sich evt. überschneiden.

    Macht sie denn eher heimlich rein oder mit Blick auf dich? Immer an die gleiche Stelle? Versucht sie gar nicht, sich zu melden? Ihr geht ja schon sehr häufig raus. Gehst du einfach nur so zu den festen Zeiten oder auch bei Bedarf, wenn du das Gefühl hast, dass sie muss?

    Wie hast du es von Welpe an dann versucht, ihr die Stubenreinheit zu vermitteln?

    Wenn dein Hund das Verhalten schon länger zeigt, besteht die Gefahr, dass es inzwischen ritualisiert ist.
    Eine Kastration wird sehr wahrscheinlich keinen Sinn machen.

    Einen Kastrationschip könnte man probieren, allerdings nur, wenn du unter der vollen Chipwirkung die bessere Ansprechbarkeit des Hundes nutzt, um genau in den Bereichen erzieherisch tätig zu werden.

    Dazu gehört eine ordentliche Frustrationstoleranz und ein sicheres Abbruchsignal.

    Diese beiden Dinge kann man auch erst mal an Stellvertreterkonflikten üben (auch unabhängig vom Chip).
    Wenn du zum Beispiel schon Schwierigkeiten hättest, dein Abbruchsignal an einem Leckerchen durchzusetzen, brauchst du es bei einem gut riechenden anderen Hund gar nicht erst probieren.
    Man fängt also klein an und steigert die Schwierigkeit.

    Das gleiche bei der Frustrationstoleranz. Hat dein Hund in bei kleinen Frustthemen schon Schwierigkeiten, wird er es natürlich auch nicht tolerieren, sich bei anderen Hunden zu hemmen.

    Ich führe seit vielen Jahren nicht kastrierte Rüden und aus meiner Sicht ist es möglich, dass ein Hund sich auch in diesen Bereichen hemmen lernt.

    Überprüfen würde ich aber zusätzlich, ob das Verhalten überhaupt sexuell motiviert ist oder ob der Hund damit Stress kompensiert (auf einem Hundeplatz würde das nahe liegen).

    Ebenso kannst du schauen, dass du mit deinem Hund arbeitest, ihm eine Aufgabe gibst. Hunde mit Job sind meistens im sexuellen Bereich auch weniger auffällig, weil sie sich ihre Glückshormone (Dopamin) woanders holen können.

    Man könnte ja auch die erste Zeit unten beim Hund die Nacht verbringen.

    So kenne ich das eigentlich, wenn man Hunde nicht oben oder mit im Schlafzimmer haben will.

    Die Alleinbleibzeiten zwei Mal täglich finde ich gemessen am Alter auch recht lang. Wurde das von klein auf so geübt oder ist das Zufall, dass es klappt?

    Gerade beim RR, der sehr sensibel und ein Spätentwickler ist, würde ich die ersten Wochen/Monate sehr langsam und genau und kleinkariert angehen, damit es nachher kein böses Erwachen gibt.

    Ich vermute auch Stress als Auslöser.

    In dem Alter brauchen Hunde einfach ihre Menschen und wenn diese sie dann ganz alleine lassen, ist das schon heftig für so einen jungen Hund.
    Soziale Nähe und vor allem auch nächtliches gemeinsames Ruhen (dazu muss der Hund ja nicht ins Bett) sind einfach wichtig.

    Nein, sehr wahrscheinlich wird in dem jungen Alter kein Problem bestehen.
    Ausnahmen mag es geben.

    Trotz allem wäre es sinnvoll, die beiden Welpen auf neutralem Gelände oder wenigstens im Garten zusammen zu führen. Ihr werdet ja sicher eh nicht wollen, dass die beiden drinnen spielen. Denn wenn ihr das so anfangt, wird das auch so weiter gehen. Also lieber draußen Spaß und Spiel (und auch lieber nur kurz) und drinnen Ruhe.

    Würde dem Neuling allerdings erst mal 1 bis 2 Wochen Zeit geben, in seinem neuen Zuhause erst mal mit Ruhe ankommen zu können.

    Welchen Erziehungsstand hat der Hund denn?
    Wenn er bis dato und von Welpe an im Tierschutz war, wurde ja wahrscheinlich noch gar nichts in Richtung Erziehung gemacht, oder?

    Der Hund ist also "roh". Jetzt seid ihr am Zug und habt die Aufgabe, einen jungen Hund zu einem alltagstauglichen Begleiter zu machen.

    Wichtig wäre, von Anfang an vielleicht erst mal gewisse Hausregeln aufzustellen. Was soll er dürfen, was nicht? Was darf der Ersthund und er vielleicht erst mal nicht? Gibt es Taburäume, gibt es Regeln, die euch im Umgang mit den Hunden wichtig sind?
    Der Hund muss ja erst mal eine Idee davon bekommen, was bei euch geht und was nicht. Diese Regeln würde ich anfänglich immer lieber sehr eng stecken, damit der Hund sich orientieren kann.

    Das erste, was ich beibringen würde, wäre ein Kommando, mit dem ihr ihn auf seinen Liegeplatz befördern könnt. So kann man ihn zur Ruhe "zwingen" und einfach auch mal auf Distanz zu euch und zu eurem Ersthund schicken.

    Das Ranghöher-Denken ist eigentlich fehl am Platz. Ihr habt zwei Hunde, die bei euch leben und die sich an gewisse Regeln halten müssen. Der Ersthund sollte zwar keine seiner Privilegien einbüßen, aber auch der wird ja Regeln haben. Die jetzt dem neuen Hund auch zu vermitteln, ist eure Aufgabe.
    Also erst mal Struktur in den Alltag bringen.

    Spielzeuge und Kausachen würde ich momentan noch raus lassen. Im Haus würde ich drauf achten, dass Ruhe herrscht und die Hunde da nicht toben oder spielen. Denn das sind oftmals die Situationen mit dem höchsten Konfliktpotenzial.
    Wenn ihr Ressourcen verwaltet und zuteilt, dann könnt ihr damit einen klaren Rahmen stecken.
    Soll es zum Beispiel was zu Kauen geben, würde ich jedem Hund ein Teil geben und ihn damit in sein Körbchen schicken.

    Eine Box statt Körbchen halte ich für durchaus sinnvoll, allerdings sollte der Hund auch die Chance bekommen, seine Box gut zu finden und nicht zur Strafe da rein gepackt werden. Also statt Körbchen ist halt Box sein Liegeplatz. Er kann lernen, da auf Kommando rein zu gehen und dort bekommt er vielleicht dann was zu Kauen. Ob Tür zu oder offen, müsst ihr dann entscheiden.

    Ihr habt jetzt zwei Hunde, da ist einfach deutlich mehr Management gefragt als bei nur einem Hund.

    Da müsst ihr euch Gedanken machen, wie das Zusammenleben aussehen soll und es den Hunden vermitteln.