Das "Sitz" abfragen hat mit der Situation und der Grundstimmung des Hundes (will zum anderen Menschen) ja erst mal nicht zu tun.
Mit Leckerchen belohnst du dann nur das Sitz, aber nicht ruhiges Verhalten.
In diesem Fall halte ich Kommandos (die scheinbar noch nicht gut genug sitzen) und Futtergabe eigentlich für eher fehl am Platz.
Es geht ja hierbei um Grundlegendes, nämlich etwas mal NICHT zu dürfen.
Gibt es Bereiche, wo ihr das besser durchsetzen könnt? Hat das Problem nur mit Menschen zu tun, dass er da unbedingt hin will?
Durfte er als Welpe immer zu jedem hin und ist gestreichelt worden, so dass er jetzt eine gewisse Erwartungshaltung hat?
Wie habt ihr die Besuchersituation von Welpe an denn geregelt? Durfte er da immer mit zur Tür, Leute begrüßen oder habt ihr drauf geachtet, dass er erst mal weg geparkt wird und gar nicht erst die Lernerfahrung macht, dass der Besuch irgendwas mit ihm zu tun haben könnte.
Für die Besuchersituation zuhause würde ich ein Kommando "ab ins Körbchen" etablieren. Erst ohne Ablenkung üben (kann man ja im Alltag immer mal gebrauchen), dann nur mit Türklingel (es kommt aber noch niemand rein) und dann erst, wenn das alles gut klappt, mit Besuchern. Auch hier würde ich immer erst in gestellten Situationen üben, weil es für dich einfacher ist, dich dann nur auf den Hund zu konzentrieren und dich durchzusetzen.
Du kannst das auch alleine üben, wenn du die Türklingel auf Handy aufnimmst und dem Hund beibringst, auf das Klingeln hin ins Körbchen zu gehen. Einfacher wäre es allerdings mit einem neuen Klingelton, der nach erfolgtem Training an der Haustür auch ausgetauscht wird.
Bisher kündigt das Klingeln ja für den Hund eine gewisse Erwartung an und er dreht sehr wahrscheinlich schon darauf hin hoch (konditionoert). Dieses Erwartung müsste erst mal bearbeitet werden, mitten IM Konflikt hast du wenig Möglichkeiten, den Hund überhaupt ansprechbar und lernbereit zu haben.
Also auch hier gilt, erst mal Grundschule, dann Abitur.
Trotz allem würde ich dir empfehlen, mal zu überprüfen, in welchen ähnlichen Bereichen er auch solche Probleme damit hat, es auszuhalten, wenn er etwas mal nicht darf.
Und dann würde ich mir den leichtesten Konflikt raus suchen und erst mal da ansetzen. Zusätzlich würde ich einführen, dass im Haus der Freiraum und die Ansprache durch euch auch mal begrenzt und strukturiert wird. Das macht meistens schon sehr viel aus, wenn man einfach mal drauf achtet, wer welche Entscheidungen trifft, wer agiert und wer reagiert, wer Nähe und Distanz zueinander vorgibt.
Wenn du deinen Hund nicht ins Körbchen schicken kannst und er bleibt entspannt da, wenn keine Ablenkung dabei ist, dann kannst du das in der Besuchersituation einfach nicht erwarten.
Man muss so was kleinschrittig trainieren, damit man langfristig das Ziel erreich. Eine schnelle Lösung gibt es nicht, zumindest nicht, wenn man nicht nur die störenden Symptome, sondern die Grundstimmung des Hundes verändern will.